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Französischer Tausendsassa. Jean Castex.

© AFP/Ludovic Marin

Ausgangsbeschränkungen: Der Mann für den Weg nach draußen

Jean Castex ist Frankreichs Koordinator für die schrittweise Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen in der Coronakrise. Ein Porträt.

„Monsieur Déconfinement“ heißt Jean Castex überall. Der 54-jährige Konservative, der im Elyséepalast unter Ex-Präsident Nicolas Sarkozy stellvertretender Generalsekretär war, soll die Maßnahmen zum Ende der Ausgangssperre koordinieren und dabei nicht nur auf Ärzte, sondern auch auf Wirtschaftsexperten hören.

Bis 15. April gilt offiziell die Ausgangssperre, das „confinement“. Sie könnte allerdings verlängert werden. Doch die Regierung weiß, dass man ein Land nicht von Null auf Hundert hochfahren kann und gleichzeitig eine neue Coronawelle verhindern kann.

Castex gilt als Kenner des französischen Systems. Er war lange im Gesundheits- und im Arbeitsministerium beschäftigt, vor allem als Kabinettsdirektor in beiden Ministerien unter Xavier Bertrand. Er sei so etwas wie ein „Schweizer Messer“ sagte Franck Louvrier, ehemaliger Berater von Sarkozy, über ihn.

Castex hat unter anderem Frankreichs Plan für eine mögliche Epidemie mit dem Virus der Vogelgrippe H5N1 ab 2005 vorbereitet. Damals galt Frankreich als eines der am besten gewappneten Länder der Welt. Ex-Minister Bertrand betonte über ihn, er sei sehr „pragmatisch“.

National denken, regional handeln

Castex, Bürgermeister im südfranzösischen Prades, ist über die Parteigrenzen hinweg so angesehen, dass er 2018 sogar mal als Innenminister und als neuer Chef der Staatseisenbahn SNCF im Gespräch war. Seit 2017 koordinierte er die Vorbereitung der verschiedenen Ministerien für Olympia 2024 in Paris.

Einige Szenarien zum Ausstieg in Frankreich wurden schon bekannt. Nachgedacht wird über eine schrittweise Lockerung, unter anderem über regionale Ausgangssperren. Das bedeutet möglicherweise, dort zu lockern, wo die Welle zuerst angekommen ist und weitere Verbote in den Regionen, die später an der Reihe waren.

Weiterhin gibt es Diskussionen, ob für Ältere über 65 und Patienten mit schweren Erkrankungen, weiterhin Ausgangssperren gelten sollen, während die Jugend sich immunisiert. Schulen könnten schrittweise nach Altersstufen geöffnet werden. Bisher wird als Datum für eine Rückkehr in die Schulen vage der 4. Mai genannt.

Auch die Wirtschaft würde wohl langsam hochgefahren, kleinere Geschäfte zuerst. Wirklich vorbereitet ist Frankreich auf den Ausstieg allerdings so wenig wie es auf die Krise selbst war. Noch immer fehlen Masken sogar in den Krankenhäusern. Auch Tests, um das Ausmaß der Krankheit zu erfassen, sind nicht genug vorhanden.

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