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Der Appetit auf japanische Nudelsuppe ist ungebrochen. Neue Kreationen gibt es jetzt im "Ramen x Ramen" in Friedrichshain.

© promo/RamenxRamen

Neue Restaurants in Berlin: Probieren Sie doch mal hier

Nordisch oder texanisch? Ramen oder Qualle in Yuzu-Sauce? Dazu Craft-Beer oder Negroni? Die zehn spannendsten Neueröffnungen der letzten Monate.

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1. Ramen x Ramen | Suppen und Sake

Der Appetit auf Ramen scheint immer noch zu steigen in Berlin. Jedenfalls eröffnen ständig neue Läden mit der japanischen Nudelsuppe, die sich in ihrer anarchischen Geschmacksvielfalt so gar nicht in die puristische Landesküche fügen will, das Ramen X Ramen etwa, eine Bar gleich um die Ecke vom Boxhagener Platz. Zwei Sachen sind hier besonders. Einmal die große Auswahl an Sake, die definitiv interessanter als die Bierauswahl ist (nur Kirin oder Tiger). Sieben Sorten sind im Angebot, darunter auch Sparkling Sake. Und dann gibt es Ramen nicht nur in den gängigen Stilen – Shio, Shoyu, Miso und Tonkotsu –, sondern auch vegetarische und vegane Optionen. Statt Chasu, dem Rollbraten, der ein klassisches Topping ist, gibt es Seitan. Auch die TanTan Ramen, normalerweise mit Rinderhack, gibt es fleischlos mit Tofu. Das kommt an im Kiez. Die Atmosphäre ist so quirlig wie in Tokio.

Gabriel-Max-Str. 2, Friedrichshain, tägl. 12-24 Uhr, ramenxramen.com

Raffinierte Rolls im "Savu" in Charlottenburg.
Raffinierte Rolls im "Savu" in Charlottenburg.

© promo/Savu

2. Savu | Nordisch-Italienisch-Spanisch

Sauli Kemppainen ist ein Typ, der die Berliner Küche bereichert, egal, was er tut. Zusammen mit dem erfahrenen Maitre Vedad Hadziabdic hat er das alte „Balthazar“ am Kurfürstendamm umgekrempelt, es wirkt jetzt viel großzügiger und moderner und hat auch eine offene, allerdings verglaste Küche. Das Küchenprogrammm, nordisch-spanisch-italienisch, sollte man nicht tierisch ernst nehmen, es hat jedenfalls nichts von der protestantischen Strenge nordischer Vorbilder, sondern präsentiert sich humorvoll eigenständig, und das zu vernünftigen Preisen: Die recht klein dimensionierten Gänge kosten zwischen 15 und 17 Euro, vier gibt es für 59. Knaller der ersten Karte sind das Flanksteak mit Birne und Basilikumgerste und das Moltbeerensorbet mit gebackener Skyr-Zimtstange. Viele gute Weine mit klassischem Ausbau und deutschem Schwerpunkt, angenehm kalkuliert. Fast alles wird auch offen ausgeschenkt.

Kurfürstendamm 160, Charlottenburg, Mo-Sa 18-23 Uhr, savu.berlin

Holz in der Hütte. "The Bird BBQ" versorgt das Publikum in Prenzlauer Berg mit texanischen Grill-Spezialitäten.
Holz in der Hütte. "The Bird BBQ" versorgt das Publikum in Prenzlauer Berg mit texanischen Grill-Spezialitäten.

© promo/The Bird BBQ

3. The Bird BBQ | Texas Barbecue

"The Bird" ist eigentlich Spezialist für exzellente Burger. Hier sucht man sie vergebens, denn das Eckrestaurant mit Craft-Bier-Bar und großer Terrasse serviert ausschließlich Premiumfleisch aus dem Smoker. Der wird nicht – wie wir in unserer Print-Ausgabe vermuteten – von "The Pit" Adam Ramirez befeuert, sondern von Michael Heiden, der sich ganz der texanischen Grillphilosophie verpflichtet fühlt. Das Fleisch wird mit einer speziellen Gewürzmischung, dem "Rub" – jeder Grillmeister hat da sein eigenes Spezialrezept – extrem langsam bei niedriger Temperatur im Smoker gegart. Das Ergebnis sind extrem saftige und zarte Fleischpartien wie Beef Brisket, Ribs, Pulled Pork und Beef Cheeks, die durch einige Specials – etwa verschiedene Würste vom Wurstversteher "The sausage man never sleeps" sowie Chicken Wings und erstaunlich saftiger Truthahnbrust – ergänzt werden. Dazu gibt es hausgemachte Saucen und einige Beilagen (sehr gute gebackene Bohnen!) und Craft Beer vom Fass, gezapft von Bierpapst Donald Burk. Sehr amerikanisch, sehr speziell, unbedingt fleisch- und bierlastig aber in allem sehr ausgefeilt. Spezialisten wird es gefallen.

