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Bauarbeiter in Afrika. Würden sie als Fachkräfte nach Deutschland kommen?

© AFP

Asylpolitik: Der Haken an der "Spurwechsel"-Idee

Früher waren es Grüne und Linke, mittlerweile befürwortet auch die Wirtschaft den Wechsel vom Asyl- ins Einwanderungsrecht. Doch der "Spurwechsel" ist nicht die Lösung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Barbara John

Als Asylbewerber in Deutschland abgelehnt, aber als Arbeitnehmer mit Bleiberecht anerkannt. Könnten sich so die Träume der Abgelehnten (aktuell 68 Prozent) nicht doch noch erfüllen? Wahrscheinlich, folgt man der aktuellen Diskussion über den „Spurwechsel“, dem Übergang vom Asyl- ins Einwanderungsrecht. Waren vor einigen Jahren nur die Grünen und die Linke dafür, sind es nun auch Stimmen aus der Wirtschaft, viele aus dem Handwerk. Unterstützung kommt deshalb jetzt von Teilen der CDU/CSU und der FDP. Und wäre es nicht tatsächlich ein genialer Schachzug, Menschen hierzubehalten, die eine Aus- oder Weiterbildung absolvieren, einen Arbeitsplatz ausfüllen, statt sie unter größten Mühen und Millionenkosten in ihr Herkunftsland abzuschieben? Gibt es nicht zu viele unbesetzte Lehrstellen, einen spürbaren Mangel bei gewerblichen Fachkräften und an Arbeitnehmern allgemein? Ein Gastwirt wurde konkret: „Ich brauch jemanden in der Küche, sonst kann ich keinen Schweinsbraten servieren.“ Da hilft auch kein Fingerzeig auf hunderttausende Asylberechtigte, die ja alle bereits ein Bleiberecht mit Arbeitserlaubnis haben, denn sie können sich aussuchen, was sie machen wollen: arbeiten, lernen oder vom Transfergeld leben.

Wie aber verträgt sich der „Spurwechsel“ mit dem in der Mache befindlichen neuen Einwanderungsgesetz für Fachkräfte, das berufliche Qualifikation von Einwanderern aus Drittstaaten verlangt, und zwar vor der Einreise? Sollte das nicht dazu dienen, die Zahl der Arbeitsmigranten zu „kanalisieren“, damit sie nicht mehr das Asylverfahren zur Einreise nutzen? Was also wird der Nigerianer machen, der in Lagos auf dem Bau gearbeitet hat, nur ohne Qualifikation? Sich als Fachkraft in Deutschland bewerben und abgelehnt werden? Er wird als Asylbewerber kommen und auf den „Spurwechsel“ vertrauen. Die Grenzen bleiben ja offen.

Ja zum Wechsel von gescheiterten Asylsuchenden in die Arbeitseinwanderung – wenn es gleichzeitig einen Kurswechsel in der Aufnahmepolitik für Schutzbedürftige gäbe. Nämlich gezielt abholen statt jeden kommen lassen.

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