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Sahra Wagenknecht, Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke.

© Britta Pedersen/dpa

„#aufstehen – Die Sammlungsbewegung“: Wagenknechts linkes Projekt ist online

Videos über Menschen, die sich beklagen, sollen im Internet Zulauf für die linke Sammlungsbewegung bringen. SPD-Vize Stegner kritisiert das Projekt als "Egotrip notorischer Separatisten".

Es sind kurze Videos, oft unterlegt mit melancholischer, eindringlicher Musik: Eine Rentnerin mit traurigem Gesicht spricht über ihre Geldsorgen, die kaputten Knochen, die Sorge, aus der Wohnung rauszumüssen. Ein Student mit Karohemd beklagt das langsame Internet auf dem Land, den fehlenden Mobilfunk. Und ein Landschaftsbauer, der oft auf Baustellen arbeitet, wünscht sich eine bessere Bezahlung für Handwerker. Darüber prangt in roten Buchstaben „#aufstehen – Die Sammlungsbewegung“.

Seit Samstag sind diese Videos online, dahinter stecken Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht und ihr Mann Oskar Lafontaine. Seit Monaten machen die beiden bereits Werbung für ihre linke Sammlungsbewegung, einige Unterstützer haben sie bereits hinter sich versammelt. Zum Start der Website setzen sie nun ganz auf Emotionen. Eigentlich los geht es mit dem Projekt zwar erst am 4. September, aber im Internet wollen Wagenknecht und Lafontaine schon einmal Registrierungen von Leuten sammeln, die gern „Teil der Bewegung“ sein möchten.

Angebot für Unzufriedene

Wagenknecht will mit ihrer neuen Bewegung neben Anhängern ihrer eigenen Partei auch Mitglieder von SPD und Grünen sowie Parteilose ansprechen. Sie will ein Politikangebot machen für Arme und Unzufriedene, Enttäuschte und Abgehängte. „Unser Ziel sind natürlich andere politische Mehrheiten und eine neue Regierung mit sozialer Agenda“, sagte Wagenknecht dem „Spiegel“.

Innerhalb der Linken hatte Wagenknechts Initiative die Befürchtung hervorgerufen, die Fraktionsvorsitzende könnte Die Linke spalten. Die Ex-Linken-Bundestagsabgeordnete Halina Wawzyniak kritisierte die Sammlungsbewegung am Samstag auf Twitter als überflüssig. Auch die Parteispitze lehnte das Vorhaben lange ab. Linken-Chef Bernd Riexinger sagte nun aber am Freitag, er sehe keine Gefahr für die eigene Partei. „Die Initiative richtet sich an die enttäuschten Anhänger der anderen Parteien.“

Prominente Unterstützer aus anderen Parteien sind die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer von den Grünen und der SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow, der innerhalb seiner Fraktion schon lange als Abweichler gilt. Gemeinsam mit der Linken-Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen schrieben sie in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“, die Sammlungsbewegung sei keine neue Partei, sondern verstehe sich als außerparlamentarische Bewegung, die neue Themen und Positionen in die öffentliche Debatte bringen solle. Wagenknecht hofft außerdem, dass die anderen Parteien allmählich „ihre Listen für unsere Ideen und Mitstreiter öffnen“ – wenn der Druck groß genug sei.

SPD-Parteivize Ralf Stegner kritisierte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe einen „Egotrip notorischer Separatisten“.

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