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Schau mir in die Augen. Marisa Fuentes mit einem Alpaka in den Anden.

© Promo

Peruanische Mode in Berlin: In weiter Ferne so nah

Die peruanische Designerin Marisa Fuentes Prado musste erst um den halben Globus reisen, um ihre Heimat zu verstehen.

Marisa Fuentes Prado musste erst mehr als elftausend Kilometer zwischen sich und Peru bringen, um zu erkennen, wie großartig das textile Erbe ihrer Heimat ist. Deshalb hat sie auch ein Foto in ihren Laden „Maqu“ in Friedrichshain gehängt, auf dem sich gleich mehrere Alpakas auf den grünen Hängen der Anden tummeln.

Es ist nicht so, dass ihre Entwürfe sonderlich folkloristisch wären. Im Gegenteil, die Kleider der Designerin passen gut in den hektischen Alltag einer Großstadt – Hemdblusenkleider zum Überstreifen, Röcke mit breitem und dekorativem Gummizug im Bund, dazu Tops, aus feiner Pirma-Baumwolle gestrickt. Dazwischen hängen Einzelstücke wie die kastige Jacke aus Meshgewebe mit einem grafischen Patchwork-Muster. Dafür verwendet sie Stoffreste, gern auch solche, die ihr Kundinnen vorbeibringen.

Sie lässt viele Ihre Entwürfe in Peru fertigen, wie jetzt die Pullover aus Alpaka. Auf ihrer letzten Reise nach Peru besuchte Marisa Fuentes Prado in den Anden eine Familie auf 4500 Metern Höhe, die ebenjene Alpakas hält, die einem auf den Fotos entgegenblicken. Hier fand sie auch heraus, wie man die Wolle mit Pflanzen färben kann. Sie hält den in verschiedenen Farben und Mustern gestrickten Pullover hoch: „Das Gelb ist Zitrone, das Rosa ist lilafarbener Mais.“

Die Chancen nutzen, die sich ihr bieten

Dass Marisa Fuentes heute in Europa lebt, hat sie dem dänischen Designer Henrik Vibskov zu verdanken. Das ist ihre offizielle Version. Aber während sie ihre Geschichte erzählt, wird deutlich, dass es vor allem ihrem Talent geschuldet ist, die Chancen zu nutzen, die sich ihr bieten.

Als Henrik Vibskov 2012 Lima besuchte, erfuhr die junge Designerin davon auf Facebook. Zwei Tage lang begleitete Marisa ihn und sein Team durch Lima. Zwei Wochen später meldete sich Vibskovs Assistentin mit dem Angebot bei ihr, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Marisa Fuentes reagierte spontan: „Aber nur, wenn ich dafür nach Kopenhagen kommen kann“, schrieb sie zurück. Kurzerhand ließ Marisa Fuentes alles zurück, ihren Job, ihr Studio, ihren Laden, um endlich in Europa arbeiten zu können. Und ging für anderthalb Jahre nach Dänemark. Sie entwarf Schuhe für eine dänische Designerin, schloss ein Praktikum in Neukölln ab. „Da habe ich dann Kay kennengelernt“, sagt sie und lächelt ihren Mann an, der ihr gegenübersitzt. „Da gab es dann genug Gründe, in Berlin zu bleiben“, lächelt Kay zurück.

Fuentes will eine Schule in den Anden gründen

Neben Kay ist Nachhaltigkeit für Marisa Fuentes ein gutes Argument, hierzubleiben: „Berlin ist für mich keine Modestadt, aber nirgendwo gibt es mehr Nachhaltigkeit!“ Sie selbst verwendet Bio-Baumwolle, verarbeitet Reste und steht mit ihren Schneidern in Peru in ständigem Kontakt.

Hier in Friedrichshain ist sie jetzt weit genug weg von ihrer Heimat, um wieder an einen alten Traum glauben zu können. „Ich wollte schon immer eine Schule in den Anden gründen“, sagt sie. Als Marisa Fuentes noch in Lima lebte, erschien ihr das sehr utopisch. Hier in Europa erscheint es ihr einfacher, den ersten Schritt zu machen. Im Herbst wird sie ihre Alpaka-Pullover in Berlin verkaufen. Einen Teil des Geldes wird sie zur Seite legen – für eine neue Schule in Peru. Maqu, Libauer Str. 4 in Friedrichshain, feiert am 5. 7. ein Sommerfest. Infos: www.bymaqu.com

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