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Gebetsbücher in dem vom Feuer zerstörten Gebäude des Moscheevereins an der Kühleweinstraße.

© Paul Zinken/dpa

Anschläge auf türkische Einrichtungen: Kurden-Konflikt erreicht Deutschland

In Berlin und anderen deutschen Städten gab es Anschläge auf türkische Einrichtungen – die Täter beziehen sich auf den Krieg in Syrien um die Stadt Afrin.

In mehreren deutschen Städten, darunter in Berlin, sind am Wochenende Anschläge auf türkische Moscheen, Büros und Kulturvereine verübt worden. Im Berliner Bezirk Reinickendorf warfen Jugendliche gegen 3 Uhr in der Nacht zu Sonntag einen Brandsatz in die Räume eines türkischen Moscheevereins. Der Hauptraum brannte völlig aus.

In Itzehoe (Schleswig- Holstein) wurden zeitgleich die Fenster einer Moschee eingeworfen und Feuer in einem türkischen Geschäft gelegt. Im nordrhein-westfälischen Meschede wurde ein türkischer Kulturverein mit Molotow-Cocktails angegriffen. Hierzu wurde auf einer kurdischen Internetseite ein Bekennervideo veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie Jugendliche Brandsätze auf das Gebäude schleudern – als Protest gegen den „Angriff des faschistischen türkischen Staates“ auf Afrin.

Der für politische Delikte zuständige Berliner Staatsschutz steht nach Informationen des Tagesspiegels in engem Kontakt mit den Landeskriminalämtern dieser Bundesländer. Als Hintergrund der Anschläge wird die türkische Offensive gegen die kurdische Stadt Afrin gesehen.

SPD, CDU, Polizei und Gerichte sollen angeblich weitere Ziele sein

Im Internet wurde die kurdische Jugend am Wochenende aufgerufen, „die mörderische Stille zu beenden und den Krieg auf Europas Straßen zu tragen“ – und zwar am heutigen Montag. „Radikale Aktionen“ wurden gegen türkische Botschaften, der Regierungspartei AKP nahestehende Vereine, Läden und Cafés aber auch deutsche Institutionen angekündigt. Genannt werden auf kurdischen Seiten explizit Büros der SPD und der CDU sowie Polizei und Gerichte. „Wer den Krieg gegen unser Volk unterstützt und verteidigt, wird dafür bezahlen müssen“, heißt es in einem Aufruf der kurdischen Seite „Nûçe Ciwan“. Im Internet wurden die Adressen von türkischen Botschaften und Konsulaten als mögliche Anschlagsziele veröffentlicht. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) besuchte am Sonntag den Anschlagsort in Reinickendorf.

Auch am Wochenende rückte die türkische Armee in ihrer Militäroffensive in dem kurdischen Gebiet in Syrien weiter gegen die Stadt Afrin vor. Diese soll regelrecht umzingelt worden sein.

Bereits am Freitag hatte es einen Brandanschlag auf eine Moschee in Lauffen (Baden-Württemberg) gegeben. Die Türkische Gemeinde in Deutschland sprach von einem „Terrorakt“. In vielen deutschen Städten wurde am Sonntag gegen die Türkei protestiert. Auf dem Flughafen Düsseldorf kam es am Nachmittag zu heftigen Ausschreitungen zwischen Kurden und Türken.

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