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Ärger um Bischof: Kalte Schulter für die Katholiken

Bischof Williamson hat den Holocaust geleugnet, dennoch wurde seine Exkommunikation augehoben. Der Zentralrat der Juden ist über den Papst empört und will vorerst nicht mit der Kirche reden.

Von Frank Jansen

Berlin - Für den Zentralrat der Juden ist die Schmerzgrenze überschritten. Nachdem Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation des britischen Bischofs Richard Williamson aufgehoben hat, obwohl Williamson den Holocaust leugnet, friert die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, den Kontakt zur katholischen Kirche ein. Dem Tagesspiegel teilte sie mit, derzeit werde es zwischen ihr und der Kirche sicher kein Gespräch geben. Zuvor hatte sie in der „Badischen Zeitung“ sogar einen „Aufschrei in der Kirche gegen ein solches Vorgehen des Papstes“ gewünscht.

Dass Benedikt XVI. am Mittwoch bei einer Generalaudienz in Rom seine „volle und unbestreitbare“ Solidarität mit den Juden erklärte und sich „gegen jedes Vergessen und Leugnen“ des Holocausts verwahrte, hat Knobloch nicht besänftigt. „Worten sollten auch Taten folgen“, sagte sie dem Tagesspiegel. Es müssten „zumindest Konsequenzen gegenüber dem Holocaust-Leugner ersichtlich sein“, forderte die Präsidentin des Zentralrats. Israels Botschafter im Vatikan, Mordechai Levy, lobte hingegen die Erklärung des Papstes. Sie helfe, Missverständnisse zu überwinden, sagte Levy. Benedikt XVI. sei in Israel weiterhin willkommen.

Williamson hatte im Dezember in einem Fernsehinterview, das in einer Kapelle bei Regensburg aufgezeichnet wurde, den Massenmord an Juden in den Gaskammern bestritten. Der Bischof äußerte zudem seine Sympathie für die „Revisionisten“, damit ist die Szene der Holocaust-Leugner gemeint. Die Staatsanwaltschaft Regensburg hat inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen Williamson eingeleitet. Die Leugnung des Holocausts wird in der Bundesrepublik als Volksverhetzung bestraft. Williamson hält sich derzeit in einem Priesterseminar in Argentinien auf und verweigert jede Stellungnahme. Die Äußerungen des Bischofs empfinden Neonazis als Bestätigung. „Mehr Priester vom Schrot und Korn eines Richard Williamson wären zumindest ein Hoffnungsschimmer“, hieß es auf einer Homepage.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, will versuchen, „auf allen Ebenen das Gespräch mit der jüdischen Gemeinschaft weiterzuführen“. Zollitsch äußerte sich am Donnerstag kurz vor dem Besuch der Synagoge in Mannheim. Außerdem bemühe sich der Erzbischof, so bald wie möglich mit Vertretern des Zentralrats der Juden zu sprechen, sagte der Pressereferent der Bischofskonferenz dem Tagesspiegel. Ein Sprecher des Berliner Kardinals Georg Sterzinsky betonte, es gebe bislang „kein Ende des Gesprächs zwischen uns und der Jüdischen Gemeinde zu Berlin“. Sterzinsky habe weiter vor, sich im März mit Vertretern der jüdischen Gemeinde in deren Räumen zu treffen.

Ein weiterer Konflikt scheint entschärft zu sein. Am Donnerstag haben Knobloch und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) ein „sachliches Telefonat“ geführt, wie es beim Zentralrat hieß. Lammert berichtete allerdings dem Ältestenrat des Bundestages von einem „sehr freundschaftlichen und einvernehmlichen Verlauf des Gesprächs“.

Der Zentralrat hatte kritisiert, seine Vertreter würden bei der jährlichen Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Holocausts nicht persönlich begrüßt. Die Veranstaltung vom Montag wurde vom Zentralrat boykottiert. Die Vorsitzende der Berliner jüdischen Gemeinde, Lala Süsskind, die an der Gedenkstunde teilnahm, sei nur in ihrer Berliner Funktion und ausdrücklich nicht als Mitglied des Präsidiums des Zentralrats in den Bundestag gegangen, hieß es dort.

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