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Die US-Botschaft in Kuba, aufgenommen am 14.08.2015 in Havanna (Kuba).

© dpa

Mysteriöse Erkrankungen:: USA ziehen Botschaftspersonal aus Kuba ab

Die Fälle sind rätselhaft: Mehrere US-Diplomaten in Kuba erleiden Gehörerkrankungen, klagen über Schwindel. Die Regierung in Washington vermutet gezielte Attacken dahinter.

Nach mysteriösen Erkrankungen amerikanischer Diplomaten in Kuba zieht die US-Regierung mehr als die Hälfte ihres Botschaftspersonals von der Insel ab. Die Botschaft in Havanna solle offen bleiben, allerdings würden dort keine gewöhnlichen Visa mehr ausgestellt, erklärten Regierungsvertreter am Freitag, die nicht namentlich zitiert werden wollten. Das Außenministerium warnte US-Bürger zudem vor Reisen nach Kuba.

Die Regierung in Washington reagiert damit auf Erkrankungen mehrerer Botschaftsmitarbeiter, hinter denen sie gezielte Angriffe vermutet. Die Beziehungen beider Länder hatten sich dadurch wieder verschlechtert. Außenminister Rex Tillerson ging sogar so weit, mit der Schließung der diplomatischen Vertretung zu drohen, die erst 2015 wiedereröffnet worden war.

Ursachen der Erkrankungen sind weiter unklar

Bei der Ursachenforschung für die rätselhaften Ohrenschäden tappt die US-Regierung weiter im Dunkeln. „Die Ermittler waren nicht in der Lage festzustellen, wer dafür verantwortlich ist und wodurch die Angriffe ausgelöst wurden“, heißt es in einer Stellungnahme von US-Außenminister Rex Tillerson, die sein Ministerium am Freitag in Washington veröffentlichte. In den vergangenen Monaten hatten mehrere Botschaftsmitarbeiter in Havanna Gehörerkrankungen erlitten. Vermutungen gehen dahin, dass sie absichtlich Schall ausgesetzt waren. Die kubanische Regierung bestritt, etwas mit den Vorfällen zu tun zu haben.

Nach Darstellung des US-Außenministeriums wurden die ersten Fälle Ende 2016 bekannt. Mindestens 21 Menschen erkrankten demnach. Einige der Betroffenen hätten dauerhaft ihr Gehör verloren, erklärte ein Vertreter des Außenministeriums am Freitag. Andere Symptome seien Tinnitus, Kopfschmerzen, Schwindel und Schlafstörungen gewesen.

US-Regierungsvertreter hatten zuvor in US-Medien den Verdacht geäußert, dass die Botschaftsmitarbeiter mit Schallgeräten innerhalb oder außerhalb ihrer Wohnungen in Havanna angegriffen worden seien. Washington beschuldigt die kubanische Regierung jedoch nicht, selber hinter den angeblichen Angriffen zu stecken. Die US-Regierung hat aber wiederholt gewarnt, dass Havanna für die Sicherheit ausländischer Bürger innerhalb des kubanischen Staatsgebiets verantwortlich sei.

Auch Mitarbeiter der kanadischen Botschaft in Havanna und deren Familien sollen von den angeblichen "Akustik-Attacken" betroffen sein. Aus dem Umfeld der dortigen kanadischen Vertretung verlautete, mehr als fünf Familien litten unter Beschwerden, darunter mehrere Kinder.

USA geben offizielle Reisewarnung heraus

Die Regierung von Präsident Donald Trump wollte am Freitag auch eine offizielle Reisewarnung herausgeben. Bislang sei zwar nur diplomatisches Personal betroffen gewesen, allerdings hätten sich einige der Attacken in Hotels ereignet, sagte der Mitarbeiter aus dem Außenministerium. Es sei daher nicht möglich, für die Sicherheit von US-Bürgern zu garantieren.

Die USA und Kuba hatten sich in den vergangenen Jahren eigentlich wieder angenähert. Unter Trumps Vorgänger Barack Obama leiteten beide Regierungen eine Wende in ihrem jahrzehntelang zerrütteten Verhältnis ein. Im Sommer 2015 nahmen sie wieder diplomatische Beziehungen auf.

Trump aber hatte die Politik Obamas immer wieder kritisiert. Im Juni schränkte er die Reisevorschriften für US-Bürger für den Inselstaat wieder ein. Die sozialistische Führung in Havanna bezeichnete er als „brutales Regime“. Trump bezeichnete die kubanische Regierung als ein "grausames und brutales Regime" und machte die künftigen bilateralen Beziehungen von Fortschritten bei den Menschenrechten abhängig.

Die kubanische Regierung warnte daraufhin vor einem Rückfall in die Zeiten des Kalten Krieges. Außenminister Bruno Rodriguez erklärte in der vergangenen Woche in einer Rede vor den Vereinten Nationen, Trump fehle jegliche moralische Autorität. (dpa, AFP)

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