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Afghanistan: BND zählt immer mehr Anschläge

Nicht nur im Süden Afghanistans gibt es erhebliche Gefahren durch Selbstmordanschläge, auch im Norden und Westen herrscht eine "erhebliche Bedrohungslage", so BND-Vizepräsident von Brandis.

Von Frank Jansen

Berlin - Mit wachsender Sorge beobachtet der Bundesnachrichtendienst die Sicherheitslage in Afghanistan. Eine steigende Zahl von Selbstmordanschlägen, eine deutliche Zunahme der Anbauflächen von Schlafmohn und entsprechend der Produktion von Rohopium sind nur zwei der besorgniserregenden Phänomene, die am Dienstagabend der für militärische Angelegenheiten zuständige Vizepräsident des BND, Generalmajor Georg Freiherr von Brandis, in einem Vortrag schilderte. Brandis sprach in Berlin auf Einladung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt. Zahlreiche ausländische Offiziere und Diplomaten waren gekommen. Was sie zu hören bekamen, klang nicht allzu gut.

Laut Brandis wurden im vergangenen Jahr in Afghanistan 124 Selbstmordanschläge verübt. Das waren ungefähr 20 mehr als 2006 – und sechsmal so viele wie 2005. Als stark betroffene Regionen nannte der BND-Vizepräsident die Hauptstadt Kabul und die Provinzen Kandahar und Khost. Kandahar liegt im Süden des Landes und gilt schon seit den neunziger Jahren als Hochburg der Taliban. Khost ist die Nachbarregion der pakistanischen „tribal areas“. In dem von Paschtunen-Stämmen beherrschten Gebiet halten sich höchstwahrscheinlich der Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden, sein Stellvertreter Aiman al Sawahiri sowie zahlreiche weitere militante Islamisten aus vielen Ländern auf.

Auch wenn der Norden und Westen Afghanistans im Vergleich zum Süden und Osten relativ ruhig erscheinen, sprach Brandis von einer „erheblichen Bedrohungslage“ in der nördlichen Region Kundus. Hier starben im Mai 2007 drei Soldaten der Bundeswehr und fünf Afghanen, als sich ein Selbstmordattentäter in die Luft sprengte. Brandis betonte, inzwischen seien in allen Landesteilen Zellen militanter Islamisten aktiv. Als eine Ursache erwähnte Brandis die Schwäche der afghanischen Sicherheitskräfte. Trotz der Erfolge im Aufbau gelinge es ihnen meistens nicht, „befriedete Räume nachhaltig zu kontrollieren“.

Außerdem breitet sich der Anbau von Schlafmohn weiter aus – auf inzwischen 193 000 Hektar. Im Jahr 2006 waren es 165 000 , vor fünf Jahren „nur“ 80 000. Die Produktion von Rohopium im Land sei auf 8200 Tonnen gestiegen, sagte Brandis (2006: 6100, 2003: 3600). Damit würden 93 Prozent des Weltmarktes abgedeckt. Es mangele der afghanischen Landwirtschaft an Alternativen zum Anbau von Schlafmohn, monierte der BND-Vizepräsident. Außerdem würden in Europa weiterhin reichlich Rohopium und Heroin nachgefragt. Frank Jansen

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