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Marcus Weber (l.) und Uwe Wagmüller haben die Messe "Finest Whisky Deluxe" ins Leben gerufen.

© Finest Whisky Deluxe/promo

Neue Whisky-Messe in Berlin: Goldrausch im Glas

Whisky ist eine Geldanlage: Ein paar tausend Euro für einen Schluck sind nichts Ungewöhnliches. Wer aber seinen echten Wert entdecken will, muss ihn trinken. Gelegenheit dazu gibt eine exklusive Messe im Schloss Charlottenburg.

Es ist eine Fälschung! Die Flasche Macallan Whisky ist nicht aus dem Jahr 1878 und ist damit auch keine 250.000 Euro wert. Diese Meldung erregte vor einem halben Jahr die internationale Whiskyszene. Was war da los? In der renommierten "Devil’s Place Whisky Bar" des Hotels Waldhaus am See im schweizerischen St. Moritz, ließ sich ein chinesischer Gast ein Glas des vermeintlich knapp 140 Jahre alten Whiskys einschenken und zahlte dafür 10.000 Franken, umgerechnet 8600 Euro. Im Preis inbegriffen war ein Eintrag ins Geschichtsbuch: Bis dato war nie zuvor ein teurerer Schluck Whisky serviert worden. Die Flasche wurde speziell für diesen Gast geöffnet.

Dem Betreiber des Waldhaus Hotels, Sandro Bernasconi, kamen nach dem Öffnen der Flasche heftige Zweifel an der vermeintlichen Rarität, um die Echtheit zu überprüfen, setzte er sich mit den Experten des schottischen Unternehmens "Rare Whisky 101" in Verbindung. Eine Untersuchung durch hinzugezogene Experten der Oxford University ergab, dass der Whisky mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den Jahren zwischen 1970 und 1972 hergestellt wurde. Auch die Edrington Group, zu der die Marke Macallan heute gehört, unterstützte weitere Untersuchungen, die Analyse erbrachte das Ergebnis, dass es sich um eine Mischung aus 60 Prozent Malt Whisky und 40 Prozent Grain Whisky handelte. Nach der Aufdeckung des Mysteriums um die fragwürdige Rarität reiste der Hotelchef persönlich nach China und erstattete dem Gast sein Geld zurück.

Wertanlage. Der Speyside Single Malt Scotch, Jahrgang 1938, wurde 1970 nach mehr als 30 Jahren Reifung im Fass abgefüllt. Die Flasche kostet heute rund 4000 Euro - wer sie lang genug liegen lässt, dürfte sie mit deutlichem Gewinn wieder verkaufen können.
Wertanlage. Der Speyside Single Malt Scotch, Jahrgang 1938, wurde 1970 nach mehr als 30 Jahren Reifung im Fass abgefüllt. Die Flasche kostet heute rund 4000 Euro - wer sie lang genug liegen lässt, dürfte sie mit deutlichem Gewinn wieder verkaufen können.

© promo/Finest Whisky Deluxe

Ein Vorfall dieser Art dürfte sich im Juni in Berlin nicht wiederholen, denn die Aussteller auf der neuen Messe "Finest Whisky Deluxe" werden zwar mit einigen seltenen Kostbarkeiten im Gepäck anreisen und dem Publikum ausschenken, vergleichbare Fälschungen sind jedoch nicht zu befürchten. Für Whiskyexperten und solche, die es werden wollen, lohnt sich am 8. und 9. Juni der Weg zum Schloss Charlottenburg auf jeden Fall. Im prunkvollen Rahmen des Großen Orangerieschlosses dürften die gerstengold schimmernden Destillate besonders zur Geltung kommen.

