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An Bord des Rettungsschiffs „Ocean Viking“ herrscht bedrückende Enge.

© Shahzad Abdul/AFP

180 Flüchtlinge an Bord: Italien lässt Migranten von der „Ocean Viking“ auf Quarantäne-Schiff

Seit Ende Juni harren rund 180 Migranten auf dem Rettungsschiff im Mittelmeer aus. Die Lage an Bord hatte sich zugespitzt. Jetzt gibt es etwas Hoffnung.

Italien erlaubt nach tagelangem Zögern den rund 180 Migranten auf dem privaten Rettungsschiff „Ocean Viking“ den Wechsel auf das italienische Quarantäneschiff „Moby Zaza“. Die Übernahme der aus Seenot geretteten Menschen sei für Montag geplant, hieß es am späten Samstagabend aus Quellen im Innenministerium in Rom. Zuvor hatte sich die Lage auf dem Schiff der Organisation SOS Méditerranée, das sich in internationalen Gewässern vor Sizilien befindet, zugespitzt.

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Die Betreiber berichteten von einem Hungerstreik unter den Geflüchteten. Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée für Deutschland, hatte am Freitag von mehreren Suizidversuchen gesprochen. Die „Ocean Viking“ hatte zudem den Notstand an Bord ausgerufen. Bis dahin waren mehrere Bitten um Zuweisung eines sicheren Hafens in Malta und Italien erfolglos geblieben.

Die Crew sandte die dringende Anfrage an die Behörden beider Länder zur Aufnahme von rund 45 Menschen, die in schlechter Verfassung seien. Italien schickte daraufhin am Samstag einen Psychiater und einen kulturellen Mediator aus Pozzallo für mehrere Stunden an Bord, berichteten beide Seiten. Danach kam die Erlaubnis aus Rom zur Übernahme auf die „Moby Zaza“. Das Quarantäne-Schiff liegt derzeit vor der sizilianischen Hafenstadt Porto Empedocle vor Anker.

Die Lage an Bord habe sich jedoch etwas entspannt, hieß es aus der italienischen Hauptstadt. Am Sonntag seien zunächst Coronavirus-Abstriche bei den Migranten geplant. Wie SOS Méditerranée am Samstag schrieb, nahm das Schiff in insgesamt vier Einsätzen am 25. und am 30. Juni rund 180 Menschen aus dem Mittelmeer an Bord.

Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von privaten Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen über die Weiterverteilung der Menschen.

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Monat für Monat versuchen zahlreiche Menschen, in seeuntüchtigen Booten von Afrika über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Im vergangenen Jahr ertranken dabei nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 1283 Menschen. In den vergangenen fünf Jahren gab es insgesamt mehr als 19.000 Tote.

Länder wie Italien und Malta verfolgen inzwischen eine harte Linie und lehnen die Aufnahme geretteter Flüchtlinge vielfach ab. Sie fordern die Solidarität der übrigen EU-Staaten bei der Verteilung der Flüchtlinge ein. Alle Versuche, zu einer gerechten Verteilung innerhalb Europas zu gelangen, sind bisher gescheitert. (dpa, AFP)

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