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Papst Franziskus (rechts) und sein Vorgänger Benedikt (Archivbild vom Juni 2016)

© imago/epd/Osservatore Romano

Benedikt verteidigt Pflicht zur Ehelosigkeit: „Der Zölibat hat eine große Bedeutung“

Nach dem Rücktritt als Papst wollte er „verborgen“ bleiben. Doch nun äußert sich Benedikt zu einem ganz heiklen Thema – und düpiert Nachfolger Franziskus.

Der emeritierte Papst Benedikt hat mit Äußerungen zum Zölibat für Aufsehen gesorgt. Zusammen mit dem westafrikanischen Kurienkardinal Robert Sarah hat er in dem 175 Seiten umfassenden Buch „Des profondeurs de nos coeurs“ („Aus den Tiefen unserer Herzen“) die verpflichtende Ehelosigkeit für römisch-katholische Priester vehement verteidigt. „Ich glaube, dass der Zölibat eine große Bedeutung hat“, schreibt der 92 Jahre alte Benedikt nach Angaben der französischen Zeitung „Le Figaro“, die vorab einen Auszug veröffentlichte.

Darin sprechen sich sowohl Benedikt wie auch der aus dem afrikanischen Guinea stammende Kardinal Sarah gegen eine Aufhebung der Zölibatsvorschrift aus. Regionale Ausnahmen vom Zölibat lehnen sie ab. Auch einer Weihe von Frauen erteilen sie eine Absage.

Bei der letzten Bischofssynode im Vatikan im Herbst ging es unter anderem um die Frage, ob Priester in Ausnahmefällen in der Amazonas-Region auch verheiratet sein können. Dafür hatte sich die Mehrzahl der Teilnehmer ausgesprochen, um den extremen Priestermangel in der lateinamerikanischen Region zu bekämpfen. Kritiker sahen das als Einfallstor, den Zölibat ganz abzuschaffen.

Papst Franziskus hat das immer wieder zurückgewiesen. Er will in Kürze ein postsynodales Schreiben zur Synode veröffentlichen. Umso bemerkenswerter, dass sich Benedikt nun noch vor dieser Veröffentlichung des Pontifex' dazu äußert.

Scharfe Kritik an Ideen der Amazonas-Konferenz

In ihrem gemeinsam verfassten Vorwort betonen die Autoren, sie handelten „aus Liebe zur Einheit der Kirche“. Angesichts der jüngsten Debatten über Reformen und den Zustand der Kirche zitieren sie den Kirchenvater Augustinus (354-430): „Ich kann nicht schweigen.“ Anschließend legen beide in zwei je eigenen Beiträgen ihre Ansichten dar, bevor sie die Ausführungen mit einem gemeinsamen Schlusswort beenden.

Insbesondere die Einlassungen von Benedikt sind auch deswegen bedeutsam, weil er 2013 bei seinem Rücktritt angekündigt hatte, künftig „für die Welt verborgen“ zu bleiben. Seither hat er sich dennoch mitunter öffentlich zu theologischen Fragen zu Wort gemeldet.

In den von „Le Figaro“ veröffentlichten Auszügen betont der emeritierte Papst, die Tradition des Zölibats reiche bis in die alte Kirche zurück. Schon damals seien Priester zu sexueller Enthaltsamkeit verpflichtet worden. Verheiratete Männer hätten in einer sogenannten Josephsehe leben müssen, also ohne sexuelle Kontakte zu ihrer Frau.

Kurienkardinal Robert Sarah kritisierte in scharfen Worten die auf der Amazonas-Synode angestoßene Debatte. „Man wollte uns weismachen, dass der kirchliche Zölibat nichts weiter als eine junge Übung ist“, sagte er im Interview, das „Le Figaro“ zusammen mit den Buchauszügen veröffentlichte.

„Man hat historische Lügen und theologische Annäherungen angehäuft. Man hat uns weismachen wollen, dass die Weihe von verheirateten Männern oder die Einrichtung von Weiheämtern für Frauen die Lösung für alle Übel sei.“ Doch dies halte er für falsch, betonte Sarah. „Die einzig mögliche Reform für die Kirche ist eine Rückkehr zur Radikalität des Evangeliums.“

Im Buch schreibt Sarah, eine Lockerung der Zölibatsvorschrift, selbst wenn sie sich auf eine bestimmte Region beschränke, bedeute „eine Verletzung, eine Wunde in der inneren Kohärenz des Priestertums“. (dpa, KNA)

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