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Petra Gute ist Moderatorin beim RBB und als Live-Reporterin unter anderem für die "Abendschau" im Einsatz.

© Annette Koroll/promo

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Spaghetti Arrabiata schmecken für mich wie eine Ouvertüre von Rossini"

Die ARD-Kulturmoderatorin und Autorin liebt die italienische und israelische Küche - und sitzt gerne in der "Moabiter Freiheit".

Von Susanne Leimstoll

Frau Gute, essen Sie gern oder sind Sie der guten Figur wegen auf Dauerdiät?

Ich esse und ich koche sehr gerne. Als Ausgleich mache ich Yoga und fahre viel Fahrrad.

Für welche Küche haben Sie eine Schwäche?

Für die italienische. Und auch für die asiatische. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan von The Duc Ngo, geh' gerne und regelmäßig ins Funky Fisch, zu "Madame Ngo", ins "Kuchi"… Und ich mag die israelische Küche. Neulich war ich im "Nithan Thai" mit Freunden essen – das war eine große Entdeckung. Kann ich jedem empfehlen.

Was hat Ihnen besonders gefallen?

Wie raffiniert die Speisen angerichtet werden. Das ist wie Kinderüberraschung für Erwachsene. Es gab etwa fantastische Dim-Sum, serviert auf heißen Kieselsteinen. Da musste man schon schauen, was kann man essen, was nicht. Super ist auch der Papayasalat als Vorspeise. Und als Dessert ein geschmolzener Schokokuchen…

Woher kommt Ihre Liebe zu Tel Aviv?

Ich habe dort nach dem Abi in einem Kibbuz gearbeitet und konnte bei einer Auschwitz-Überlebenden wohnen. Sie hat mich wie eine Tochter aufgenommen. Seit damals liebe ich das Land, die Stadt selbst, die Kultur, die Leute, ihren Humor, und ich versuche, so oft wie möglich dorthin zu reisen. Ich habe sehr viele Freunde da.

Haben Sie ein Lieblingsrestaurant in Tel Aviv?

Ja, das "Manta Ray", direkt an der Strandpromenade mit Blick aufs Meer. Dort gibt es kleine Gerichte im Tapas-Stil. Wunderbar, man kann sich aus hundert Vorspeisen was raussuchen.

Und empfehlenswerte Adressen aus Ihrem Berliner Kiez?

Ich bin überzeugte Moabiterin, lebe seit 30 Jahren da und habe den Wandel dieser Gegend miterlebt. Am liebsten kaufe ich auf dem Öko-Markt im Hansaviertel ein. Da treffe ich oft Dieter Kosslick. Für Kinder ist der Crêpe-Stand dort das Größte, und es gibt einen fabelhaften Käsestand oder auch einen für Bio-Pasta. Wir machen dann manchmal ein Schabbat-Dinner mit Freunden – sehr gemütlich. Und ich gehe sehr gerne in die Arminius-Markthalle. Das "Rosa Lisbert" geht ja jetzt leider weg, aber es gibt ja auch den hervorragenden Ceviche-Stand oder auch die "Lange Tafel" zum Brunchen. Das Publikum ist sehr angenehm, nicht nur Hipster, sondern eine gute Mischung, einmal quer durch die Gesellschaft, typisch Moabit eben.

Stichwort Brunch: Noch eine empfehlenswerte Adresse?

Das Benedict. Um einen Tisch zu bekommen, stellen meine Tochter und ich uns auch geduldig in die Schlange und warten länger als eine Stunde…

Trotz des beginnendes Herbstes: Ihr Tipp für einen Biergarten?

Berlins schönster Biergarten ist die "Moabiter Freiheit", ein Idyll neben der Johanniskirche, bezaubernd – und ein echter Geheimtipp. Da gibt es leckere Burger und Salate, guten Wein und Bier – und die netteste Ansage, fast wie eine kleine Radioshow.

Wenn Sie an Musik denken, welcher Komponist stünde für Ihr Lieblingsessen?

Richtig gute Spaghetti Arrabiata schmecken für mich wie eine Ouvertüre von Giachino Rossini... Der hat nicht nur 40 Opern geschrieben, bis er 40 war, sondern anschließend in seiner Villa bei Paris berühmte Dinnerpartys geschmissen. Er soll ein leidenschaftlicher Koch gewesen sein und hat mal geschrieben: "Appetit ist für den Magen das, was die Liebe für das Herz bedeutet... Essen, lieben, singen und verdauen sind in Wahrheit die vier Akte der komischen Oper, die wir als das Leben bezeichnen…"

Adressen: Berlin: Funky Fisch, Kantstraße 135-136, Charlottenburg | Kuchi und auch Madame Ngo, Kantstr.30, Charlottenburg | Nithan Thai, Chausseestr. 5, Mitte | Arminius-Markthalle, Arminiusstr. 2-4, Tiergarten | Öko-Markt Hansaviertel, Altonaer Str. 18, Moabit, Fr. 12 bis 18.30 Uhr | Benedict, Uhlandstraße 49, Wilmersdorf | Moabiter Freiheit, Alt-Moabit 24, Tiergarten | Tel Aviv: Manta Ray, Kaufmann St 703, Tel Aviv-Yafo

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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