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Das SPD-Bewerberduo Klara Geywitz und Olaf Scholz.

© Kay Nietfeld/: dpa

26 Prozent favorisieren das SPD-Bewerberduo: Scholz und "Scholzoline"

Scholz und Geywitz erfreuen sich laut einer Umfrage großer Beliebtheit. Aber kann die unbekannte Klara Geywitz den Ansprüchen genügen? Ein Kommentar.

Die SPD ist eine Partei der Überraschungen, und zu der zählt, dass das Duo Geywitz/Scholz sich offenbar unter allen Gespannen der bisher größten Beliebtheit erfreuen kann. 26 Prozent sind es, die in die (weithin unbekannte) Frau aus dem Osten und den (weidlich bekannten) Mann aus dem Westen das relativ größte Zutrauen haben, dass die beiden den anderthalb Jahrhunderte alten Laden zusammenhalten können.

Relativ gesehen, denn Tatsache ist auch, dass die meisten Genossen denken, die Krise werde noch eine lange Weile anhalten. Weshalb die meisten ja wohl auch zu glauben scheinen, dass sich umgekehrt die SPD Langeweile als Letztes leisten kann. Auf die Idee kann aber im Ernst keiner kommen, zumal nicht, wer die vergangenen Tage Revue passieren lässt. Ihr einer Interimsvorsitzender, Thorsten Schäfer-Gümbel, trägt dazu bei, dass die Partei in aller Munde ist: mit dem Vorschlag einer Vermögensteuer.

An dem Vorschlag sieht man übrigens ganz gut, wie es der Partei im Moment permanent ergeht. Sie kann sagen, was sie will, die Leute hören, was sie wollen, vor allem die politischen Gegner. Als hätte Schäfer-Gümbel, Inbegriff des Korrekten, vorgeschlagen, allen, die mehr als Durchschnittslohn verdienen, das hart Erworbene wegzunehmen.

So klingt aber die Kritik, ob von Christ- oder Freidemokraten, oder Wirtschaftspotentaten. Dabei ist das passiert: Schäfer-Gümbel hat daran erinnert, dass die Vermögensteuer seit 1997 nur ausgesetzt und nicht per se verfassungswidrig ist; dass es Freibeträge geben würde; dass sie für Multimillionäre und Milliardäre gelten sollte. 45 Familien in Deutschland besitzen so viel wie 50 Prozent der Gesamtgesellschaft. Da kann man, summa summarum, auf die Idee kommen, dass stärkere Schultern belastet werden könnten.

Die pro Groko-Fraktion steht hinter Scholz

Das nennt sich dann Solidarität, ein Begriff, für den die SPD immer stehen wollte. Womit wir bei Scholz, Olaf, zurück wären. Scholz ist nämlich im Nebenberuf Finanzminister dieser Republik, nicht nur Vortragsreisender in Sachen SPD-Vorsitz (auf 23 Regionalkonferenzen in 38 Tagen). Als solcher, als Kassenwart, als Hüter der schwarzen – oder roten – Null, muss er sich dazu verhalten – und als Sozialdemokrat sowieso. Denn Scholz ist ja nicht nur beliebt in seiner SPD, weswegen er umso mehr Vertrauen schaffen muss.

Die Pragmatiker, die pro Groko sind wie er, kann Scholz gewinnen. Das sind etwa 50 Prozent. Doch die Skeptiker sind fast genau so viele, und bei denen muss er auch punkten. Wie übrigens Klara Geywitz nicht anders, die wegen ihrer Ansichten im Hintergrund „Scholzin“ oder „Scholzoline“ genannt wird. Vorsitzende, die am Ende knapp über die Hälfte der Genossen hinter sich versammeln, dürften sich aber kaum getragen fühlen. Zumal zwei Drittel der SPD-Mitglieder, 67 Prozent, heute der Auffassung sind, für die Partei sei es „vorrangig“, an Grundwerten und Prinzipien festzuhalten, „auch wenn man dafür keine Mehrheit bei Wahlen erhält“. Solidarität zählt dazu. Nur nicht notwendigerweise mit ihren Vorsitzenden. Aber lassen wir uns SPD-typisch überraschen.

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