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Der erste iranische Präsident nach der islamischen Revolution im Jahr 1979, Abdulhassan Banisadr.

© REUTERS/Philippe Wojazer/File Photo

88-Jähriger stirbt nach „langer Krankheit“: Irans Ex-Präsident Banisadr im französischen Exil gestorben

Als Verfechter eines demokratischen „islamischen dritten Weges“ hatte er in den den Reihen der Hardliner viele Gegner. Seit 1981 lebte er in Frankreich.

Der erste iranische Präsident nach der islamischen Revolution im Jahr 1979, Abdulhassan Banisadr, ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 88 Jahren "nach langer Krankheit" in einer Klinik in Paris, wie die amtliche iranische Nachrichtenagentur Irna unter Berufung auf das Umfeld des Ex-Staatschefs meldete. Banisadr lebte seit seinem Sturz im Jahr 1981 im französischen Exil.

Der liberale Muslim und Verfechter eines demokratischen Systems im Iran galt lange als enger Vertrauter von Revolutionsführer Ayatollah Khomeini, dem Gründer der Islamischen Republik. Er scheiterte jedoch am Widerstand der konservativen Hardliner und wurde schließlich zum Regierungsgegner im Exil.

Banisadrs Familie bestätigte den Tod des 88-Jährigen. Sie wolle "das ehrenwerte Volk des Iran und alle Kämpfer für Unabhängigkeit und Freiheit" darüber informieren, dass Banisadr "nach einem langen Kampf gegen seine Krankheit" gestorben sei, erklärte die Familie in Frankreich. Banisadr sei ein "Verteidiger von Freiheiten" gewesen.

Banisadr wurde 1933 in einem Dorf in der Nähe von Hamadan im Westen Irans geboren und engagierte sich seit seinem 17. Lebensjahr in der Nationalen Front, der Bewegung des Nationalistenführers Mohammad Mossadegh. Nach seinem Studium der Theologie, Wirtschaft und Soziologie wurde Banisadr zu einem führenden Gegner des Schah-Regimes.

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1963 verließ er den Iran ein erstes Mal und ließ sich in Paris nieder. Später unterstützte er den Zusammenschluss der iranischen Opposition unter dem im Irak lebenden Khomeini. 1978 ging Khomeini nach Frankreich, Banisadre wurde einer seiner engsten Vertrauten und Berater. 1979 kehrten sie gemeinsam in den Iran zurück.

Nach der Revolution und dem Sturz des Schahs wurde Banisadr zunächst Wirtschafts- und Außenminister. Im Januar 1980 wählte das Parlament ihn zum Präsidenten. Vielen galt er als Khomeinis Ziehsohn.

Von Beginn seiner Amtszeit an sah sich Banisadr jedoch mit immensen Schwierigkeiten konfrontiert: der Geiselnahme in der US-Botschaft, dem Krieg mit dem Irak, einer Wirtschaftskrise und vor allem dem Widerstand der fundamentalistischen Kleriker. Als Befehlshaber der iranischen Streitkräfte von Februar 1980 bis Juni 1981 organisierte er das Militär neu und verbrachte viel Zeit an der Front des Krieges mit dem Irak.

Als Verfechter eines demokratischen "islamischen dritten Weges" hatte er in den den Reihen der Hardliner viele Gegner. Nach anhaltenden Auseinandersetzungen mit hochrangigen Mitgliedern des schiitischen Klerus kam der Demokratisierungsprozess zum Stillstand. Im Juni 1981 wurde Banisadr vom Parlament wegen "politischer Unfähigkeit" mit Zustimmung Khomeinis abgesetzt.

16. Januar 1979: Abolhassan Banisadr mit Ayatollah Khomeini.
16. Januar 1979: Abolhassan Banisadr mit Ayatollah Khomeini.

© Joel ROBINE / AFP

Ende Juli desselben Jahres verließ er den Iran versteckt an Bord eines Militärflugzeugs, das von einem seiner Anhänger entführt worden war. Bei seiner Ankunft in Frankreich beantragte er politisches Asyl und gründete kurze Zeit später zusammen mit Massud Rajawi, dem Anführer der Volksmudschahedin, den Nationalen Widerstandsrat des Iran. Nach knapp drei Jahren verließ er die Organisation jedoch wieder.

Seit 1984 lebte Banisadre in Versailles bei Paris. In die iranische Politik mischte er sich immer wieder mit scharfer Kritik an der Führung in Teheran ein. "Das Regime bewegt sich auf den Abgrund zu und hält sich nur mit Gewalt und Terror an der Macht", erklärte er nach der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste gegen Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschads umstrittene Wiederwahl in 2009. (AFP)

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