zum Hauptinhalt

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Beim Essen bin ich Typ moderne Klassik"

Warum Jazzsängerin Lisa Bassenge morgens um Fünf Haferbrei kocht und die Bolognese - trotz veganer Schübe - nur mit Fleisch liebt

Von Susanne Leimstoll

Ihre Liebe gehört dem Jazz. Mit ihrem neuen Programm „Mothers“ tritt Lisa Bassenge vom 21. bis 23. August in der "Bar jeder Vernunft" auf – und widmet sich musikalisch den Müttern der anspruchsvollen Popmusik, von den Vierzigern über Joni Mitchell bis Loretta Lynn. Als Musiker begleiten sie ihr Mann, der dänische Bassist Andreas Lang, und der schwedische Pianist Jacob Karlzon. 

Von Jazz über Pop bis zur Countrymusik: Musikalisch ist Ihr neues Programm ein ziemlicher Spagat …

Ja, es ist schlicht für jeden etwas dabei. Ich hab‘ mich ja immer sehr mit der Interpretation von Liedern anderer beschäftigt. Wenn man als Sängerin eine eigene Persönlichkeit hat, bringt man – natürlich auch durch entsprechende Arrangements – viele Stilistiken gut unter einen Hut.

Sind Sie kulinarisch eher Jazz oder Pop?

Hm, vielleicht eher moderne Klassik. Ich liebe klassische, gut zubereitete Gerichte. Aber ich mag eben auch einen modernen Touch. Ottolenghi finde ich momentan großartig. Ich koche wahnsinnig gerne und auch viel, mein Mann übrigens auch. Die zusätzliche Herausforderung ist, dass wir jetzt eine Veganerin in der Familie haben, meine große Tochter, sie ist 16. Da bekommen wir viele neue Impulse, was auch ganz schön ist. Aber in der iranischen Küche – ich bin ja Halbiranierin – gibt es eine Menge Veganes, Eintöpfe etwa mit Hülsenfrüchten. Ich versuche auch da, bei natürlichen Zutaten zu bleiben und nicht irgendwelche Ersatzwurst zu verwenden. Die ist ja eklig.

Ihr aktuelles Lieblingsgericht?

Auberginen mit schwarzem Knoblauch. Oder Süßkartoffelsalat mit Feigen. Ich mag auch gern klassische Bolognese – aber dann schon mit Fleisch! Oder mal einen guten Fisch – Seeteufel oder Lachs.

 

Wo kaufen Sie Lebensmittel ein?

Wir gehen in die Markthalle IX, zum Fleischkaufen zu „Kumpel und Keule“, die sind einfach super, und ich hab‘ den Eindruck, dass die Tiere, deren Fleisch sie verkaufen, gut gehalten wurden. Für Gemüse und Obst gehen wir einmal die Woche auf den Markt am Karl-August-Platz. Meine Schwestern auch, dann ist da immer Familientreffen.

Noch mehr gute Adressen?

Wir haben einen traditionsreichen Bioladen bei uns an der Ecke, ein Frauenkollektiv, „Kraut und Rüben“. Und in der Oranienstraße ist noch Lebensmittel Hilmanns. Der hat auch schwäbische Spezialitäten, Maultaschen zum Beispiel. Irgendwie mag ich ja fast alles.

Eher was auf die Hand oder Casual Dining?

Wir haben mittlerweile drei Kinder, deshalb gehen wir momentan total selten essen. Was ich aber liebe, ist die asiatische Küche. Ramen etwa.  Da hab‘ ich allerdings noch nichts wirklich Perfektes gefunden hier in Berlin. Für Sushi gehe ich gerne zu „Ishin“. Das ist zwar Standard, aber immer super. Italienisch … da gibt’s ein veganes Restaurant am Lausitzer Platz, das „Café V“. Das finde‘ ich gut. Falafel hol ich mir ab und zu bei uns um die Ecke oder in der Rankestraße bei „Salam“.  

Spät- oder Frühaufsteherin?  Und dann: Zuhause frühstücken oder ins Café?

Ich bin ein Superfrühaufsteher, oft um halb Fünf oder so. Wir frühstücken meist zu Hause, und ich versuche, kein Brot zu essen – wegen der Linie. Ich mach lieber einen Brei aus Hafer oder Dinkel oder Dreikorn mit Kurkuma und Kardamom und Zimt und dazu viel frisches Obst. Aber ich geh’ auch mal gern ins „Kaffeekirsche“, einen Familienbetrieb, und trink‘ einen Capuccino mit Hafermilch. Dazu ein Brioche, die backen sie dort morgens ganz frisch.   

Nach dem Konzert in eine Lieblingsbar?

Das Leben mit Kindern hält einen einfach von allem ab (lacht). Ist ja schon totaler Luxus, wenn ich nach dem Auftritt noch ‘ne halbe Stunde in dem Laden, wo ich gespielt habe, an der Bar sitze. Wo ich hingehen würde? In die „Minibar“ in der Graefestraße, die ist ganz klein und mit rotem Licht. Da wird noch geraucht.

Ihr kulinarischer Lieblingskiez?

Eher Charlottenburg. Aber neulich war ich in Prenzlauer Berg wahnsinnig gut essen bei einem Franzosen: „La Buvete“. Nur so ein Weinladen, haben der hat eben auch typisch französischen Mittagstisch. Was ich auch liebe, ist das alte „Einstein“ in der Kurfürstenstraße – vor allem auch wegen des Ambientes.

Trinken Sie gern Wein?

Seit April mach ich eine Alkoholpause. Ich habe mitbekommen, dass Alkohol das Krebsrisiko erheblich steigert. In der Musikszene wird ohnehin zu viel getrunken. Jetzt mach ich mir lieber frische Säfte oder bestelle im Restaurant einen alkoholfreien Cocktail. Na ja, ein guter Wein ist schon was Feines. Aber ich finde auch alkoholfreies Hefe echt großartig – Lammsbräu etwa. Meinen Mann hab‘ ich auch schon bekehrt.

Adressen
Kumpel und Keule, Markthalle IX, Eisenbahnstr. 43/44 Kreuzberg; Wochenmarkt Karl-August-Platz, Charlottenburg. Mi 8 – 13, Sa 8 – 14 Uhr; Kraut und Rüben, Oranienstr. 15, Kreuzberg; Lebensmittel Hillmann, Oranienstr. 20, Kreuzberg; Falafel Salam, Rankestr. 3, Charlottenburg; Ishin, fünf Standorte, z.B. Charlottenstr. 16, Mitte; Café V, Lausitzer Platz 12, Kreuzberg; Kaffeekirsche, Adalberstr. 23, Kreuzberg; La Buvette, Gleimstr. 41, Prenzlauer Berg; Einstein Stammhaus, Kurfürstenstr. 51, Tiergarten; Minibar, Graefestraße 77, Kreuzberg

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false