16 Aussteller schenken Raritäten aus

Die Organisatoren der Messe, Marcus Weber und Uwe Wagmüller, treten mit hohem Anspruch an. „Es gibt ja nicht gerade wenige Whisky-Messen in Deutschland, es müssen so an die 140 sein, darum wollten wir etwas Besonderes schaffen, das für einen kleinen und exklusiven Rahmen sorgt“, erklärt Whisky-Händler Wagmüller. "Die Möglichkeit, Einstiegsqualitäten zu probieren, gibt es in der Stadt bereits reichlich. Auf der Finest Whisky Deluxe wollen wir uns dem höchsten Niveau des Whiskys widmen." Nur 16 Aussteller eröffnen die Gelegenheit, ganz ohne Gedränge mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen. Dabei können dann Whiskys probiert werden, wie man sie selten oder womöglich nie wieder bekommt.

"Whisky ist flüssiges Sonnenlicht“, bemerkte bereits der Schriftsteller George Bernhard Shaw. Welche Sonnenstrahlen erwarten die Besucher der Finest Whisky Deluxe? Angekündigt sind bereits besondere Whiskys, wie ein 20-jähriger Dalmore aus den 1960er Jahren, Glenlivet aus den 1950ern, ein Macallan von 1971 und Abfüllungen von geschlossenen Destillieren, wie Rosebank, Brora oder Glenury. Wer schon immer mal einen Whisky aus seinem Geburtsjahr probieren wollte, könnte hier fündig werden.

Jahrgangswhiskys aus den 50er, 60er und 70er Jahren

Zum exklusiven Kreis der Aussteller zählt beispielsweise der führende Whisky-Händler Japans, Shinanoya aus Tokio. Flaschen mit dem Shinanoya Symbol sind bei Sammlern aufgrund ihrer Seltenheit und Güte äußerst gefragt. Aus Singapur stammt "The Auld Alliance", mit einem Sortiment von 1400 Flaschen eine der bestsortiertesten Whisky-Bars der Welt.

Dazu kommt der Raritätenhändler "Whisky Auctioneer" aus dem schottischen Perth und das "Maison du Whisky" aus Frankreich. Außerdem dabei: Angus MacRaild, der Organisator der führenden Raritäten Messe der Whisky-Welt, der "Whisky Exchange Show Old & Rare" in Glasgow.

Originalabfüllungen verkörpern typische, unverwechselbare Geschmacksprofile von Destillerien. Unabhängige Abfüller bereichern die Aromenvielfalt. Sie bringen oft ungewöhnlicheren Destillate auf die Flasche. Auch führende unabhängige Abfüller haben für die Berliner Messe in ihre Schatztruhen gegriffen, und so ergänzen Unternehmen wie Cadenhead, Gordon & MacPhail oder die Scotch Malt Whisky Society den Facettenreichtum der Abfüllungen.

Messe mit Anspruch. Die "Finest Whisky Deluxe" findet am 8. und 9. Juni 2018 in der Großen Orangerie im Schloss Charlottenburg statt.
Messe mit Anspruch. Die "Finest Whisky Deluxe" findet am 8. und 9. Juni 2018 in der Großen Orangerie im Schloss Charlottenburg statt.

© promo

Auf dem Programm stehen auch moderierte Verkostungen. Eine Destillerie, die unter den Fans von getorftem Whisky stets für leuchtende Augen sorgt, ist Port Ellen von der Insel Islay. Im Frühjahr elektrisierte die Meldung aus der Konzernzentrale des Besitzers Diageo, die Destillerie wieder zu eröffnen, die Fachwelt. Bis die ersten neuen Whiskys die Gläser füllen, wird es etwas dauern. Eine außergewöhnliche Gelegenheit, die Wartezeit zu verkürzen, bietet sich Messebesuchern bei einem Tasting, das es so noch nicht gegeben hat. Diageo bringt dafür alle 17 bislang erschienen Annual Releases von Port Ellen mit. Die Teilnahme kostet 390 Euro.