Oderberger Str. 61, Prenzlauer Berg, Di-So ab 18 Uhr, So 18-23 Uhr, thebirdbbq.com

Zeitreise in die Neunziger. Das Restaurant 1687 in Mitte kultiviert das Edel-Luxuriöse.
Zeitreise in die Neunziger. Das Restaurant 1687 in Mitte kultiviert das Edel-Luxuriöse.

© promo/1687

4. Restaurant 1687 | Neo-Französisch

Die neunziger Jahre sind nicht tot, sie haben sich nur versteckt. Möglicherweise in Görlitz, wo die Betreiber des brandneuen Berliner Restaurants 1687 das "Vino e Cultura" führen. Das scheint zu funktionieren, denn ihr Glitzerding im Neubau am Neustädtischen Kirchplatz ist eine ganz andere Nummer, richtig teuer mit Möbeln aus einer Epoche, die es nie gab, und wandhohen Weinschränken, in denen mittlere Bordeaux sowie andere Franzosen und Super-Italiener lagern, Sachen also, die in der quirligen Berliner Weinszene seit vielen Jahren als Ladenhüter bekannt sind. Worauf Küchenchef Tomasz Trabski hinauswill, ist noch nicht so ganz klar: Beim Business-Lunch (kein Menü) geht es eher bieder zu mit grünen Tomaten und Schafskäse im Blätterteig, Rindermedaillons auf Spinat mit Topinambur und Räucherkartofffel oder Heilbutt auf Romanesco; abends steht hochgradig Zeitgeistiges wie Stör mit Calamari und Jakobsmuschel, Saubohnen, Sanddorn und Eisenkraut auf der Karte. Der französische Einschlag bezieht sich auf den Namen (1687 ist das Jahr der ersten protestantisch-hugenottischen Kirchweihe in der Dorotheenstadt), er wird hörbar in der O-la-la-Musikschleife vom Band und im Akzent des Kellners. Ob das noch Anschluss ans 21. Jahrhundert findet?

Mittelstr. 30, Mitte, Mo-Sa 12-23 Uhr, 1687.berlin

Erste Wahl, wenn Mutti zu Besuch kommt - und sie zahlt. Das "Charlotte & Fritz" im Regent-Hotel.
Erste Wahl, wenn Mutti zu Besuch kommt - und sie zahlt. Das "Charlotte & Fritz" im Regent-Hotel.

© promo/Regent Hotels

5. Charlotte & Fritz | Gourmet & Steaks

Leger? Von wegen. Das alte "Fischers Fritz" sieht nach der plüschigen Umgestaltung noch mehr nach Belle-Epoque-Luxushotel aus als früher – daran ändert auch der neue, separate Eingang neben dem Borchardt nichts. Statt Christian Lohses größten Hits gibt es nun ein weites, hoteliges Speisenangebot zwischen Steak und Gourmet, für das Jörg Lawerenz verantwortlich ist. Ohne Ehrgeiz kocht er nicht, das zeigt schon das kleine Lunchmenü, das für stramme 32/39 Euro (2/3 Gänge inkl. Kaffee) an den Start geht und beispielsweise Fjordforelle auf Paprikagelee mit grüner Mango, Knurrhahnfilet mit Bouillabaisse-Aromen oder Keule vom Maibock mit Mispeln und Mandeln (klasse Jus!) bietet, akkurat gekocht, freundlich serviert. Das alte Dilemma des Restaurants lebt allerdings weiter: Es sind die überdrehten Getränkepreise vom Mineralwasser für zehn Euro bis zum Wein, der in den unteren Regionen mit dem Faktor sechs kalkuliert wird. Touristen mag das egal sein, aber aus Berliner Sicht ist es noch genauso unzeitgemäß und abschreckend wie in der Lohse-Ära.

