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Am Tag nach dem Attentat in Lyon

© Philippe Desmazes/AFP

Attentat in Lyon: Verdächtiger bricht sein Schweigen

Der mutmaßliche Attentäter von Lyon hat erstmals mit den Ermittlern gesprochen. Unklar ist weiterhin die Todesursache seines Opfers.

Der mutmaßliche Islamist, der einen Anschlag auf ein Gaslager in Frankreich verübt und seinen Chef enthauptet haben soll, hat erstmals mit den Ermittlern gesprochen. "Er war stumm, aber jetzt hat er seine Haltung geändert", verlautete am Samstagabend aus Ermittlerkreisen in Lyon. Wie es weiter hieß, verschickte der Verdächtige ein Selfie mit dem abgetrennten Kopf seines Chefs. Unklar blieb zunächst die Todesursache des Opfers.

Dem 35-jährigen Yassin Salhi wird vorgeworfen, am Freitag auf das Gelände der auf Gasprodukte spezialisierten Firma Air Products in Saint-Quentin-Fallavier nahe Lyon vorgedrungen zu sein und in einem Hangar voller Gasflaschen eine Explosion verursacht zu haben. Feuerwehrleute konnten den Mann in einem zweiten Hangar überwältigen, als er gerade mit Azeton gefüllte Flaschen öffnete, um eine weitere Explosion zu verursachen. Am Anschlagsort entdeckten Polizisten die enthauptete Leiche des Chefs des mutmaßlichen Attentäters sowie ein Messer. Den abgetrennten Kopf fanden die Polizisten am Zaun der Industrieanlage befestigt, daneben zwei islamistische Flaggen.

Der Verdächtige wurde am Freitagabend in Gewahrsam genommen und auch am Samstag weiter verhört. Zunächst schwieg er. Am Samstagabend sprach er nach Angaben aus Ermittlerkreisen dann über den Ablauf der Ereignisse. Angaben zum Inhalt wurden nicht gemacht. Die Ermittler wollen zunächst vor allem herausfinden, ob es Komplizen gab. Darauf könnte ein Foto hindeuten, dass Salhi nach Angaben aus Ermittlerkreisen über den Chat-Dienst WhatsApp verschickte. Das Selfie zeigt demnach Salhi mit dem Kopf des Opfers. Das Foto sei an eine kanadische Nummer verschickt worden. Der Teilnehmer hinter dieser Telefonnummer habe nicht ermittelt werden können. Dabei könne es sich auch um eine einfache Vermittlungsnummer zu einem anderem Teilnehmer handeln.

Neben Salhi wurden auch seine Ehefrau, seine Schwester und ein weiterer Mann festgenommen. Gegen letzteren wird wegen "Terrorvorwürfen" ermittelt, seine Verbindung zum Anschlag ist aber noch unklar. Bislang gibt es laut Anti-Terror-Staatsanwalt François Molins keine Hinweise, dass Salhi einen Komplizen bei sich hatte.

Eine Autopsie des 54-jährigen Opfers konnte am Samstag nicht klären, ob der Chef einer Transportfirma erwürgt wurde, ob ihm die Kehle durchgeschnitten wurde, ob er geköpft wurde - oder ob der Kopf nach der Tötung abgetrennt wurde. Frankreichs Präsident François Hollande beriet am Samstag mit seinen zuständigen Ministern über die weiteren Konsequenzen des Anschlags. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst keine Dschihadistengruppe - anders als bei den am selben Tag verübten Attentaten in Tunesien und Kuwait, zu denen sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte.

Frankreich war bereits im Januar Ziel von islamistischen Attentaten geworden, als drei Islamisten bei Anschlägen auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo", auf eine Polizistin und auf einen jüdischen Supermarkt im Großraum Paris insgesamt 17 Menschen töteten. 2012 tötete ein Islamist in Toulouse Soldaten und jüdische Kinder. Hunderte Franzosen schlossen sich überdies den Dschihadisten in Syrien und im Irak an. Ebenso wie die Attentäter von Paris und Toulouse war auch Salhi den Behörden wegen "Radikalisierung" bekannt. 2006 war er auf eine Liste der Sicherheitsbehörden gesetzt, 2008 aber wieder aus dem Register gestrichen worden. (AFP)

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