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Wegbereiter. Michail Chodorkowski will Russland umgestalten.

© dpa

Anklage wegen Mordes: Soll Michail Chodorkowski ruhig gestellt werden?

Kreml-Kritiker Michail Chordokowski wird wegen Mordes angeklagt - obwohl Wladimir Putin ihn 2013 begnadigt hatte. Vermutlich ist er ihm politisch zu aktiv.

Muss er erneut hinter Gitter? Wenn ja, droht ihm lebenslang. Denn die Generalstaatsanwaltschaft in Moskau hat gegen den kremlkritischen Oligarchen Michail Chodorkowski Anklage wegen Mordes erhoben und ihn für Freitag zur Vernehmung einbestellt. Bei Nichterscheinen soll Chodorkowski, der sich zurzeit in London aufhält, international zur Fahndung ausgeschrieben werden. So jedenfalls eine Meldung der Nachrichtenagentur Interfax, die sich auf eine Quelle in der russischen Ermittlungsbehörde beruft.

Die hatte im Sommer mit neuen Ermittlungen zu dem inzwischen 17 Jahre zurückliegenden Mord an Wladimir Petuchow begonnen, dem Bürgermeister von Neftejugansk. In der Nähe der sibirischen Kleinstadt sprudeln die ergiebigsten Öl- und Gasquellen von Chodorkowskis einstigem Energie-Giganten Jukos. Der Mord hatte seinerzeit in Russland großes Aufsehen erregt und Oligarch und Lokalpolitiker lagen damals im Clinch miteinander. Der Grund: Massenentlassungen bei Jukos und Chodorkowskis Steuersparmodelle.

Das Verfahren war eingestellt, wurde im Sommer 2015 jedoch neu aufgerollt. Die neuen Erkenntnisse, so der Sprecher von Wladimir Putin, hätten dem Präsidenten noch nicht zur Verfügung gestanden, als er Chodorkowski im Dezember 2013 begnadigte und die letzten acht Monate einer Haftstrafe von zehn Jahren und zehn Monaten erließ, die der Oligarch für Diebstahl, Betrug und Steuerhinterziehung kassiert hatte. Außerdem wurde er zu Steuernachzahlungen von rund 275 Millionen Euro verdonnert.

Er will der Vorladung nicht Folge leisten

Chodorkowski lebt seit seiner Freilassung im Ausland, die Vorladung zur Vernehmung händigte die Staatsanwaltschaft Chodorkowskis Vater Boris aus. Dieser wurde zum Mord an dem Bürgermeister bereits mehrmals als Zeuge vernommen. Chodorkowski selbst wurde dagegen als Angeklagter geladen. Das geht auch aus dem Formular hervor, das der Oligarch Montagabend auf Twitter postete.

Chodorkowski, so dessen Sprecherin, werde der Vorladung nicht Folge leisten. Kolumnisten kritischer Medien werten die Ladung als Warnsignal des Kremls an ihn. Eine der Bedingungen für dessen Begnadigung soll der Verzicht auf politische Betätigung gewesen sein. Chodorkowski indes verurteilte öffentlich Putins Ukraine-Politik und dessen Umgang mit Regimegegnern. Dazu kommt, dass er über die Stiftung „Offenes Russland“ kritische Organisationen unterstützt.

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