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Geflüchtete vor Lesbos (Archivbild).

© AFP/Frederica Scoppa

13 Boote in einer Stunde: Mehr als 500 Geflüchtete in Lesbos angekommen

Für Griechenland wird die Unterbringungen der Geflüchteten immer schwieriger. Die Regierung bestellt den türkischen Botschafter ein und kontaktiert die EU.

Die Ankunft einer Rekordzahl von über 500 Geflüchteten auf Lesbos hat die griechischen Behörden am Freitag vor neue Herausforderungen gestellt. 13 Boote hätten innerhalb einer Stunde Land erreicht, teilten die örtliche Polizei und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag übereinstimmende mit.

Diplomatenkreise sprachen von einem "nie dagewesenen Anstieg" der Zahlen. Griechenland habe wegen der immer schwierigeren Unterbringung der Geflüchteten die Europäische Union kontaktiert und den türkischen Botschafter einbestellt, hieß es. Die steigenden Zahlen seien "hauptsächlich von europäischem Interesse".

Laut Behörden und Hilfsorganisationen kamen die Menschen am Donnerstagabend auf 13 Schiffen aus der Richtung Türkei. An Bord waren demnach 540 Flüchtlinge, darunter 240 Kinder. Sie seien in das bereits überfüllte Flüchtlingscamp Moria gebracht worden. Laut der Organisation Ärzte ohne Grenze hielten sich dort bereits zuvor 11.000 Menschen auf, obwohl das Camp nur Platz für bis zu 3000 Menschen habe.

Nach Angaben aus Diplomatenkreisen bestellte Außenminister Nikos Dendias am Freitag den türkischen Botschafter in Athen ein, um ihm "seine starke Unzufriedenheit" mitzuteilen und ihn an die Verpflichtungen der türkischen Regierung gemäß dem im März 2016 vereinbarten EU-Türkei-Abkommen zu erinnern.

"Die Inseln haben ihre Grenzen erreicht", sagte Alexandros Konstantinou, Anwalt einer griechischen Hilfsorganisation. Der Internationalen Organisation für Migration (OIM) zufolge wurden in der ersten Augusthälfte bereits "3250 Ankünfte" auf den fünf Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos registriert, während die Zahlen für den gesamten Monat Juli bei 5520 und im Januar bei 2079 lagen.

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Die griechische Regierung bestätigte einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Am Freitag seien Regierungssitzungen abgehalten worden, um über Maßnahmen zu beraten, hieß es aus einem Ministerium.

Ankara und Brüssel hatten sich im März 2016 auf ein Abkommen geeinigt, das die illegale Einwanderung von zumeist syrischen Flüchtlingen über die Türkei nach Europa einschränken sollte. Dafür sagte die EU der Türkei Milliardenhilfen für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Millionen Syrien-Flüchtlingen zu.

155 Migranten überwinden Grenzzaun zu spanischer Exklave

In der spanischen Exklave Ceuta kamen unterdessen am Freitag 155 Migranten an. Sie überwanden am frühen Morgen den Stacheldrahtzaun. Bei den Menschen handele es sich ausschließlich um Afrikaner, "die Mehrheit aus Guinea", sagte ein Sprecher der spanischen Zentralregierung in Ceuta der Nachrichtenagentur AFP am Freitag. Sie hätten am frühen Morgen im Schutz des Nebels den Stacheldrahtzaun überwunden und hätten dabei zwölf Polizisten leicht verletzt.

Mehrere Migranten wurden wegen Schnittwunden behandelt. Spanische Medien berichteten, einige von ihnen seien über den Zaun geklettert, während andere eine Tür im Zaun gestürmt hätten. Es war das erste Mal seit einem Jahr, dass es einer Gruppe Menschen gelang, den Stacheldrahtzaun an der Grenze nach Ceuta zu überwinden.

Ceuta und Melilla, ebenfalls eine spanische Exklave, liegen an der nordafrikanischen Küste und haben die einzigen EU-Außengrenzen auf dem afrikanischen Kontinent. Daher versuchen Flüchtlinge immer wieder, von Marokko aus über die Grenzanlage EU-Boden zu erreichen. (dpa, AFP)

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