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Wer aus einem Virusvariantengebiet kommt, soll vor Abreise einen negativen Test vorlegen müssen.

© Oliver Berg/dpa/dpa-tmn

„Ausbreitung maximal verlangsamen“: Gesundheitsminister der Länder fordern schärfere Einreiseregeln

Experten warnen vor einer starken Omikron-Welle. Die Gesundheitsminister der Länder bitten den Bund daher, die Einreiseverordnung zu ändern.

Die Sorge vor einer raschen Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland wächst. Die Gesundheitsminister der Länder forderten den Bund am Samstag auf, mit schärferen Einreiseregeln die Verbreitung zu verlangsamen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: „Die Einreise sicherer zu machen, hilft, damit sich die Omikron-Variante nicht so schnell ausbreitet.“ Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnte vor einer Verschärfung der Lage in den Kliniken.

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Klaus Holetschek (CSU), erklärte in München nach einer Sonder-Videoschalte der Ressortchefs: „Wir müssen die Ausbreitung von Omikron so lange wie möglich verhindern und maximal verlangsamen, damit sich noch mehr Menschen impfen lassen können.“ Dass Omikron sehr ansteckend sei, sei mittlerweile wissenschaftlicher Konsens.

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Das Einschleppen der Variante aus den von der Bundesregierung als Virusvariantengebiet eingestuften Ländern müsse bestmöglich verhindert werden, so Holetschek: „Von zentraler Bedeutung ist es, die Bedingungen der Einreise aus Virusvariantengebieten nochmals deutlich zu verschärfen.“

Daher hätten die Länderminister den Bund gebeten, die Coronavirus-Einreiseverordnung anzupassen. Künftig sollten Einreisende ab sechs Jahren schon vor Abreise aus diesen Gebieten dem Beförderer einen negativen PCR-Test vorlegen, der bei Abflug im Ausland höchstens 48 Stunden zurückliegen dürfe. Ein Antigen-Schnelltest solle nicht mehr akzeptiert werden.

Außerdem solle eine „Regelungslücke“ geschlossen werden. Der PCR-Test solle auch von jenen Reisenden aus den Gebieten vorgelegt werden, die nur an einem deutschen Flughafen umsteigen. „Die Passagiere sitzen teilweise stundenlang im selben Flieger, und das Virus unterscheidet nicht zwischen Passagieren, die aus- oder umsteigen“, sagte Holetschek.

„Daher bitten wir den Bund, diese mögliche Infektionsquelle gerade bei Langstreckenflügen einzudämmen, indem alle Passagiere einen PCR-Test vorlegen müssen - alles andere wäre absurd.“

Lauterbach sagte: „Verhindern können wir die Verbreitung nicht, nur verzögern. Je länger es dauert, bis Omikron auch Deutschland im Griff hat, umso besser.“ Nach seiner Einschätzung steht Deutschland vor einer massiven fünften Corona-Welle mit der Omikron-Variante.

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Bisher gelten keine europäischen Länder als Virusvariantengebiete, laut Liste des Robert Koch-Instituts sind dies derzeit Länder wie Südafrika, Namibia und Simbabwe. Im südlichen Afrika war Omikron entdeckt worden.

Holetschek bekräftigte, der Bund solle sich kurzfristig für eine Einstufung von Großbritannien als Virusvariantengebiet einsetzen: „Die Ausbreitung von Omikron in Großbritannien ist sehr deutlich.“

Von Sonntag an gelten Frankreich und Dänemark wegen hoher Corona-Infektionszahlen als Hochrisikogebiete. Damit sind künftig bis auf Luxemburg alle Nachbarländer Deutschlands als Hochrisikogebiete eingestuft.

Wer aus einem solchen Gebiet einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der Einreise mit einem negativen Test davon befreien. Strengere Regeln gibt es bei der Einstufung eines Landes als Virusvariantengebiet.

Große Zahl gleichzeitig schwer Erkrankter zu befürchten

Der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte der dpa, wenn sich bestätige, dass Omikron sehr viel ansteckender als Delta sei und die Schwere der Verläufe vergleichbar sei, werde man es im schlimmsten Fall mit einer großen Zahl gleichzeitig schwer erkrankter Patienten zu tun haben: „Für die Krankenhäuser wäre dies eine weiter verschärfte Lage, die über all das hinausgeht, was wir bisher erlebt haben.“

Gaß forderte die Politik auf, die Erkenntnisse zu Omikron aus anderen Ländern „sehr sorgfältig“ zu analysieren und, falls sich die Befürchtungen bestätigten, „sehr frühzeitig“ mit Kontaktbeschränkungen gegenzusteuern. „Wir dürfen dann keine Zeit verlieren, dann muss sofort gehandelt werden, noch bevor die Zahlen auch in Deutschland nach oben gehen und eine Überlastung der Krankenhäuser nicht mehr zu verhindern ist.“

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Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der dpa: „Der beste Schutz vor der nächsten Welle ist eine hohe Impfquote.“ Omikron werde vor allem die Ungeimpften hart treffen. „Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass wir im Januar eine harte Infektionswelle haben werden. Das Problem ist, dass sich diese fünfte Welle auf die vierte Welle obendrauf setzt“, so Weil.

„Allein durch die schiere Zahl der zu befürchtenden Ansteckungen ist eine steigende Belastung des Gesundheitssystems fast unvermeidlich. Deswegen sind die Maßnahmen, die wir jetzt treffen, auch vorbeugender Brandschutz vor Omikron.“

Das Robert Koch-Institut gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit 321,8 an. Am Vortag hatte der Wert mit 331,8 noch höher gelegen. Experten befürchten wegen der ansteckenderen Omikron-Variante aber eine baldige Trendumkehr. (dpa)

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