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Hochgefährliche Neonazis. Die Bundesanwaltschaft hat ein mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen Terrororganisation "Atomwaffen Division" angeklagt. Sie war zudem vergangene Woche Ziel einer Razzia

© Martin Wichmann TV/dpa

Anklage gegen Mitglied der „Atomwaffen Divison“: Neonazi wollte Bürgerkrieg in Deutschland entfachen

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen Marvin E. erhoben, er soll Anschläge geplant haben. Der erst 20 Jahre alte Neonazi war offenbar hochgefährlich.

Von Frank Jansen

Der Name klingt irre, doch die Gefahr ist real. Die rechtsextreme "Atomwaffen Division (AWD)" steht in Verdacht, Anschläge geplant zu haben. Jetzt muss sich ein mutmaßlicher Anhänger wahrscheinlich vor Gericht verantworten.

Die Bundesanwaltschaft hat am 31. März, wie sie am Mittwoch bekannt gab, Anklage erhoben gegen den deutschen Staatsangehörigen Marvin E. Der gerade mal 20 Jahre alte Mann soll versucht haben, eine terroristische Vereinigung zu gründen und eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorzubereiten.

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Die von Marvin E. geplante "Atomwaffen Division Hessen" hätte mit Sprengsätzen und Schusswaffen Anschläge begehen sollen, um "innerhalb von drei Jahren in Deutschland einen ,Rassen'- und Bürgerkrieg im Sinne der AWD-Ideologie zu entfachen", teilte die Anklagebehörde in Karlsruhe mit. Vergangene Woche waren Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt mit einer großen Razzia in elf Bundesländern gegen die Atomwaffen Division und weitere militante Nazigruppen vorgegangen.

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Gemisch mit hoher Sprengkraft

Marvin E. soll 2021 über das Internet Material für Sprengsätze erworben haben. Die gebastelten Bomben waren offenbar hochgefährlich. "Das von ihm produzierte Gemisch entfaltete dabei eine Sprengkraft, die einem mit militärischem Sprengstoff in etwa vergleichbaren Wirkungsgrad erzielte", sagt die Bundesanwaltschaft. Marvin E. soll sich über ein Schnellfeuergewehr informiert haben.

Nach Erkenntnissen der Ermittler recherchierte der Mann bereits zu möglichen Anschlagszielen. Außerdem soll der Neonazi geplant haben, mit einer Plakataktion in einer hessischen Stadt Mitglieder für die AWD zu rekrutieren.

Neonazis töteten in den USA fünf Menschen

Die Atomwaffen Division entstand 2015 in den USA. Dort töteten Mitglieder der militanten Organisation seit 2017 insgesamt fünf Menschen. Die Gruppierung habe weltweit Ableger gebildet, heißt es in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft. Anhänger der AWD sind seit 2018 in Deutschland aktiv.

Marvin E. teile die Ideologie der AWD, sagt die Bundesanwaltschaft. Die Anhänger verträten "eine rassistische, antisemitische und nationalsozialistische Weltanschauung". In dem von der AWD geplanten ,Rassen'- und Bürgerkrieg sollten "alle in der westlichen Welt lebenden Juden, Muslime sowie allgemein Person, die nicht dem Weltbild der AWD entsprechen, getötet werden".

Durch Anschläge und Morde, auch auf Politiker, Amtsträger und staatliche Einrichtungen "soll die bestehende demokratische Grundordnung destabilisiert und so das Ziel einer rechtsextremistischen Herrschaftsform erreicht werden", heißt es. Die AWD ist allerdings in Deutschland nicht die erste Organisation militanter Rechtsextremisten, die einen Bürgerkrieg anstreben. Ähnlich tickten Gruppierungen wie "Revolution Chemnitz" und "Oldschool Society". Bundesanwaltschaft, Polizei und Verfassungsschutz konnten dem Treiben ein Ende setzen, bevor es Anschläge gab.

Die Polizei zog Marvin E. offenbar auch gerade noch rechtzeitig aus dem Verkehr. Der junge Fanatiker wurde im September 2021 festgenommen. Sollte es zu einem Prozess und einer Verurteilung kommen, wird möglicherweise Jugendstrafrecht angewandt. Mit seinen 20 Jahren gilt Marvin E. noch als Heranwachsender. Sollte ihm ein Gutachter eine "Reifeverzögerung" attestieren, würde der Neonazi vermutlich nicht ganz so hart bestraft wie ein Erwachsener.

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