zum Hauptinhalt
Canada Goose. Dieses Emblem kommt auf jeden Parka.

© promo

Mode - Dani Reiss von Canada Goose im Gespräch: „Covid19? Wir warten nicht auf die Regierung“

60.000 Schutzkittel für Isolationspatienten: Der Chef von Canada Goose will in der Coronavirus-Krise ganz Kanada mit Schutzkleidung versorgen. Ein Interview.

Dani Reiss ist der Chef des kanadischen Labels Canada Goose. Bekannt wurde das Unternehmen aus Toronto mit Daunenparkas, die man am auffälligen Emblem auf dem Ärmel erkennt. Die Jacken, warm genug, um damit bei widrigsten Bedingungen zu überleben, werden vor allem von Stadtbewohnern getragen. Und das von so vielen, dass Canada Goose in den vergangenen Jahren stark expandierte. Jetzt will Dani Reiss sein Unternehmen nachhaltig aufstellen und ganz Kanada mit Schutzkleidung versorgen.

Wie gehen Sie mit der neuen Situation um?

Wir stellen derzeit unsere Infrastruktur zur Verfügung, um für Mitarbeiter im Gesundheitsdienst und für Patienten in ganz Kanada Schutzkleidung und Masken herzustellen. Bis jetzt haben wir 14 000 Masken sowie Schutzkleidung gespendet. Nachdem wir Verträge mit der Regierung geschlossen haben, werden wir wöchentlich 60.000 Schutzkittel für Isolationspatienten produzieren. Dazu kommen noch einmal 100 000 Stück wiederverwertbare Schutzkleidung Insgesamt planen wir, mehr als 1,5 Millionen Teile zu produzieren. All das ist für uns höchstens kostendeckend, die Gewinne kommen den nationalen Hilfsgeldern gegen Covid-19 zugute.

[Auf dem Handy und Tablet wissen Sie mit unserer runderneuten App immer Bescheid. Sie lässt sich hier für Apple-Geräte herunterladen und hier für Android-Geräte.]

Wirkt sich positiv aus, dass Sie in Kanada produzieren?
Ja, das ist ein strategischer Vorteil. „Made in Canada“ war schon immer der Kern unseres Geschäfts. Jetzt, mit einer der größten Produktionsanlagen für Bekleidung im Land, sind wir in der Position, in der Krise helfen zu können. Globale Lieferketten sind unterbrochen, die Wirtschaft ist auf Eis gelegt.

Wie wird die Krise die Modeindustrie verändern?
Die langfristigen Auswirkungen werden wir erst langsam verstehen. Klar ist jetzt schon: Die Auswirkungen werden weitreichend sein. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Marke stark genug ist, um der Situation standzuhalten.

Warum haben Sie jetzt eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Firma entworfen?
Unternehmen haben die Verantwortung, Veränderungen vorzunehmen, die sich positiv auf die Umwelt auswirken. Wir können nicht warten, bis die Regierungen die entsprechenden Gesetze verabschieden. Die Wirtschaft kann schneller handeln.

,Dani Reiss, 46, ist Chef in dem kanadischen Familienunternehmen.
,Dani Reiss, 46, ist Chef in dem kanadischen Familienunternehmen.

© promo

Was genau sind Ihre Ziele?
Wir verpflichten uns, bis 2025 die Treibhausgasemissionen um mehr als 80 Prozent zu senken. Ab 2022 werden wir kein neues Fell mehr kaufen, sondern nur noch wiederverwerten. Daunen werden wir nur solche verwenden, die mit dem Responsible Down Standard zertifiziert sind. Mit dem Siegel Bluesign kontrollieren wir die Nachhaltigkeit der Materialien und zu guter Letzt werden wir auf alle Einmalplastikartikel wie Tüten und Verpackungen verzichten.

Sie sind spät dran, warum erst jetzt?
Wir waren immer transparent darin, wie und wo wir Materialien einkaufen und wie wir produzieren. Wir bieten schon lange hochwertige Kleidung an, die man viele Jahre tragen kann. Wir geben sogar eine lebenslange Garantie. Seit 2009 haben wir rund zwei Millionen Meter Stoff aus unserer Produktion an Inuit-Gemeinden im Norden Kanadas verschenkt. In den letzten zehn Jahren haben wir mehr als vier Millionen US-Dollar an „Polar Bears International“ gespendet, um das Meereis, den Lebensraum der Eisbären, zu erhalten.

Der Parka ist Ihr wichtigstes Produkt, wie stellen Sie sicher, dass er begehrt bleibt?
Vor 15 Jahren war Outdoor-Bekleidung reine Gebrauchsware. Wir haben diese Grenzen überschritten, weil wir an der Schnittstelle von Mode und Funktion stehen. In den vergangenen Jahren haben wir mit Marken wie Marc Jacobs, Vetements und Y/Projects zusammengearbeitet. Ich denke, die Modebranche fühlt sich zu Dingen hingezogen, die real sind. Wir sind jedoch nicht daran interessiert, unser Logo auf etwas zu setzen, nur weil es sich verkaufen könnte. Alles, was wir herstellen, muss funktionieren. Unsere Parkas wurden von Anfang an gemacht, um die extremen Temperaturen des Nord- und Südpols auszuhalten. Noch heute werden sie auch als Berufskleidung verwendet..

Zur Startseite