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Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, auf dem Bundesparteitag der Grünen.

© Guido Kirchner/dpa

Update

Baerbock mit 97,1 Prozent wiedergewählt : Rekordergebnis für die Grünen-Chefin

Noch nie hat eine Grünen-Chefin so viele Stimmen erhalten wie Annalena Baerbock. Sie sagt: Wir haben noch lange nicht fertig. Habeck erhielt 90,4 Prozent.

Mit einem Rekordergebnis ist Annalena Baerbock für zwei weitere Jahre zur Bundesvorsitzenden der Grünen gewählt worden. Die 38-Jährige erhielt beim Bundesparteitag in Bielefeld 97,1 Prozent der Stimmen. Es ist das beste Ergebnis seit der Fusion von Bündnis 90/Die Grünen im Jahr 1993.

Im Anschluss wurde Robert Habeck im Amt bestätigt. Er verbesserte sein Ergebnis aus dem vergangenen Jahr von 81,3 auf 90,4 Prozent. Mit so deutlicher Unterstützung für die beiden hatte kaum jemand gerechnet. Beide führen seit Januar 2018 gemeinsam die Partei.

Beide Vorsitzenden betonten vor ihrer Wahl den Anspruch der Grünen, Regierungsverantwortung zu übernehmen. „Wir müssen nicht nur Ziele formulieren, wir müssen sie auch umsetzen“, sagte Baerbock. Die Grünen hätten nun drei Aufgaben: „Wir brauchen das Team, wir brauchen Bündnisse, und wir müssen handeln.“

Sie wolle nicht, dass die Gestaltungsmacht der globalisierten Wirtschaft überlassen werde, sagte Baerbock. „Ich will, dass Politik die Verantwortung übernimmt, unsere Zukunft zu gestalten.“ Sie wolle eine Wirtschaft innerhalb der Planetaren Grenzen und ohne Öl, Kohle und Gas, die dennoch den Wohlstand sichere. Die „ökologische Transformation“ müsse auch sozial sein und für alle Menschen funktionieren - etwa auch für Stahlarbeiter oder Handwerker. Sie sagte: „Wir haben noch lange nicht fertig.“

„Wir dürfen uns nicht von Ängstlichkeit leiten lassen."

Habeck warb für eine mutige Politik. „Wenn aber die eigene Ängstlichkeit zum Gradmesser der Politik wird, dann ist Politik fertig“, sagte er. „Da müssen wir den Unterschied machen. Wir müssen uns auf die Realität konzentrieren, wir dürfen uns nicht von Ängstlichkeit leiten lassen.“ Die Grünen seien keine Bürgerbewegung mehr. „Wir sind eine politische Kraft, die den Auftrag zur Gestaltung hat. Für diese Zeit sind wir gegründet worden, und jetzt lösen wir es ein.“

Seit der Wahl der Doppelspitze Habeck/Baerbock sind die Umfragewerte der Grünen auf 20 Prozent und mehr gestiegen, bei mehreren Landtagswahlen und bei der Europawahl gewannen sie deutlich hinzu. Die Grünen müssen sich der Frage stellen, ob sie für die nächste Bundestagswahl einen Kanzlerkandidaten aufstellen - bisher ist das in der Parteispitze aber ein Tabu.

Zwei „Mega-Aufgaben“ für die Grünen

Der Politische Bundesgeschäftsführer der Grünen, Michael Kellner, hatte schon vor der Wahl der Vorsitzenden betont, dass das Ergebnis nicht als Vorentscheidung über eine Kanzlerkandidatur gewertet werden solle. Das sei „nicht relevant für die Frage“, und die Delegierten würden die Prozent-Ergebnisse nach zwei Wochen wieder vergessen, sagte er.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann schwor die Grünen auf eine Führungsrolle in der Politik ein. „Es wächst uns eine neue Rolle zu“, sagte der bislang einzige Landes-Regierungschef der Grünen. „Das ist nicht mehr nur die Rolle, mitzugestalten, sondern auch mitzuführen.“ Die Partei haben zwei „Mega-Aufgaben“, nämlich sich der Erhitzung des Erdklimas durch Treibhausgase und der Abkühlung des gesellschaftlichen Klimas durch Rechtspopulisten und Rechtsradikale entgegenzustellen.

„Jetzt wählen uns eben nicht mehr nur eingefleischte Ökos, sondern ganz viele Menschen suchen Orientierung bei uns und erwarten von uns realistische Antworten“, sagte Kretschmann. Es sei richtig, was die Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck anstrebten: „Wir müssen eine Bündnispartei werden, damit wir diese Führungsaufgabe mit übernehmen können.“

Habeck und Baerbock hatten die Parteiführung Anfang 2018 kurz nach dem Scheitern der Gespräche über eine Jamaika-Koalition mit Union und FDP im Bund übernommen. Habeck hatte in Hannover rund 81,3 Prozent der Stimmen bekommen, Baerbock mit einer Gegenkandidatin rund 64,5 Prozent. (dpa)

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