Charlottenstr. 49, Mitte, Di – Sa 12 – 14 und 18 – 22.30 Uhr, charlotteundfritz.com

Zum Niederknien. Das "Arai" in Prenzlauer Berg.
Zum Niederknien. Das "Arai" in Prenzlauer Berg.

© promo/Arai

6. Arai | Gehoben Japanisch-Chinesisch

Das Zentrum des neuen Souterrain-Restaurants von Shiori Arai bildet ein großer Holztisch knapp über Fußbodenhöhe, an dem alle Gäste schuhlos zusammensitzen – dank einer Vertiefung im Boden zum Glück nicht im Lotussitz. Küchenchef Makoto Ishii serviert hier ein unveränderbares Omakase-Menü in zehn Gängen (88 Euro, Start 19.30 Uhr). Während es im „Shiori“ rein japanisch zugeht, erlebt man hier, bei Qualle in Yuzu-Sauce, frittierten Austern mit Limette und Sechuanpfeffersalz oder Mapo Tofu mit Miso den sogenannten „Chuka Ryori“- Stil. Vereinfacht gesagt, geht es dabei um die japanische Interpretation verschiedener Regionalküchen Chinas: Die Aromen sind kräftiger als in der japanischen Küche, Schärfe und Knoblauch sind erlaubt, einiges schmeckt vertraut nach China-Restaurant, ist aber nuancierter abgeschmeckt und dank filigraner Schneidetechnik ergeben sich präzisere Garpunkte. Die Vertrautheit ist es zunächst, die einen stutzen lässt, ob der Preis des Menüs mit dem Erlebnis gerechtfertigt ist, oder ob man nicht doch mehr erwartet. Aber noch scheint das Menü nicht in Stein gemeißelt, die Trogmuschel (Hokkigai), in Sake mariniert, ist bereits ein Erlebnis, ebenso der Mapo Tofu. Davon gerne mehr.

Straßburger Str. 60, Prenzlauer Berg, Di-So 19-22.30 Uhr, araiberlin.com

Gesellige Enge im "Stone Brewing Tap Room" in Prenzlauer Berg.
Gesellige Enge im "Stone Brewing Tap Room" in Prenzlauer Berg.

© promo/Stonebrewing

7. Stone Brewing Tap Room | Moderne Brauhaus-Küche

Bisschen gemein ist das schon. Da steckt Greg Koch von Stone Brewing 25 Millionen Euro in ein ehemaliges Gaswerk in Mariendorf, um dort eine Brauerei mit Eventgastronomie und Megabiergarten zu eröffnen – und schon einen Sommer später sprechen alle nur noch von den schwarz lackierten Übersee-Containern, die da auf der verschnittenen Brache am Gleisdreieck stehen. Irgendwie kommt das moderner rüber, was die Craft-Bier-Kollegen von "Brlo" da in Kreuzberg hingestellt haben. Jetzt hat Stone nach nur zwei Jahren einen zweiten Berliner Standort eröffnet, diesmal innerhalb des S-Bahn-Rings. Der Tap Room ist in der Oderberger Straße – am Mauerpark also, was viele durstige Passanten garantieren sollte. Aus den 27 Zapfhähen fließen ein paar Greatest Hits der US-Brauer wie das Stone IPA oder der Arrogant Bastard sowie einige kleinere Biereditionen, die in Mariendorf gebraut werden. Wie üblich in der Szene überlässt man ein paar Hähne befreundeten Brauern. Beim Essen beweisen die US-Amerikaner viel Willen zur Pointe: Die German Inside Out etwa ist eine Bratwurst, die wie eine Sushi-Rolle serviert wird. Auch funny: Das ganztägige Frühstück ist nach Hopfensorten benannt.

Oderberger Str. 15, Prenzlauer Berg, Mo-Do 10 -24, Fr / Sa 10-1, So 10 -22 Uhr, stonebrewing.eu

Gehobene Freistil-Küche in entspannter Baratmosphäre im "Montraw" in Prenzlauer Berg.
Gehobene Freistil-Küche in entspannter Baratmosphäre im "Montraw" in Prenzlauer Berg.

