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Bundespräsident Joachim Gauck mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Generalinspekteur der Bundeswehr Volker Wieker.

© dpa

Abschied von Bundespräsident Gauck: In die Freiheit

Joachim Gauck, der Mann des Friedens, geht mit militärischen Ehren aus dem Amt, mit dessen Grenzen er manches Mal gehadert hat.

Von Antje Sirleschtov

Ganz zum Schluss wird es dann doch noch emotional. Es war der letzte offizielle Auftritt dieses Bundespräsidenten, nach fünf Jahren: der Große Zapfenstreich. Hell erleuchtet der Hof von Schloss Bellevue, dicht gedrängt die geladenen Gäste auf den Tribünen – und Soldaten. Soldaten in Uniformen, mit Stahlhelmen, mit Gewehren, ernst die Gesichter, kurz geschoren die Köpfe, zackig die Bewegungen. Militärisch exakt, auf Kommando, bis hin zum „Helm ab zum Gebet“. Es wird Joachim Gauck nicht gefallen haben, wie ihn die Bundeswehr am Freitagabend in allen Ehren verabschiedet hat.

Ihn, den Mann des Friedens, der friedlichen Revolution – ausgerechnet ihn glaubt dieses Land mit einem derart militärischen Spektakel verabschieden zu müssen? Als Gauck ins höchste Staatsamt kam, hat er manches Mal gehadert mit dessen Grenzen. Laut sagen, was er gut oder schlecht findet, das ist dem Bundespräsidenten nicht gestattet; er soll versöhnen, nach innen und außen.

Keine Träne vergießt Gauck an diesem Abend

Später hat er sich erinnert, wie der Präsident in ihm immer wieder verwehrt hat, was er doch allzu gern laut nach draußen gerufen hätte. Nun, ganz am Ende dieser Amtszeit, dem selbst gewählten Ende, scheint es wieder so: Mit zusammengepressten Lippen, angespannt und ernst nimmt Joachim Gauck das Zeremoniell der Bundeswehr hin. Ein Marsch, die Nationalhymne, jeder und alles hat seinen festen Platz zwischen Bläsern, Trommlern und Fackelträgern.

Einzig beim Lied „Über sieben Brücken musst du gehn“ muss Gauck doch lächeln. Ach ja, wer hätte gedacht, dass er, der Pfarrer aus der DDR, mal hier die Huldigungen des geeinten Deutschlands entgegennehmen würde. Nein, keine Träne hat Gauck an diesem Abend vergossen, wo er doch sonst damit nicht gegeizt hat. Seine Zeit in diesem Amt ist nun zu Ende. Er hat dessen Grenzen seine Freiheit entgegengestellt, bis hierher. Und dann, die Soldaten ziehen ab, die Gäste applaudieren, nimmt er Daniela Schadt an die Hand, und die beiden gehen, Arm in Arm, weit weg vom Trubel, ein letztes Mal die Stufen zum Schloss empor.

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