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Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Grittas Bouletten sind die besten"

Warum Komödiantin Beatrice Richter am liebsten in der Fußballkneipe essen geht

Von Susanne Leimstoll

Die Schauspielerin, im TV derzeit in der Serie "Das Wichtigste im Leben" an der Seite von Jürgen Vogel zu sehen, steht vom 4. August an für die Komödie am Ku’damm im Schillertheater auf der Bühne: zusammen mit ihrer Tochter Judith Richter im preisgekrönten englischen Stück „Zuhause bin ich Darling“

Frau Richter, in der Komödie von Laura Wades verkörpert Ihre Tochter eine Frau, die danach strebt, die perfekte Hausfrau zu sein – wie in den Fünfzigern. Sie spielen ihre Mutter. Ganz wie im richtigen Leben?

Nein, im Stück bin ich eine knallharte Feministin, also mir selbst ganz unähnlich. Ich habe zwei Szenen – und einen Wahnsinnsmonolog. Der ist einzigartig, für so was würde wirklich jeder Schauspieler sterben!

Zum Theater haben Sie es nicht weit, Sie wohnen doch noch immer am Ku’damm?

Ja, sehr gerne und schon seit 2004. Jetzt wird das Mietshaus gerade saniert, und wir hoffen, dass alles bezahlbar bleibt. Die Wohnlage ist perfekt, wenn auch für jemanden in meinem Alter, der beweglich bleiben muss, beinahe zu verführerisch. Ich muss mein Karree im Grunde kaum verlassen, kann vom Balkon sehen, wenn der Bus kommt, und würde ihn dann noch kriegen. Und die U-Bahn ist auch gleich in der Nähe.

Sie sind auch, was das Ausgehen betrifft, eine treue City-West-Bewohnerin?

Ich geh‘ gar nicht groß aus und kauf‘ auch nicht irgendwo ein. Als ich damals nach Berlin kam, habe ich mit dem Bus alle Bezirke besucht. Damit hatte ich das erledigt. Marzahn zum Beispiel kenn‘ ich gar nicht, aber das ist sicher spannend da…

 

Na ja, geht so. Aber nochmal: Sie essen nie außer Haus?

Meine kulinarischen Ausflüge richten sich nach dem Fußball. Ich bin seit Jahren ein Fußballfreak, genauer: BVB-Fan. Wann immer größere Pokalspiele anstehen, geh‘ ich in eine typische Charlottenburger Fußballkneipe, ins „Cumulus“. Die gibt es seit Jahrzehnten. Mario, der Wirt, ist geliebt von seinen Gästen. Seine Mutter, die Gritta, eine Urberlinerin, ist 81. Und jetzt kommt’s: Bei wichtigen Spielen macht sie ihre Fleischpflanzerl, Buletten, wie man sie nirgends bekommt, so luftig und köstlich. Sie macht sie mit Kräutern, unter anderem Thymian. Mehr hab‘ ich noch nicht herausbekommen, sie verrät das Rezept nicht. Ihre Buletten ess‘ ich dort zum Fußballspiel, und dann nehm‘ ich noch welche mit heim. Die sind sogar noch zart, wenn man sie am Tag darauf zu Hause aufbrät.  Grittas Fischsuppe müsste Europagericht werden, so frisch und gut ist die. Und ihre Erbsensuppe! Nicht totgekocht, wie bei den meisten anderen. Du isst eine Portion und denkst: Hach, Kinder, nochmal!  Gritta ist meine Kulinarik-Königin.

Ich höre schon, sozusagen Ihr zweites Wohnzimmer…

Das tollste ist: Keiner interessiert sich so richtig für einen. Genau das strebe ich an. Hier geht’s nur um eines: Tor oder nicht Tor. Und dann halt: Fleischpflanzerl. Und weil ich kein Bier trinke, sondern ab und zu lieber eine Weinschorle, hat Mario einen sehr ordentlichen Grauburgunder für mich besorgt.

Sind Sie eine gute Köchin?

Ich koche sehr gerne, auch für mich allein. Das geht dann auch meistens ins Geld. Ich kaufe ausschließlich im Biomarkt hier gleich ums Eck. Das ist mein liebstes Lädchen, da gibt es alles, und wir duzen uns alle. Ich bin zum Beispiel ein Gelberübengemüse-Fanatiker und ein Zucchini-Freak. Ein schönes Lachsfilet mit einer Senfsauce dazu – wunderbar. Auch der Bio-Prosecco dort ist toll, aber den gieß‘ ich lieber über den Fisch und trinke einen naturtrüben Apfelsaft.

Nach der Vorstellung geht es mit Kollegen wohin?

Nirgendwohin. Allein nach Hause. Ich bin Eremit (lacht). Na ja, mit meiner lieben Kollegin Manon Straché war ich vor einiger Zeit in ihrer Kiezkneipe, der „Schillerklause“. Da war’s ganz süß, die haben ein tolles Berliner Buffet. Und zu meinem runden Geburtstag war ich eingeladen ins „Funky Fisch“. Diesen tollen Thunfisch werde ich nie vergessen!  

 

Und wenn Sie in Ihrer Heimat München sind?

Bin ich im bezauberndsten Feinkostladenlokal Münchens im alten Stadtteil Lehel, im „Buon appetito“. Das gehört dem Hansi, der ist eine Kultfigur. Ein herrlicher Linker, in etwa mein Alter. Da sitz‘ ich gern schon um 12 Uhr, esse wunderbaren Schinken, Käse, Salätchen, das beste Baguette. Und dann reden wir – stundenlang. Am Ende nehm‘ ich noch was mit für zu Hause. Beim Hansi trifft sich alles, Leute aus der gesamten Nachbarschaft.

Dann drücken wir die Daumen für die Premiere im Schillertheater.

Danke. Die Gritta und der Mario sind auch eingeladen. Da werd‘ ich mir von ihr Fleischpflanzerl wünschen. Vielleicht bringt sie ja welche mit.

Adressen: in Berlin: "Cumulus", Joachim-Friedrich-Straße 18, Charlottenburg; "Alnatura2, Giesebrechtstr. 4, Charlottenburg ; "Schillerklause", Schillerstr. 10, Charlottenburg; "Funky Fisch", Kantstr. 135 – 136, Charlottenburg.

In München: Buon appetito, Triftstr. 1, im Lehel, Inh. Johann Weiß

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