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Der mutmaßliche Talibanberater aus Deutschland.

© AFP

Afghanistan: Mutmaßlich deutscher Militärberater der Taliban gefasst

In Afghanistan ist ein angeblich Deutscher festgenommen worden, der für die Taliban als Militärberater gearbeitet haben soll. Woher der Mann genau stammt, war zunächst unklar.

In Afghanistan ist ein Deutscher festgenommen worden, der als Militärberater für die radikalislamischen Taliban gearbeitet haben soll. Der Mann sei bei einem Einsatz afghanischer Spezialeinheiten in der südlichen Unruheprovinz Helmand gefasst worden, erklärten die afghanischen Behörden am Mittwochabend. Nach afghanischen Armeeangaben kommt der Mann aus Frankfurt und arbeitete als Militärberater des Kommandeurs der Taliban-Elitetruppe "Rote Einheit" in Helmand, Mullah Nasir.

"Ein Mann mit einem langen Bart, mit schwarzem Turban, der sich als deutscher Staatsbürger ausgibt und Deutsch spricht", sei zusammen mit anderen mutmaßlichen Taliban im Bezirk Gereschk festgenommen worden, sagte Omar Swak, der Sprecher des Provinzgouverneurs von Helmand. Gefasst wurde er demnach an einem Ort, an dem die Taliban Sprengsätze herstellen.

Armeesprecher Abdul Kader Bahadursai sagte der Nachrichtenagentur AFP, der Mann nenne sich Abdul Wadood und stamme aus Frankfurt. "Er hat keine Papiere bei sich, weder Ausweis noch Reisepass." Bei der Razzia wurden demnach drei Kalaschnikows, ein Maschinengewehr, vier Funkgeräte und zahlreiche Landminen beschlagnahmt.

Roter Bart, langes Hemd

Fotos der Armee zeigten einen von Soldaten flankierten Mann mit einem langen rötlich-braunen Bart. Er trägt ein langes Hemd, weite Hosen und eine khakifarbene Armeejacke.

Nach Angaben von Armeesprecher Bahadursai verbrachte der Deutsche mehrere Jahre in der nahe der afghanischen Grenze gelegenen pakistanischen Stadt Quetta, in der zahlreiche Taliban leben. Anschließend habe er sich ein Jahr in der ostafghanischen Provinz Paktia aufgehalten. Seit einem Jahr habe er als Militärberater von "Rote Einheit"-Kommandeur Mullah Nasir gearbeitet. Die "Rote Einheit" ist eine Art Spezialeinheit der Taliban und hat viele tödliche Anschläge auf die afghanischen Sicherheitskräfte verübt

Bahadursai zufolge wurde der Deutsche zunächst zum Armeestützpunkt Camp Bastion gebracht, der auch von den USA genutzt wird, und am Donnerstagmorgen in die südafghanische Großstadt Kandahar. "Er befindet sich jetzt in den Händen der ausländischen Kräfte in Kandahar."

Aus dem Bundesverteidigungsministerium in Berlin hieß es am Donnerstag zunächst, es lägen "keine eigenen Erkenntnisse" zu dem Fall vor. Die "Welt" berichtete, der Mann komme möglicherweise aus Rheinland-Pfalz. Nach ersten Erkenntnissen deutscher Sicherheitsbehörden handle es sich um den Salafisten Thomas K., der den Behörden seit 2009 als radikalisiert bekannt sei. Er soll demnach 2013 nach Afghanistan oder Pakistan ausgereist sein.

Das Bundeskriminalamt habe im November 2014 in einem Rundschreiben an diplomatische und militärische Stellen in Kabul vor einem möglichen Anschlag durch K. gewarnt, berichtete die "Welt" weiter. Befürchtet wurde demnach "ein Selbstmordattentat auf eine internationale Einrichtung".

Wenige westliche Ausländer unter Taliban

Bislang sind kaum Fälle von westlichen Staatsbürgern in den Reihen der afghanischen Taliban bekannt. Der bekannteste Fall ist der des "amerikanischen Taliban" John Walker Lindh, der 2002 zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. 2009 wurde zudem ein Aufständischer getötet, der eine Tätowierung des englischen Fußballclubs Aston Villa trug.

In den Reihen der Taliban kämpfen zwar Ausländer, sie stammen aber in der Regel aus Pakistan, Zentralasien oder arabischen Staaten. "Es ist das erste Mal, dass ein europäischer Staatsbürger in Helmand festgenommen wurde", sagte Provinzsprecher Swak.

Die Provinz Helmand, aus der ein Großteil der afghanischen Opiumproduktion kommt, wird in weiten Teilen von den radikalislamischen Taliban kontrolliert. Sie haben in den vergangenen Jahren die Kontrolle über den Drogenanbau und Drogenhandel übernommen und finanzieren sich damit. (AFP)

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