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Trümmerteile der malaysischen Boeing 777 nahe dem ostukrainischen Grabovo.

© Robert Ghement/dpa/EPA

Absturz von MH17 in Ostukraine: Rüstungskonzern stützt Moskaus Version des Abschusses

Der russische Rüstungskonzern Almaz Antei hat berechnet, von wo aus die BUK-Rakete abgefeuert wurde, die im Juli 2014 die Boeing MH17 über der Ostukraine zum Absturz brachte. Aber über die Echtheit vorgelegter Satellitenbilder wird weiterhin gestritten.

Es war eine Aufsehen erregende Pressekonferenz in Moskau: Der russische Rüstungskonzern Almaz Antei stellte am Dienstag Ergebnisse eigener Untersuchungen zum Abschuss der malaysischen Boeing über der Ostukraine vor, bei dem im Juli vergangenen Jahres 298 Menschen gestorben waren. Den Akteuren – Generaldirektor Jan Nowikow und dessen Berater Michail Malyschewski – stand die Aufregung im Gesicht geschrieben. Sie präsentierten die Erkenntnisse, kurz bevor die internationale Untersuchungskommission ihren Bericht vorlegt.

Kiew und der Westen machen für den Abschuss die pro-russischen Separatisten verantwortlich, Moskau die ukrainischen Regierungstruppen. Weitgehend einig ist man sich indes, dass MH 17 mit BUK-Raketenwerfern abgeschossen wurde. Und deren alleiniger Hersteller ist Almaz Antei. Besser gesagt: war. Raketen dieses Typs, so Konzernchef Nowikow, werden seit 1999 nicht mehr produziert. An die russische Armee seien die letzten 1995 ausgeliefert und, da inzwischen veraltet, komplett aus dem Verkehr gezogen worden. In der Ukraine gehörten sie dagegen weiterhin zur Standardbewaffnung.  

Zahllose Einschussstellen auf der linken Seite – Kabinenfenster, Triebwerk und Tragfläche – bei fast heiler rechter Seite würden präzise Berechnungen des Punktes ermöglichen, wo sich die Flugbahnen der Rakete und der Boeing schnitten. Das sagten die konzerneigenen Experten, die nach der Untersuchung der Wracktrümmer in den Niederlanden und der Auswertung hunderter Fotos den Hergang der Tragödie rekonstruiert hatten. Dadurch wiederum lasse sich der Punkt, von dem die Rakete abgefeuert wurde, ziemlich genau lokalisieren. Ein Standort südlich der Siedlung Saroschtschenskoje.

Die Separatisten behaupten, die Siedlung sei von ukrainischen Einheiten gehalten worden

Eben dort finden sich rote Markierungen auf einer Karte, die pro-russische Separatisten kurz nach der Tragödie bei Kämpfen mit ukrainischen Regierungstruppen erbeuteten. Angeblich kennzeichnen sie die ukrainischen BUK-Stellungen im Juli 2014. So jedenfalls Eduard Bassurin, der Verteidigungsminister der Donezker „Volksrepublik“, der die Trophäe stolz vor die Kamera des russischen Staatsfernsehens hielt. Seinen Worten nach sei die Siedlung damals von ukrainischen Einheiten gehalten worden.  

Das bestätigen auch Satelliten-Fotos, die das russische Verteidigungsministerium gleich nach der Katastrophe zeigte. Sie sind auf den 17. Juli 2014, 11:32 Uhr datiert. Auf Satellitenfotos vom Tag danach sind sie nicht mehr zu sehen.

Kiew und der Westen gehen davon aus, dass die Rakete aus der Nähe der von den Separatisten kontrollierten Siedlung Sneschnoje abgefeuert wurde. Dann, halten die Experten von Hersteller Almaz Antei dagegen, wäre nicht nur die linke Seite des Flugzeuges, sondern auch die rechte „durchsiebt“ worden. Denn die Rakete detoniert bereits drei bis fünf Meter vor dem Ziel.

Streit um Echtheit der Satellitenbilder

Konzernchef Nowikow präsentierte die Satellitenbilder, die vom russischen Verteidigungsministerium stammen und die die Raketenstellungen zeigen sollen. Der Westen wirft den Russen vor, diese Fotos manipuliert zu haben. Nowikow forderte deshalb die Amerikaner auf, die Bilder von den US-Satelliten, die zur Tatzeit den Raum von Donezk überflogen, zur Verfügung zu stellen. Washington ist dazu bislang nicht bereit.

Auch kritische Experten misstrauen den Darstellungen des Konzerns. Die Recherchen sollten nur die Darstellung russischer Ingenieure untermauern. Er und seine Experten, so Nowikow, würden nicht behaupten, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Ihre Version sei nur eine der möglichen. Almaz Antei sei jedoch bereit, die aufgestellten Behauptungen durch Versuche nachzuweisen. Die Kosten dafür würde der Konzern übernehmen.

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