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Gedenken an die Opfer des Massakers an der Grundschule von Uvalde in Texas (Archivbild vom 28. Mai 2022)

© AFP/Chandan Khanna

Update

21 Tote bei Amoklauf an US-Grundschule: „Elendes Versagen“ bei Massaker von Uvalde – Polizeichef wird beurlaubt

Im Mai schießt ein 18-Jähriger in einer Schule in Texas. Polizisten sind rasch vor Ort – doch greifen erst spät ein. Das hat nun Folgen für deren Chef.

Fast einen Monat nach dem Massaker an einer Grundschule im US-Bundesstaat Texas ist der Polizeichef des Schulbezirks bis auf Weiteres beurlaubt worden. Es gebe mehrere laufende Untersuchungen des Vorfalls, aber es sei unklar, wann deren Ergebnisse vorliegen würden, erklärte der Leiter des Schulbezirks von Uvalde, Dal Harrell, am Mittwoch (Ortszeit). Angesichts der „weiter bestehenden fehlenden Klarheit“ habe er entschieden, Polizeichef Pete A. mit sofortiger Wirkung zu beurlauben, hieß es weiter.

Am Dienstag waren weitere dramatische Fehler bei dem Polizeieinsatz bekannt geworden. Bei einer Anhörung im texanischen Senat sagte der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, bereits drei Minuten, nachdem der Schütze einen Klassenraum betreten und das Feuer eröffnet habe, seien neun Polizisten vor dem Raum gewesen, zwei davon mit Gewehren. Weitere seien nach und nach dazugekommen.

Statt einzugreifen hätten sie aber mit der Suche nach einem Schlüssel zu dem Klassenraum, in dem sich der 18-jährige Täter verschanzt hatte, wertvolle Zeit vergeudet.

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McCraw sagte, nach bisherigen Erkenntnissen sei die Tür zu dem Klassenraum nicht einmal abgeschlossen gewesen. Doch keiner der anwesenden Polizisten habe probiert, die Tür einfach zu öffnen. Stattdessen habe der Einsatzleiter auf Verstärkung, auf weitere Gewehre und Schutzausrüstung gewartet - und auf einen Schlüssel zu dem Klassenraum, „der nie gebraucht wurde“.

Steve McCraw, Leiter des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit , bei der Anhörung
Steve McCraw, Leiter des texanischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit , bei der Anhörung

© dpa/AP/Eric Gay

Der Täter hatte am 24. Mai an einer Grundschule in der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen erschossen. Der Angreifer hatte in zwei miteinander verbundenen Klassenräumen mit einem Sturmgewehr auf die Kinder und Lehrerinnen gefeuert.

[Lesen Sie auch: Das sind die Oper von Uvalde – und ihre Geschichten (T+)]

In einer solchen Lage reiche im Zweifel ein Polizist mit einer Waffe, um reinzugehen und den Amokläufer zu stoppen - auch wenn das ein Risiko für den Beamten darstelle. „Wenn Sie dort sind, haben Sie die Pflicht, sofort einzugreifen und den Schützen aufzuhalten.“

Die Polizisten vor dem Raum hätten Waffen, Schutzausrüstung und eine Ausbildung für solche Situationen gehabt, die Kinder dagegen nichts davon, sagte McCraw. Dennoch hätten die Schüler und Lehrer „eine Stunde, 14 Minuten und 8 Sekunden“ warten müssen, bis Einsatzkräfte in den Raum eingedrungen seien, um sie zu retten. „Das ist untragbar.“ Der Einsatzleiter habe „schreckliche Entscheidungen“ getroffen. Er habe entschieden, das Leben von Polizisten über das Leben von Kindern zu stellen. McCraw sprach von „elendem Versagen“.

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Schon kurz nach dem Verbrechen war bekannt geworden, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt diverse Polizisten im Flur vor dem Klassenraum waren, aber lange keinerlei Versuche unternahmen, in den Raum einzudringen - obwohl Kinder aus dem Inneren mehrfach verzweifelt bei der Polizei anriefen. Erst mehr als 75 Minuten, nachdem der Schütze das Feuer eröffnet hatte, gingen Einsatzkräfte in den Raum und töteten den Täter. (dpa, AFP)

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