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Die Dokumente einer Gruppe von Migranten werden auf mexikanischer Seite an der Grenze überprüft.

© Salvador Gonzales/AP/dpa

Aufruf von jüdischen Geistlichen in den USA: „Schützt das Grundrecht auf Asyl!“

Mehr als 1400 jüdische Geistliche richten einen dringenden Appell an die Regierung von Donald Trump. Sie fordern, Migranten mit Würde und Respekt zu behandeln.

Mehr als 1400 jüdische Geistliche aus 47 US-Bundesstaaten haben einen Aufruf unterzeichnet, der alle amerikanischen Politiker zum „Schutz des Grundrechts auf Asyl in den Vereinigten Staaten“ auffordert. Das Schreiben wurde vor zwei Wochen in Washington D.C. von einer hochrangigen Delegation an Abgeordnete aus beiden Häusern des Kongresses überreicht.

Initiiert wurde es, wie das jüdische Wochenmagazin „Tachles“ berichtet, von der traditionsreichen „Hilfsorganisation für jüdische Einwanderer in die USA“ (Hebrew Immigrant Aid Society, HIAS), die 1881 gegründet worden war und sich seit langem auch um nicht-jüdische Migranten und Asylsuchende kümmert. Die Unterzeichner gehören allen Richtungen des Judentums an.

„Als Juden wissen wir, was es bedeutet, abgewiesen zu werden und keinen Schutz zu finden“, heißt es in dem Aufruf. „Als Juden verstehen wir das Herz von Flüchtlingen, und die laufenden Aktionen unserer Regierung erinnern uns an die dunkelsten Momente unserer Geschichte.“

Die Regierung von Donald Trump hat seit dem Amtsantritt des Präsidenten, der oft seine besondere Wertschätzung des Judentums betont, das Asylrecht sukzessive verschärft. Das Justizministerium schränkte die Möglichkeit ein, Gewalt im Heimatland als Asylgrund anzugeben. An der Grenze zu Mexiko können Asylanträge nur noch an offiziellen Übergängen gestellt werden.

Und vor zwei Wochen ordnete Trump an, dass Asylanträge nur noch dann bearbeitet werden, wenn die Antragsteller nachweisen können, dass sie bereits in einem Transitland ohne Erfolg Asyl beantragt hatten. Das Dekret Trumps wird juristisch angefochten. Kritiker halten es für unvereinbar mit der UN-Flüchtlingskonvention aus dem Jahre 1951.

„Dieses Land ist eine Nation von Migranten“

„Wir haben die Verpflichtung, jeden Menschen, der an unsere Grenze kommt, als ein Geschöpf Gottes zu behandeln, mit Würde und Respekt“, sagt eine der Unterzeichner, Rabbinerin Elyse Wechterman. Sie beklagt die Festsetzung von Migranten in Lagern und die Trennung von Familien. „Dieses Land ist eine Nation von Migranten, unsere Geschichten sind verbunden mit Einwanderung und der Reise von einem Ort zum anderen. Doch zur Zeit versagt unser Land vor den Herausforderungen und Erwartungen.“

Die HIAS hat angekündigt, ihre Hilfe für Schutzsuchende an der Grenze zu Mexiko zu intensivieren. Rechtsanwälte wurden an die Grenze geschickt, um den Asylbewerbern zu helfen, Sozialarbeiter sollen sich um Notleidende kümmern. Alle jüdischen Gemeinden in den USA wurden aufgefordert, sich noch stärker als bislang für die Rechte von Asylbewerbern einzusetzen.

„Wir sind besorgt über die wachsende Bedeutung von Ideologien, die Migranten und Flüchtlingen sowie Juden, Muslimen und vielen anderen ihre Menschlichkeit absprechen“, betonen die Unterzeichner des Aufrufs, viele davon Rabbiner.

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