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Modeblogs: 13-Jährige bringt Modewelt zum Zittern

Tavi Gevinson schreibt in ihrem Blog, was modisch geht und was nicht – Millionen folgen ihr.

Das Mädchen beschreibt sich selbst als „hübsch wie eine nasse Ratte“. Sie liebt „MAAAAAAAAAAC!“ – damit meint sie den Designer Marc Jacobs – und ihr Modestil ist bestenfalls eklektisch zu nennen, eine gewagte eigene Mischung aus Alt und Neu, absurden Kopfbedeckungen und schrillen Farbkombinationen.

Doch während ihre Schulkameraden sich mit Mathematik abmühten, saß Tavi Gevinson aus Chicago bei der New Yorker Fashion Week in der ersten Reihe. Die 13-Jährige ziert das Titelbild von „Pop“, dem britischen Modemagazin, und Designer schicken ihr Klamotten.

Alles wegen Gevinsons Blog „Rookie Style“ auf tavi-thenewgirlintown.blogspot.com und dessen Gefolgschaft, die mehrere Millionen Fashion Addicts zählt. Auf ihrem Blog nimmt der Teenie so professionell die Eliteschneiderei unter die Lupe, dass nicht nur das Designerduo Kate und Laura Mulleavy von Rodarte auf sie aufmerksam wurde – und sich mit ihr nun regelmäßig austauscht. Beobachter vermuteten anfänglich sogar, dass die Modeindustrie selbst hinter dem Blog stecken könnte.

Tavi, die Tochter einer Künstlerin und eines Lehrers, ist nicht der einzige Teenager, vor dem die Modewelt zittert und sie deshalb umschwärmt. „Vogue“ lud Jane Aldrige zur Pariser Modewoche ein und ließ die 16-Jährige von Chanel einkleiden. „Ein Märchen“, schwärmt die Schülerin aus Texas, die auf ihrem Blog Sea of Shoes (http://seaofshoes.typepad.com) selbst modelt und furchtlos ihre eigenen gewagten, täglich neuen Outfits zur Schau trägt. Designerin Katie Nehra war von Aldriges Stil so beeindruckt, dass sie sie nach Los Angeles zu einer Fotosession einfliegen ließ. Urban Outfitter bat sie, Schuhe zu entwerfen, und sie fand sich in der Augustausgabe von „Vogue“ wieder. „Kleider sind vage“, begründet Aldrige ihre Leidenschaft, „aber Schuhe sind ein kraftvolles Statement, wie man sich selbst so fühlt.“

Kreative Musen liebte die schnelllebige Modeindustrie schon immer. Doch waren dies früher Künstler, die High Society oder Boheme, so machen nun frühreife Teenager mit ihren Blogs Furore. Sie können sich zwar keine Designerklamotten leisten, dafür haben sie ein Gespür für witzige Ensembles aus dem Secondhand-Shop, H&M, vom Flohmarkt oder dem Kleiderschrank der Eltern.

„Sie ist eine Brücke zwischen dem durchschnittlichen Konsumenten und den Leuten, die eine Extraportion Stil haben“, sagt Clayton Evans über Camille Rushanaedy. Der Designer der kanadischen Firma Complexgeometries ließ sich von Camilles zerfetzten T-Shirts auf ihrem Blog (http://childhoodflames.blogspot.com) inspirieren. Auch sie war bei der Fashion Week in New York dabei. Auch sie ist erst 16.

Das Interesse an den Teenie-Bloggern verwundert nicht. Liefern sie doch nicht nur einen Einblick in ihre Welt. Sie kreieren Trends, die von unzähligen anderen Teenagern kopiert werden.

Dabei macht nicht unbedingt die Qualität des Blogs den Unterschied, sondern wie die Kids mit sozialen Netzwerken umgehen und wie gut ihre Eigenwerbung ist. Verlinken sie ihren Blog mit bekannteren Websites, kann dies die Anzahl der Hits auf ihrem Blog über Nacht in die Höhe katapultieren. Erst recht, wenn dann auch noch die Zeitungen über die Blogger-Wunderkinder berichten.

„Sie können noch nicht einmal Auto fahren, aber ihr Modebewusstsein ist unglaublich“, schreibt Elizabeth Spiridakis in der „New York Times“ und fragt sich leicht entnervt, wen sie, eine 30 Jahre alte Bloggerin, demnächst beneiden wird. „Kindergartenkinder?“ Und diese Trendsetter müssen nicht einmal in den Modezentren leben. Bryan Grey-Yambao schrieb auf seinem Blog so begeistert über eine Handtasche aus hellgrünem Straußenleder, dass Designer Marc Jacobs ihm einen Prototyp auf die Philippinen schickte. Das Auspacken allein dokumentierte der 23-Jährige, androgyn mit einer Vorliebe für neonfarbene Leggings, auf Fotos in seinem Blog Bryanboy.com.

www.tavi-thenewgirlintown.

blogspot.com

http://seaofshoes.typepad.com

http://childhoodflames.blogspot.com

www.Bryanboy.com

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