© promo/Anna Rafeeva

8. Montraw | Freistil-Küche

Der Versuch, Gastronomie mit Anspruch in Prenz­lauer Berg zu etablieren, ging praktisch immer schief. Das „Montraw“ an der Ecke, wo sich seit 1913 das „Metzer Eck“ mit Buletten und Soleiern behauptet, könnte unter einem besseren Stern stehen, denn die israelischen Betreiber machen von Anfang an vieles richtig, legen Wert auf Design, verzichten aber auf Gedöns und Schummerlicht. Der Gastraum mit der Bar im Zentrum ist schlichtweg gemütlich. Und wenn es das Wetter zulässt, kann man sogar draußen sitzen. Die Preise der Speisen scheinen, gemessen am Raffinement, bodenständig: Der Salat Nicoise etwa ist eine intelligente Neuinterpretation, bei der Salat angebraten und der Dosenthunfisch durch ein Tataki von der Gelbschwanzmakrele ersetzt wurde – köstlich abgeschmeckt mit einer Estragon-Vinaigrette und für 11 Euro gastfreundlich kalkuliert. Die Karte ist klein, fernöstliche Aromen mischen sich mit mediterraner Leichtigkeit, alles bleibt bezahlbar, obwohl die Küche ihre Erfahrung in der gehobenen Gastronomie nicht verhehlt. Gute Cocktails, eine Weinkarte, die zwischen Alltagsweinen und Super-Toskanern gut aufgestellt ist. Nicht zuletzt: ein immer freundlich-legerer Service – sofern man Englisch versteht. Das macht Spaß, das kann was werden.

Straßburger Str. 33, Prenzlauer Berg, Di-So 18-23 Uhr, montraw.com

Spaghetto al Nero di Seppia und Polpo arrosto im "Lagalante" in Schöneberg.
Spaghetto al Nero di Seppia und Polpo arrosto im "Lagalante" in Schöneberg.

© promo/Lagalante

9. Lagalante | Italienisch-Apulisch

Der Kiez um Goltz- und Akazienstraße verstrahlt noch immer ein wenig West-Berliner Nostalgie, obwohl vieles hier im Umbruch ist. Antonio Lagalante, Kochprofi aus Apulien, hat sich, aus London kommend, für Schöneberg entschieden und zeigt im schlichten Bistro seine italienische Küche des 21. Jahrhunderts – unverfremdet, aber mit neuem Blick auf Produkte und Qualität. Die Polpette di Pane, Brotbällchen in Sugo, hat er aus seiner Heimat mitgebracht, die Orechiette mit Stangenkohl, Salsiccie und Filata-Käse folgen eher neuen regionalen Moden, es gibt sogar griechischen Salat, allerdings ebenfalls mit Käse aus Apulien, und die bierglasierte Schweinshaxe mit Krautsalat schlägt Brücken in Richtung Deutschland und Barbecue.

Grunewaldstr. 82, Schöneberg, Di -So ab 17.30 Uhr, lagalante-ristorante.de

Neueste Gründung des Yello-Masterminds Dieter Meier: Die "Torbar" in Mitte.
Neueste Gründung des Yello-Masterminds Dieter Meier: Die "Torbar" in Mitte.

© promo/Max Kissler/Torbar

10. Torbar | Weltläufige Häppchen

Egal, ob man nun die Musik von Yello schätzt oder lieber Beethoven oder Hardrock hört: Auf die gastronomischen Kompositionen von Yello-Mastermind Dieter Meier können sich alle verständigen. An die Seite des Wilmersdorfer "Ojo de Agua" – Steaks und Wein – ist nun die stärker jugendbewegte "Torbar" in Mitte getreten. Der Name ist ernst zu nehmen, denn dies ist in erster Linie eine Bar mit seriösen Cocktails und Drinks und erst in zweiter Linie auch ein Restaurant. Allerdings zeigt die Verpflichtung des Gourmet-Kochs Till Bühlmann ("Richard"), dass das mit dem Essen jedenfalls nicht nebenher laufen soll. Er serviert weltläufige Häppchen wie gegrillte Avocado mit Mais und Paprika oder Oktopus mit violetter Polenta und Mole-Sauce zu verträglichen Preisen um zehn Euro, aber auch Steaks von den weitläufigen Latifundien seines Arbeitgebers in Argentinien. Am späteren Abend wird es richtig laut zwischen den nackten Wänden.

Torstr. 183, Mitte, Di-Sa ab 19 Uhr, torbarberlin.eatbu.com

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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