Wer mit Whisky als Geldanlage spekuliert, muss Geduld haben

Als exklusive Messeabfüllungen für die Besucher fährt Uwe Wagmüller zwei Whiskys der 2011 stillgelegten Brennerei Karuizawa aus Japan auf. Beide wurden 1988 destilliert und Sammler erhalten die auf 120 und 60 limitierten Flaschen zu 2300 und 2700 Euro. Lohnt sich denn die Investition in Whisky als Wertanlage? Wagmüller meint: „Man muss etwas Geduld mitbringen und aktuelle Whiskys fünf bis zehn Jahre liegen lassen, bis sie seltener werden und Sammler angemessenes Geld dafür zahlen. Manche Leute kaufen immer zwei Flaschen. Eine zum Trinken, eine zum Aufbewahren. Das Gute ist: Ob man sie verkauft oder selber trinkt – man hat bei einer Flasche Whisky in jedem Fall sein Vergnügen.“

Finest Whisky Deluxe, Große Orangerie im Schloss Charlottenburg, Spandauer Damm 22, Charlottenburg, 8. Juni: 16-23.30 Uhr; 9. Juni: 14-23.30 Uhr; Tagesticket 40 Euro (im Vorverkauf 30 Euro), Zwei-Tagesticket 60 Euro (im Vorverkauf 40 Euro), weitere Informationen unter finestwhisky-deluxe.de

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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Whisky ist nicht gleich Whiskey - kleine Warenkunde

1. Single Malt Whisky
Dieser Whisky wird aus gemälzter Gerste in einer einzigen Destillerie in kupfernen Brennblasen gefertigt. Meist wird zwei-, in seltenen Fällen auch dreifach destilliert. Muss mindestens drei Jahre in Holzfässern gereift sein. Vielfältig und charaktervoll.

2. Corn Whiskey
Corn Whiskey muss aus mindestens 80 Prozent Mais bestehen und kann, muss aber nicht unbedingt eine Fassreifung erfahren. Corn Whiskey darf auch in gebrauchten Fässer gelagert werden. Sind die Fässer neu, dürfen sie nicht ausgebrannt sein.

3. Blended Malt Whisky
Hier werden Single Malts aus zwei oder mehr Destillerien miteinander vermählt. Früher wurde diese Gattung "Vatted" genannt.

4. Single Pot Still Irish Whiskey
Der milde Whiskey der grünen Insel erlebt derzeit eine immense Erfolgsgeschichte und Wachstum bei den Verkaufszahlen. Dreifach destilliert aus einer Mischung aus gemälztem und ungemälztem Getreide.

5. Blended Scotch Whisky
Die meistproduzierte Whisky-Gattung, bei der Grain Whisky und Single Malt Whisky miteinander vermengt werden. Mild und zugänglich.

6. Rye Whiskey
Der Whiskey muss mindestens 51 Prozent Roggen enthalten und reift in neuen, ausgekohlten Eichenfässern. Lagerte er mindestens zwei Jahre, enthält keine Zusatzaromastoffe oder Färbung, so darf es als "Straight Rye" bezeichnet werden.

7. Bourbon Whiskey
Kentucky bleibt das US-Kernland von Bourbon. Der Whiskey muss mindestens 51 Prozent Mais enthalten und reift in neuen, ausgekohlten Eichenfässern. Lagerte er mindestens zwei Jahre, enthält keine Zusatzaromastoffe oder Färbung, so darf es als "Straight Bourbon" bezeichnet werden.

8. Grain Whisky
Whisky, der vornehmlich aus ungemälztem Getreide im kontinuierlichen Brennverfahren gebrannt wird. Die Basis für alle Blended Scotch Whiskys.

9. Canadian Whisky
Bei Whisky aus Kanada wird in der Regel ein Basis-Whisky mit einem aromatisierenden Whisky vermählt. Roggen, Weizen, Gerste und Mais sind gestattet, wobei oft der Roggen die Hauptrolle spielt.

Peter Eichhorn

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