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AfD-Vorsitzender Alexander Gauland im ZDF-Interview.

© Jörgen Camrath via Twitter

AfD-Gegner bei ZDF-Interview: Gauland, ein Pappschild und Woidkes Dank

„Rassisten sind keine Alternative“, stand auf einer Pappe, die am Sonntag immer wieder im ZDF zu sehen war. Möglich wurde das erst durch ein gläsernes Studio.

AfD-Chef Alexander Gauland hatte am Sonntag eigentlich Grund zur Ausgelassenheit: In Sachsen und Brandenburg hatten die Wähler seine Partei zur zweitstärksten Kraft gemacht. Trotzdem wurde es ungemütlich: Im Schaltgespräch mit dem ZDF konfrontierte Moderatorin Bettina Schausten ihn mit allerlei Verbindungen der AfD ins rechtsextreme Milieu.

Was Gauland nicht sehen konnte: Kritik kam auch von hinten. Während des Live-Interviews schob jemand allmählich ein Schild ins Bild. „Rassisten sind keine Alternative“, stand auf der Pappe geschrieben.

Das Bild aus dem Nichts war die passende Kulisse für das Gespräch, das sich vor der Kamera abspielte. Schausten befragte Gauland nach der rechtsradikalen Vergangenheit des AfD-Spitzenkandidaten Andreas Kalbitz. „Der Spiegel“ hatte kurz vor der Wahl berichtet, dass Kalbitz im Jahr 2007 mit NPD-Funktionären an einem Neonazi-Aufmarsch in Athen teilgenommen hatte. Der AfD-Politiker hat das selbst auch eingestanden. Schon vorher hatte es immer wieder Berichte über seine jahrelangen Verbindungen ins extremistische Milieu gegeben.

Gauland wollte von alldem nichts wissen. Im Interview am Wahlabend bestritt er die rechtsextreme Vergangenheit seines Parteifreundes. Der „Spiegel“ habe bloße „Behauptungen“ aufgestellt. Behauptete der Parteichef. Schausten erkundigte sich daraufhin auch nach dem Parteiausschluss der AfD-Landtagsabgeordneten Doris von Sayn-Wittgenstein. Auch hier bestritt Gauland jegliche Verbindung zu Rechtsextremen. Währenddessen immer im Hintergrund: das Pappschild, eine knappe Minute lang.

Es war eine besonders transparente Form der TV-Übertragung, die diesen visuellen Kommentar ermöglichte. Das ZDF hatte vor dem Brandenburger Landtag in Potsdam ein gläsernes Studio aufgebaut. Auch später hatte das Pappschild noch einmal seinen Auftritt: Bei der Runde der Spitzenkandidaten – mit Kalbitz – tauchte es erneut in der Übertragung auf.

Bei Twitter wurde der stille Protest zum großen Thema. „Wer immer der/die Unbekannte mit dem Schild ist - ich feiere Dich hart!“, schrieb ein Nutzer. Viele teilten und likten das Bild. „Geile Aktion!“, hieß es oder fast schon trotzig angesichts des Wahlergebnisses: „Es macht mir das Herz auf, das zu sehen. Wir sind noch da!“ Was auch nicht ausblieb: Verdächtigungen, der „Staatsfunk“ könnte seine Hände im Spiel gehabt haben.

Nicht von Pappe: Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, mit den beiden Demonstranten vorm Landtag.
Nicht von Pappe: Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg, mit den beiden Demonstranten vorm Landtag.

© Kay Nietfeld/dpa

[Lesen Sie mehr zu den Landtagswahlen in unserem aktuellen Newsblog.]

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke blieb die Aktion nicht verborgen. Der Sozialdemokrat war natürlich ebenfalls in der Runde der Spitzenkandidaten dabei.

Wie ein Fotograf der Deutschen Presse-Agentur später beobachtete, traf Woidke vor dem Studio auf die Menschen mit dem Schild und bedankte sich bei ihnen: Eine junge Frau hatte auf den Schultern eines Mannes die Pappe in die Höhe gereckt, erst vorsichtig ins Bild schiebend, bis die Botschaft für alle sichtbar war. Sozusagen ein alternatives Medium.

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