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Ägypten

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Ägypten: 500.000 Palästinenser auf dem Sinai

Einen Tag nach der Stürmung der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten sollen sich noch rund eine halbe Million Palästinenser auf der Sinai-Halbinsel aufhalten. Sie werden nicht nur von der Polizei im Augen behalten, sondern auch von ägyptischen Händlern.

Augenzeugen in der Stadt Al-Arisch berichten, die Palästinenser, die gestern durch Lücken in der Grenzbefestigungsanlage nach Ägypten gekommen waren, hätten bei Verwandten, in Moscheen, Ferienwohnungen und Teestuben übernachtet.

Die ägyptischen Grenzwächter, die am Vortag dem Ansturm der Menschen aus dem Gazastreifen auf Geheiß von Präsident Husni Mubarak nichts entgegen gesetzt hatten, bemühen sich, den Grenzübertritt weiterer Palästinenser zu verhindern. Für diejenigen, die in den Gazastreifen zurückkehren wollen, ist die Grenze dagegen offen.

Die Polizei wende keine Gewalt an, berichten Augenzeugen, versuche aber, die Palästinenser zur Rückkehr zu bewegen. Ägyptische Händler nutzen derweil die günstige Gelegenheit, um ihre Waren an die Palästinenser zu verkaufen, denen es wegen der Blockade durch Israel und der seit dem Sommer geschlossenen Grenze zu Ägypten an vielem mangelt. Teilweise belieferten Produzenten nicht die Läden in den Sinai-Städten Rafah und Al-Arisch, sondern verkauften ihre Produkte direkt vom Lastwagen aus.

Rüge vom Menschenrechtsrat

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat die Aufhebung der israelischen Blockade des Gazastreifens gefordert. Er verurteilte in Genf die Abriegelung des palästinensischen Gebiets als "Kollektivstrafe". Die von Syrien und Pakistan eingebrachte Resolution wurde von 30 der 47 Mitgliedsländer des Rates unterstützt, 15 Länder enthielten sich, darunter die EU-Staaten. Kanada stimmte dagegen, Israel boykottierte die Abstimmung. Auch der Stuhl des Gesandten der USA blieb leer. Die USA sind nicht Mitglied des Menschenrechtsrates, sondern nehmen als Beobachter an den Sitzungen teil.

Ihre Stimmenenthaltung begründeten die EU-Staaten damit, dass der Resolutionstext nicht ausgewogen sei. So bleibe unerwähnt, dass beide Konfliktparteien - Israelis und Palästinenser - gegen das humanitäre Völkerrecht verstießen. Die EU kritisierte auch, dass der Raketenbeschuss auf die israelische Zivilbevölkerung durch militante Palästinenser in der Resolution nicht verurteilt werde. Der Repräsentant der EU, der slowenische Botschafter, forderte ein Ende der Gewalt. Zugleich bezeichnete er die humanitäre Lage im Gazastreifen als alarmierend. (jur/mpr/dpa)

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