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Wolfgang Joop während eines Gesprächs mit der Fraktionsvorsitzenden der Linken Sahra Wagenknecht.

© Christoph Soeder/dpa

Mode - Wolfgang Joop und seine Autobiografie: Trotz Flüchtigkeit ein Meister

Wolfgang Joop legt seine Autobiografie „Die einzig mögliche Zeit“ vor und erzählt von Fälschungen.

Es ist ein erstaunliches Leben, das Wolfgang Joop in seiner Autobiografie „Die einzig mögliche Zeit“ vor seinen Lesern ausbreitet. Bei ihm war von allem zu viel da: zu viel Begabung, die er lapidar erwähnt, um sie dann durch die Schilderung seines Scheiterns auszubalancieren, zu viele schräge Verwandte, die ihn prägten, zu viel idyllische Heimat. Und nicht zuletzt zu gutes Aussehen, das ihm oft Entscheidungen abnahm, weil Menschen von selbst auf ihn aufmerksam wurden.

Er beschreibt sich aber auch als jemanden, der nicht zögerte Chancen zu ergreifen und ein Gespür dafür entwickelte, wann es Zeit war, zu gehen. Das hat er oft getan. Er trennte sich von seiner verehrten Frau, trat viele Jobs an, um es besser zu machen als andere.

So kam er an eine eigene Pelzlinie und schließlich zu seiner eigenen Marke, „Joop!“. Und immer dachte er: „Wenn genug Geld verdient worden ist, könnte ich Maler werden.“ Mit dem Fälschen Alter Meister hatte er noch während seiner Schulzeit angefangen, er rührte sogar Farbe mit Ei an und backte Gemälde im Ofen.

So flüchtig, wie Joop oft Zwischenmenschliches beschreibt, so genau beißt er sich an manchen Schilderungen fest. Als die Porzellanmanufaktur Meissen ihn in den Achtzigern anheuern will, beschreibt er das über viele Seiten. Der Leser erfährt, was es zu essen gab, wie die Sachsen „top secret“ aussprechen, nämlich „tobsiegrid“. Das klingt mehr als naiv und löst sich erst mit dem später von der Boulevardpresse fett gedruckten Vorwurf auf, er sei „Der schönste Spion von Schalck-Golodkowski“.

Zwei Dinge sind in Joops Buch immer präsent: Potsdam, wo die Geschichte beginnt und wo er uns am Schluss aus seinem Leben hinauswirft. Er scheint heilfroh, dass heute fast alle wieder auf dem Gut Bornstedt um ihn herum sind – sein Mann Edwin, seine Ex-Frau Karin und die jüngere Tochter Florentine.

Eine moderne Vision, die sich aus Nostalgie speist

Sein anderer Fixpunkt ist die „Fashion“. Dass Joop diesen Begriff benutzt, zeigt, wann er in der Mode seine beste Zeit erlebte: in den schnellen und oberflächlichen achtziger und neunziger Jahren, als Nadja Auermann Werbung für seine Parfüms machte. Mit deren Erlös baute er seinen Eltern ein Haus. Wenn Joop eine Schau von Alexander McQueen und die Schmerzen beschreibt, unter denen der junge Brite Mode entwarf, muss er nicht erwähnen, dass seine Mode anders ist und auch nicht mehr sein muss als das, was sie ist – eine moderne Vision, die sich aus Nostalgie speist.

Das führt ihn irgendwann zu dem, was er sich für seine Marke Wunderkind ausdachte. Diese Episode streift er bedauerlicherweise nur mit ein paar Sätzen, in denen er beschreibt, wie er den Namen „Wunderkind“ patentieren ließ. Dabei hat er hier gezeigt, was er konnte, und sich mit allem, was er hatte, in die Verantwortung nehmen lassen. Das verkaufte sich nicht so wie erhofft, aber an dieses Scheitern rührt er nicht.

Ein wenig lässt Joop es so erscheinen, als sei er gar nicht schuld daran, dass in der Mode etwas aus ihm geworden ist. Doch seine Flatterhaftigkeit hat ihn nicht davon abgehalten, einer der wichtigsten deutschen Designer zu werden. Trotz seiner manchmal übermäßigen Möglichkeiten war er immer in der Lage zu gestalten.

- Wolfgang Joop, Die einzige mögliche Zeit, erschienen im Verlag Kindler, 22 Euro.

- Wolfgang Joop, 74, lebt in Bornstedt zusammen mit seinem Mann Edwin und seiner Ex-Frau auf dem Gutshof, auf dem er aufwuchs.

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