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Der ISS kamen 1500 Trümmerteile gefährlich nahe.

© Reuters

Alarm auf der ISS: Russischer Waffentest gefährdet Besatzung

Die Raumstation wird kurzfristig geräumt, weil Kollision mit Weltraumschrott droht. Moskau streitet militärischen Test zunächst als "Phantasien" ab.

Für die Weltraumfahrer an Bord der internationalen Raumstation ISS hat die Woche mit einem Alarm begonnen. Am Montagmorgen erhielt die derzeit siebenköpfige ISS-Besatzung aus dem Kontrollzentrum die Anweisung, sich rasch in ihre Transportraumschiffe Sojus und Crew Dragon zu begeben und auf einen Notfall vorbereitet zu sein. Eine Trümmerwolke nähere sich der Station. Für zwei Stunden mussten die Raumfahrer in ihren Kapseln ausharren und nach einer weiteren Erdumkreisung noch einmal.

Die orbitale Müllwolke war von dem Astrophysiker Jonathan McDowell entdeckt und über die Bahndaten der Trümmer als die Überreste von Kosmos1408 identifiziert worden. Dieser zwei Tonnen schwere sowjetische Spionagesatellit war 1982 gestartet worden. Er ist schon seit langer Zeit außer Betrieb, also auch unzerstört bereits Weltraum-Schrott gewesen. Die Datenbank Seradata, die sich seit 1997 auf das Tracking von Satelliten spezialisiert hat, bestätige kurz darauf, dass sich rund 1500 größere Einzelteile gefährlich auf die ISS zubewegten. Der Müll könne noch einige Jahre um die Erde kreisen, vielleicht sogar Jahrzehnte, befanden die Spezialisten.

Scharfer Protest aus Washington

Das US-Außenministerium ging rasch mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Russland habe den Test einer Anti-Satelliten-Waffe an einem seiner Sputniks durchgeführt, gab ein Sprecher in Washington bekannt. „Wir verurteilen Russlands rücksichtslosen Test“, erklärte kurz darauf der Chef, US-Außenminister Antony Blinken, persönlich. Das Leben von Astronauten, die Integrität der Internationalen Raumstation und die Interessen aller Nationen seien gefährdet worden.

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Verantwortliche in Russland taten die Anschuldigungen zunächst als „Phantasien“ ab. Die Raumfahrtagentur „Roskosmos“ erwähnte die Zertrümmerung von Kosmos 1408 gar nicht. In einer 14-zeiligen Erklärung hieß es lediglich, die Sicherheit der ISS-Besatzung sei oberstes Gebot.

Am Dienstag bestätigte das russische Verteidigungsministerium den Waffentest dann doch. Der alte Sputnik sei von einem „System mit großer Zukunft“ mit „juweliermäßiger Präzision ausgelöscht“ worden. Eine Gefahr habe nie bestanden.

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