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Die beschuldigten Männer sollen der Hooligan-, Skinhead- und Neonazi-Szene im Raum Chemnitz angehören.

© Christoph Schmidt/dpa

Bericht der "Zeit": "Revolution Chemnitz": Männer sollen in Chat über Waffen gesprochen haben

Die acht Männer sollen einen Anschlag am 3. Oktober geplant haben. Sie sollen der Hooligan-, Skinhead- und Neonazi-Szene angehören.

Die Bundesanwaltschaft hat bis Dienstag acht mutmaßliche Rechtsterroristen der Gruppe „Revolution Chemnitz“ in Untersuchungshaft genommen. Die Beschuldigten seien am Montag und Dienstag dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt worden, teilte der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof (GBA) am Dienstag in Karlsruhe mit. Dieser habe gegen die Männer im Alter zwischen 20 und 31 Jahren Untersuchungshaft angeordnet. Sie seien dringend verdächtig, die rechtsterroristische Vereinigung „Revolution Chemnitz“ gegründet zu haben.

Sieben der Beschuldigten waren bereits am Montag festgenommen worden. Ein weiterer Mann, der mutmaßliche Rädelsführer, saß bereits seit dem 14. September wegen des Verdachts auf schweren Landfriedensbruch in Untersuchungshaft. Die Gruppe soll den Ermittlern zufolge einen Anschlag zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober vorbereitet haben.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) räumte unterdessen Nachholbedarf im Freistaat ein. Beim Kampf gegen Rechtsextremismus sei das Land nicht dort, „wo wir hinwollten“, sagte er am Montagabend bei einem Bürgerdialog in Dresden.

Die beschuldigten Männer sollen der Hooligan-, Skinhead- und Neonazi-Szene im Raum Chemnitz angehören. Sie stehen im Verdacht, spätestens am 11. September 2018 die terroristische Vereinigung gegründet zu haben. Den Ermittlern zufolge sollen sie Angriffe auf Ausländer und Andersdenkende geplant haben und im Begriff gewesen sein, sich halbautomatische Schusswaffen zu besorgen.

Nach einem Bericht der „Zeit“ (Ausgabe vom 4. Oktober) haben sich die mutmaßlichen Rechtsterroristen dabei in einer Chatgruppe über mögliche Modelle ausgetauscht. Dabei präferierten sie dem Bericht zufolge den Kauf einer Schusswaffe der Firmen Heckler & Koch oder Walther.

Als Kaufpreis seien rund 800 Euro genannt worden. Aus dem Chatverlauf gehe zudem die Gewaltbereitschaft der Beteiligten hervor. Es gehe darum, „die Geschichte Deutschlands zu ändern“, heiße es dort und: Dies könne möglicherweise „nicht gewaltfrei“ erreicht werden und „Opfer fordern“.

Details zum geplanten Anschlag am 3. Oktober sind bislang nicht bekannt, jedoch soll es am 14. September laut Bundesanwaltschaft einen „Probelauf“ für die Aktion gegeben haben. Demnach griffen an dem Tag fünf der Verdächtigen in Chemnitz Ausländer an, eine Person wurde verletzt. Danach wurde der mutmaßliche Rädelsführer Christian K. festgenommen.

Der Dresdner Extremismusforscher Steffen Kailitz bezeichnet die Festnahme der acht mutmaßlichen Rechtsterroristen „in einem frühen Stadium“ der Gruppe als „einen großen Erfolg der Ermittler“. Kailitz sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), ein Anschlag an einem „so symbolträchtigen Tag wie dem 3. Oktober hätte eine Schockwelle durch das Land gejagt“.

Der Bielefelder Extremismusforscher Andreas Zick warnte, die Aufdeckung der Vereinigung „Revolution Chemnitz“ zeige, dass die rechtsextremistische Radikalisierung voranschreite. „Der Ruf nach Widerstand ist eben halt nicht nur eine Einstellung, sondern ein Programm“, sagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld dem epd.

Ob die acht Beschuldigten auch an den teilweise gewaltsamen rechten Protesten in Chemnitz Ende August und Anfang September beteiligt waren, ist den Ermittlern zufolge noch unklar. Auslöser der Proteste war der Tod eines 35-jährigen Deutsch-Kubaners, der am 26. August in Chemnitz mutmaßlich von Asylbewerbern erstochen worden war. (epd)

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