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In Mecklenburg-Vorpommerns Grundschulen werden unter Beachtung der Corona-Schutzmaßnahmen rund 13.900 Erstklässler eingeschult.

© dpa / Jens Büttner

Bedenken vor kommenden Schulöffnungen: Kinder jeden Alters bei Sommercamp in USA mit Corona infiziert

Kommende Woche beginnt in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg die Schule. Erkenntnisse aus den USA wecken Zweifel an dem Schritt ohne strenge Corona-Regeln.

Am Montag beginnt in Mecklenburg-Vorpommern das neue Schuljahr, am Donnerstag ist es in Hamburg soweit und auch in Berlin läuft die letzte Woche der Sommerferien an. Dass die Schülerinnen und Schüler zur Normalität zurückkehren können, ist jedoch unwahrscheinlich. Mitten in der Corona-Pandemie, vermutlich kurz vor einer zweiten Infektionswelle. Am Freitag steckten sich in Deutschland über 1000 Menschen neu mit dem Virus an, das Robert-Koch-Institut zeigt sich besorgt.

Neuste Erkenntnisse aus den USA bestätigen zudem erneut die Annahme, dass Kinder jeden Alters sich mit dem Erreger infizieren können und eine „wichtige Rolle“ bei der Übertragung von Sars-CoV-2 spielen. Die US-Gesundheitsbehörde CDC untersuchte einen Coronavirus-Ausbruch in einem Sommercamp im südlichen Bundesstaat Georgia – die am Freitag veröffentlichten Ergebnisse der Studie dürften die Debatte zu Schulöffnungen erneut anheizen.

Die Organisatoren des Sommercamps hatten zwar mehrere Vorsichtsmaßnahmen beschlossen, um einen Ausbruch des Virus möglichst zu verhindern. Doch das Tragen von Masken gehörte für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen nicht dazu, ebenso wenig wurden Innenräume regelmäßig gelüftet.

Während ihres mehrtägigen Aufenthalts gab es zahlreiche Aktivitäten im Freien und in geschlossenen Räumen, darunter „kräftiges Singen und Jubeln“, so die CDC-Studie. Die Folgen sind enorm.

Rund 350 Kinder und Jugendliche nahmen an dem zehntägigen Camp teil, auf der Anlage arbeiteten etwa 250 Angestellte und Freiwillige. Von den insgesamt rund 600 Anwesenden gab es zwar nur von 344 das Ergebnis eines Corona-Tests – von ihnen hatten sich allerdings 260, also 76 Prozent, mit dem Coronavirus infiziert. Das entspricht fast der Hälfte der kompletten Camp-Teilnehmer. Die „New York Times“ hatte zuerst über die Studie berichtet.

Corona-Ausbruch: Camp wurde erst nach fünf Tagen geschlossen

Das Camp fand Ende Juni statt, den genauen Ort teilte die CDC jedoch nicht mit. Die Statistik der Neuinfektionen für den Bundesstaat Georgia zeigt ab dem 16. Juni einen rapiden Anstieg. So waren es an jenem Tag rund 783 neue Fälle, am 1. Juli lag die Zahl hingegen bereits bei 2.764.

Bemerkt wurde der Corona-Ausbruch in dem Camp, weil ein Teenager zwei Tage nach der Ankunft der Gäste, also am 23. Juni (1560 Neuinfektionen in Georgia), Erkältungssymptome zeigte. Er wurde daraufhin von den Mitarbeitern des Camps nach Hause geschickt. Bereits am nächsten Tag wurden weitere Camp-Teilnehmende ebenfalls nach Hause geschickt.

Als der betroffene Teenager wenige Tage später ein positives Testergebnis erhielt, wurde das Camp am 27. Juni (2038 Neuinfektionen in Georgia) geschlossen – also fünf Tage nachdem er Symptome zeigte.

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Unter den Infizierten waren 51 Kinder im Alter bis zu zehn Jahren, 180 Jugendliche und 29 volljährige Personen. Wegen der fehlenden Testergebnisse sei anzunehmen, dass es noch mehr Infektionen gegeben habe, hieß es in der Studie.

Studie: Kinder könnten Virus besonders leicht übertragen

Für Caitlin Rivers, Epidemiologin an der Johns-Hopkins-Universität, stellt die Studie eine wichtige Erkenntnis dar, zumal sehr wenige Ausbrüche in Schulen oder Kitas bisher untersucht worden sind. „Die Tatsache, dass sich so viele Kinder in diesem Camp bereits nach wenigen Tagen infiziert haben, bestätigt, wie wichtig Eindämmungsmaßnahmen in Schulen sind, die wieder für den Präsenzunterricht öffnen“, sagte Rivers gegenüber der „New York Times“.

