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Der Volocopter 2X, entworfen von Skyports entworfen

© Cover Images/ZUMA Press/picture alliance/dpa

Exklusiv

Nächster Halt Zukunftsmusik: Deutsche Bahn will Flugtaxis auf ICE-Bahnhöfen

Der defizitäre Staatskonzern will den Umstieg vom ICE ins Flugtaxi ermöglichen. Die Grünen und der Steuerzahlerbund kritisieren Geldverschwendung.

Die Deutsche Bahn verfolgt abgehobene Pläne. Sprichwörtlich. Denn geht es nach dem Staatskonzern, soll die Kundschaft schon in naher Zukunft vom ICE in das Flugtaxi umsteigen können.

Der Konzern hat sich in den vergangenen drei Jahren mit knapp 46 Millionen Euro an einem guten Dutzend Start-ups beteiligt – darunter auch die Londoner Firma Skyports. Das geht aus einem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums hervor, das dem Tagesspiegel vorliegt.

Der Fokus des Unternehmens liegt demnach in der „Integration von Flugtaxis in das bestehende Verkehrssystem“ und die vorhandene Infrastruktur. „Gemeinsam mit Skyports wird untersucht, welche Anforderungen an Start- und Landeflächen bestehen und welche besonderen Gegebenheiten auf Bahnanlagen berücksichtigt werden müssen“, heißt es in dem Schreiben.

Bis es Flugtaxis für jedermann gibt, können aus Expertensicht zwar noch Jahrzehnte vergehen. Doch die Bahn selbst ist offensichtlich zuversichtlicher. Boris Kühn von Deutsche Bahn Digital Ventures geht davon aus, dass Flugtaxis wahrscheinlich in „nicht allzu ferner Zukunft“ fest in die Bahn-Infrastruktur integriert sein werden.

„Drohnentechnologie entwickelt sich rasant“

Bereits Ende vergangenen Jahres erklärte Bahn-Technikvorstand Sabina Jeschke: „Die Drohnentechnologie entwickelt sich rasant. Davon kann und muss die Bahn profitieren.“ Und schon seit 2015 lässt der Bahnkonzern etwa regelmäßig sogenannte Multicopter aufsteigen, unter anderem zur Vegetationskontrolle entlang der Bahntrassen oder zur Inspektion von Brücken und Bauwerken.

Doch in der Bevölkerung ist das Vertrauen in die Sicherheit von Flugtaxis zumindest beim Personenverkehr eher dürftig.

Laut einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Kooperation mit dem Mobilitätspionier Volocopter würde eine große Mehrheit ein Flugtaxi zwar grundsätzlich gern als Alternative zum Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr auf dem Weg zur Arbeit in Anspruch nehmen.

Aber: Nur 40 Prozent fühlen sich in einem Prototypen „sicher“ oder „eher sicher“.

Reisende steigen in einen ICE ein.
Reisende steigen in einen ICE ein.

© Friedrich Bungert/picture alliance / dpa

Wie hoch genau die Finanzspritze der Bahn für Skyports ist, will der Staatskonzern nicht verraten. Klar ist jedoch: Gewinne dürfte die Investition bisher nicht abwerfen.

„Investitionen sind absurd“

Aus den Unterlagen aus dem Verkehrsministerium geht hervor, dass den Beteiligungen in Höhe von knapp 46 Millionen Euro an den Start-ups – darunter neben Skyports auch Kepler Communications, eine Firma für Satellitenkommunikation mit „höchsten Sicherheitsstandards“ – bereits Verluste von fast 13 Millionen Euro gegenüberstanden.

„Dass die Bahn inzwischen in Satelliten und Flugtaxis investiert, ist absurd“, kritisiert der haushaltspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion Sven-Christian Kindler. „Die Bahn verpulvert das Geld der Steuerzahler in risikoreichen Investments.“

Die Bahn sei kein Venture Capital Fonds und solle sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. „Die Kundinnen und Kunden der Deutschen Bahn haben nichts von diesen hochriskanten Investments.“

Auch der Bund der Steuerzahler pocht auf stärkere Konzentration der Bahn auf ihr Kerngeschäft der Infrastruktur und der Beförderung von Personen und Gütern.

„Sicherlich sind Innovationen auch bei der Deutschen Bahn wichtig – das Unternehmen darf sich aber nicht verzetteln, weil am Ende immer der Steuerzahler haftet“, sagt Verbandspräsident Reiner Holznagel dem Tagesspiegel. „Um Löcher im Konzern zu stopfen, darf nicht immer mehr Steuergeld hineingepumpt werden. Seit Jahren verschleppt der DB-Konzern notwendige Strukturreformen und verfehlt die Ziele der Bahnreform.“

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