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90 Menschen wurden in der Pariser Bataclan-Konzerthalle in der Terrornacht vom 13. November 2015 getötet.

© dpa

Anschläge in Paris vor fünf Jahren: Die Terrorserie von 2015 prägt Frankreich bis heute

Am 13. November 2015 töteten Islamisten in Paris 130 Menschen, allein im Club „Bataclan“ gab es 90 Tote. Der Jahrestag ruft das Trauma einer Nation wieder wach.

Es ist ein Jahrestag, der das Trauma einer ganzen Nation wieder wachruft. An diesem Freitag jähren sich die islamistischen Anschläge vom 13. November 2015 zum fünften Mal. 130 Menschen wurden damals in Paris von drei Terrorkommandos des „Islamischen Staats“ (IS) ermordet, die vor dem Stade de France sowie in den Ausgehvierteln im 10. und 11. Arrondissement die schlimmste Anschlagsserie in der französischen Nachkriegsgeschichte verantworteten.

Die schrecklichen Erinnerungen aus jener Nacht kommen im Nachbarland auch deshalb wieder hoch, weil Frankreich seit Wochen erneut zum Ziel der Attacken islamistischer Täter wird.

„Ich träume schlecht", erzählte der Geschichtslehrer Christophe Naudin der Zeitung „Journal du Dimanche“ kurz vor dem Jahrestag. Naudin, der seine Erfahrung mit dem Terror in einem Buch verarbeitet hat, gehört zu den Überlebenden, die vor fünf Jahren von den Kalaschnikow-Salven der Terroristen im Musikclub „Bataclan“ verschont wurden. Den wiederkehrenden Stress angesichts des Jahrestages beschrieb er so: „Ich bin sehr müde und etwas jähzornig.“

Wegen der Corona-Pandemie müssen die Franzosen in diesem Jahr zum 13. November auf groß angelegte Gedenkfeiern verzichten. Die Stadt Paris hat in der Philharmonie der Hauptstadt die Aufzeichnung eines Konzerts organisiert, das am Freitag ab 20.30 Uhr ausgestrahlt werden soll.

Vor fünf Jahren freuten sich zu diesem Zeitpunkt die Zuschauer im Stade de France auf den Beginn des Fußball-Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland. Eine dreiviertel Stunde später sprengte sich der erste Selbstmordattentäter vor dem Stadion in die Luft und tötete einen Passanten. Später starben allein im „Bataclan“ 90 Menschen.

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Die Anschläge wirkten seinerzeit im Nachbarland wie eine Zäsur. Der damalige Staatschef François Hollande berief sich damals erstmals auf eine Beistandsklausel im EU-Vertrag und forderte die militärische Hilfe der EU-Partner ein. In der Praxis führte das dazu, dass Großbritannien – damals noch ein EU-Mitglied - Tornados der Royal Air Force in Gang setzte, um Stellungen des IS in Syrien zu beschießen.

Erst vor wenigen Tagen hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron angesichts der doppelten Herausforderung durch Corona und den Terror den „Geist der Nation“ beschworen und an die „Widerstandsfähigkeit“ der Franzosen appelliert. Am Mittwoch war auf einem nicht-muslimischen Friedhof in der saudi-arabischen Hafenstadt Dschidda bei einer Gedenkfeier zum Ersten Weltkrieg mit der Beteiligung französischer Diplomaten ein Sprengsatz explodiert.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beschwört den "Geist der Nation".
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beschwört den "Geist der Nation".

© dpa

Der Anschlag in Dschidda, bei dem mehrere Personen verletzt wurden, reiht sich ein in die jüngste Serie von islamistischen Angriffen, die seit der Wiederveröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ im September begonnen hat. In Frankreich gilt erneut wie im Schreckensjahr 2015 die höchste Terrorwarnstufe. Vor allem die Enthauptung des Geschichtslehrers Samuel Paty in einem Pariser Vorort und die Ermordung von drei Menschen in einer Basilika in Nizza haben das Nachbarland erneut in einen Schockzustand versetzt.

Dabei ist der islamistische Terror seit dem 13. November 2015 nie ganz aus Frankreich verschwunden: In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt 20 Attentate auf französischem Boden verübt. In 19 Fällen scheiterten die Pläne der Täter, in 61 Fällen wurden sie von den Ermittlungsbehörden vereitelt, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Sicherheitskreise.

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