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Während die Rolle von Kindern bei der Übertragung des Coronavirus lange als schwindend gering eingeschätzt wurde, spricht die CDC-Studie dafür, dass Kinder aller Altersgruppen anfällig für eine Infektion sind. Mehr noch: Sie könnten das Virus auch besonders leicht übertragen. Preeti Malani, der leitende Gesundheitsbeauftragte der Universität von Michigan, bezeichnete die Studie als Warnung.

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Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern aus Chicago bestätigte zudem, dass Kinder eine höhere Viruslast haben, als bisher angenommen. Sie verglichen die Viruslast bei Kindern in drei Altersgruppen und fanden bei Kindern unter fünf Jahren mehr virale Nukleinsäure in den oberen Atemwegen als bei Erwachsenen.

Auch Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie der Charité, hatte zu dem Thema eine Studie veröffentlicht und kam zu dem Ergebnis, dass es keine Hinweise darauf gebe, dass Kinder nicht genauso ansteckend seien wie Erwachsene. Die erste Version der Studie wurde aufgrund der ihr zugrunde liegenden statistischen Methoden kritisiert. Eine überarbeitete Fassung bestätigte aber die ursprünglichen Ergebnisse. Drosten warnte daraufhin schon im Juni vor uneingeschränkten Schulöffnungen.

Schulschließung in den USA nach erstem Tag

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Ein weiterer Fall aus den USA liefert ebenfalls Grund genug zur Besorgnis: Eine Schule im Bundesstaat Indiana musste bereits nach dem ersten Schultag wegen eines CovId-19-Falls geschlossen werden.

Bereits nach wenigen Stunden musste der Unterricht an der Greenfield Central Junior High School am Donnerstag abgebrochen werden, weil ein Schüler positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Der Jugendliche saß wohl in mehreren Klassenzimmern zusammen mit anderen Schülerinnen und Schülern. Die infizierte Person wurde isoliert und auch für alle Kontaktpersonen wurde eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. Es ist unklar, ob weitere Schüler infiziert wurden.

Zuvor hatten bereits hunderte Bundesdistrikte in den Vereinigten Staaten angesichts der derzeit rapide steigenden Zahlen ihre geplanten Schulöffnungen verschoben, um ähnliche Szenarien zu vermeiden.

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In New York City beispielsweise öffnen die Schulen mit einem Hybrid-Konzept aus Homeschooling und Unterricht vor Ort – an letzterem sollen die Schülerinnen und Schüler an ein bis drei Tagen pro Woche teilnehmen. Doch selbst bei diesem Modell könnten einzelne Fälle, abhängig vom Infektionsgeschehen in der Metropole, dazu führen, dass die Schulen schnell wieder geschlossen werden müssen.

Schulöffnungen: Wie gut ist Deutschland vorbereitet?

Auch in Deutschland ist unklar, wie gut es Schulen gelingen wird, das Infektionsrisiko gering zu halten. In Berlin beschloss die Gesundheitsverwaltung am Donnerstag eine Maskenpflicht in Schulen – auf dem Schulhof und in Klassenräumen soll sie jedoch nicht gelten. Und auch die Flughafentests für Reiserückkehrer am Berliner Flughafen Tegel liefen gehörig schief.

Mecklenburg-Vorpommern, das erste Bundesland, in dem die Schule wieder losgeht, hat einen neunseitigen Hygieneplan entwickelt. An Grundschulen soll jedes Kind mindestens vier Stunden Unterricht am Tag haben, an weiterführenden Schulen sind es fünf. Lehrer können einen kostenlosen Abstrichtest machen lassen, eine Maskenpflicht ist in dem Plan aber nicht festgeschrieben.

Hamburg setzt vor allem auf Abstandsregeln, Lehrkräfte erhalten kostenlose Visiere und FFP-2-Masken. Die Schüler sollen jedoch in ihrer früheren Klassengemeinschaft lernen, Kontakte reduzieren sich „auf die eigene Klassenstufe“.

Ob sich in Deutschland mit der Öffnung der Schulen ein ähnliches Szenario wie in dem Sommercamp in Georgia ereignet, bleibt abzuwarten. Unwahrscheinlich wäre es den aktuellen Erkenntnissen zur Viruslast bei Kindern zufolge nicht. (mit dpa)

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