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Altersvorsorge: Reicht das Geld nach dem Berufsleben?

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Altersvorsorge: Was noch sicher ist

Mit ihrer Rentenreform kann die Regierung Zeit gewinnen. Auf Dauer reicht das nicht. In Zeiten der Niedrigzinsen muss der Staat mehr tun, um die private Altersvorsorge attraktiv zu machen.

Im Sommer 2014 trat die Rentenreform in Kraft. Obwohl klar ist, dass die Menschen immer älter werden und deshalb eigentlich länger arbeiten müssten, erlaubt das Rentenpaket einigen schon mit 63 den Ausstieg aus der Arbeit und den Einstieg in die ungekürzte Rente. Doch insgesamt steigt das Risiko für die Altersvorsorge.

Die Reform der Lebensversicherungen soll verhindern, dass Versicherer ins Wanken geraten und Garantien, die sie den Kunden versprochen haben, nicht bedienen können. Wer das Pech hat, bei einer solchen Gesellschaft unter Vertrag zu sein, muss notfalls auf einen Teil der Ausschüttungen verzichten, die sonst am Vertragsende gezahlt würden. Im Einzelfall könnte das Verbraucher mehrere tausend Euro kosten.

Private Altersvorsorge heißt für viele: Lebensversicherung

Den einen wird gegeben, den anderen wird genommen. Dabei sind beide Systeme verknüpft. Denn die Rentengeschenke an die einen treiben die Bürger in die Arme der anderen. Um die Rente mit 63 und weitere Wohltaten zu finanzieren, sinkt das Rentenniveau weiter. Wer 45 Jahre lang Rentenbeiträge gezahlt hat, und sein Leben lang durchschnittlich viel verdient hat, kommt als Rentner noch nicht einmal auf 44 Prozent seines Arbeitsentgelts. Das reicht nicht.

Um die Lücke zu schließen, ist daher private Vorsorge nötig. Hierzulande ist das meist eine Lebensversicherung. Knapp 88 Millionen Verträge gibt es in Deutschland, mehr als Einwohner. Mit ihren lebenslangen Garantien trifft die Branche den Nerv der Deutschen. 20, 30 Jahre lang einzahlen, jedes Jahr sichere Gewinne einheimsen, das zieht.

Das Garantiemodell für Lebensversicherungen wackelt

Doch das deutsche Garantiemodell wackelt. Das billige Geld, mit dem die Europäische Zentralbank die Märkte überschwemmt, drückt die Zinsen. 1,4 Billionen Euro haben die Versicherungsunternehmen gesammelt, allein die Lebensversicherer haben Kapitalanlagen von 740 Milliarden Euro. Geld, das sie sicher anlegen müssen, um die Ansprüche ihrer Kunden auch sicher zu bedienen. Doch Sicherheit bringt keine Rendite. Den hohen Garantieversprechen für die Kunden aus alten, besseren Zeiten stehen mickrige Renditen bei Neuanlagen gegenüber.

Noch können alle Unternehmen zahlen, sagt die Finanzaufsicht. Fragt sich nur, wie lange noch. Deshalb ist es richtig, dass die Regierung jetzt Vorsorge trifft, damit es gar nicht erst zum Fall der Fälle kommt. Altersvorsorge lebt von Vertrauen, und das ist schnell erschüttert.

Betriebsrente ist kein Allheilmittel für eine sichere Altersvorsorge

Am Grunddilemma ändert das aber nichts. Immer weniger Beitragszahler, immer mehr Rentner – der Bedarf an privater Vorsorge steigt. Aber wie soll die aussehen? Bekommt künftig jeder Arbeitnehmer automatisch mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag eine Betriebsrente, es sei denn, er sagt ausdrücklich nein? Ein Allheilmittel ist auch das nicht: Was soll mit all den Menschen geschehen, die keinen festen Arbeitsplatz haben? Und: Auch das Geld für die Betriebsrenten wird am Kapitalmarkt verdient. Oder, wie in diesen Zeiten, eben nicht.

Mit ihren Reformen kann die Regierung Zeit gewinnen. Auf Dauer reicht das nicht. In Zeiten der Niedrigzinsen muss der Staat mehr tun, um die private Vorsorge attraktiv zu machen: Zuschüsse in der Ansparphase erhöhen, in der Auszahlungsphase Steuern und Krankenkassenbeiträge erlassen. Sicher, das kostet Geld. Aber was ist die Alternative? Stattdessen Altersarmut zu riskieren, ist weder recht noch billig – und billiger auch nicht.

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