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Weiterhin fürchten viele Menschen die Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffes - dabei sind die Nebenwirkungen extrem selten.

© Pavlox Goncharx/imago images/ZUMA Wire

Berechtigtes Astrazeneca-Misstrauen?: Die wirkliche Gefahr lauert daheim im Badezimmerschrank

Die Skepsis gegenüber dem Astrazeneca-Impfstoff bleibt groß. Unser Autor prüft mal die Risiken in seinem Badezimmerschrank – und erschrickt. Eine Glosse.

Eine Glosse von Andreas Austilat

In TV-Spots wird der Satz immer ganz schnell gesprochen: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“. Für Ärztinnen und Apothekerinnen ist kein Platz, es geht darum, keine teure Werbezeit zu verschwenden. Hört sowieso keiner zu.

Das ärgert Frank Mockenhaupt, den kommissarischen Direktor des Instituts für Tropenmedizin der Charité. Denn anderenfalls wüssten alle das Risiko, nach einer Impfung mit Astrazeneca eine Blutverklumpung zu erleiden, besser einzuordnen. Das spielt nämlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:123.000 in einer Liga, die auf normalen Beipackzetteln gar nicht auftaucht – zumindest wenn man einmal für einen Moment annimmt, alle Geimpften seien gleich betroffen, was für Astrazeneca noch nicht geklärt ist.

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Ein Blick in den Badezimmerschrank zeigt das. Da liegt die Packung Aspirin. Beipackzettel entrollt: Unter „Welche Nebenwirkungen sind möglich“ wird aufgeschlüsselt von „sehr häufig“ bis „sehr selten“. Letzteres betrifft bis zu einen in 10.000 Behandelten. „Sehr selten“ sind schwerwiegende Blutungen wie zum Beispiel Hirnblutungen.

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Und nimmt man Aspirin nicht völlig bedenkenlos? Weiter im Beipackhorror: Einen von 1000 treffen Magen- oder Darmgeschwüre, bis hin zum Durchbruch.

Pantoprazol kann bei einem von 100 Patienten das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen

Nächstes Medikament: Ibuprofen. „Sehr selten“, also bei 1:10.000 Fällen: unter anderem Herzinfarkt und Blutplättchenmangel, was in Kombination mit Thrombose ja genau das Problem bei Astrazeneca ist. Hat da jemand an Lieferstopp gedacht?

Auch im Badezimmerschrank: Pantoprazol, das von Leuten mit Magenproblemen genommen wird, mitunter sogar schon gegen Sodbrennen. Einer von 100 Patienten riskiere einen Knochenbruch steht da, in Hüfte, Handgelenk oder Wirbelsäule. „Sehr selten“ komme es zu Desorientierung.

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Das passt, denn desorientiert kommt sich allmählich auch der Autor vor. Was für Risiken Badezimmerschränke enthalten können! Die Pille zum Beispiel. Ihr Beipackzettel ist so lang, dass er eigentlich jeden Rahmen sprengt. „Sehr seltene“ Nebenwirkungen kommen gar nicht vor. Etwa, weil es von den häufigeren schon genug gibt?

Was vorkommt: verringertes Interesse an Sex. Erhöhtes Interesse an Sex. Herzinfarkt, Schlaganfall, alle möglichen Blutgerinnsel. So sieht sie aus, die Wahrheit der Beipackzettel. Die Risikoquote, die zum Ausgabestopp von Astrazeneca geführt hat, ist vergleichsweise mikroskopisch. Hätte man wissen können. Es guckt nur keiner hin.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version war in der Zwischenüberschrift von Ibuprofen die Rede, das das Risiko von Knochenbrüchen erhöht. Es muss natürlich Pantoprazol heißen. Wir haben die Zwischenüberschrift entsprechend korrigiert.

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