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Messen neben der Fashion Week in Berlin: Neues Glück im Flughafen Tempelhof

Der Neustart der Messen funktioniert. Der Flughafen Tempelhof war eine gute Bühne - die Neubelebung des traditionsreichen Ortes weckte große Hoffnungen.

Natürlich ging es auf den Modemessen um die neuen Kollektionen für die Herbst-Winter-Saison 2020/21. Doch in dieser Saison stand auch der ehemalige Flughafen Tempelhof im Blickpunkt, immerhin wurde dort erstmals seit fünfeinhalb Jahren wieder Mode gezeigt. Früher hat die Jeans- und Sportswearmesse Bread & Butter in den historischen Hallen wahre Spektakel veranstaltet, und so weckte die Neubelebung des traditionsreichen Ortes große Hoffnungen.

Vor allem die Panorama, auf der kommerzielle Marken wie Tom Tailor, Wellensteyn oder Mango vertreten sind, hatte nach ihrer enttäuschenden Sommersaison einen Neustart bitter nötig. Der Umzug von den anonymen Hallen des Messegeländes am Funkturm nach Tempelhof sollte die Wende bringen. Der Schritt zahlte sich aus: „Wir sind förmlich überrannt worden“, verkündete Messechef Jörg Wichmann schon nach dem ersten Tag. Tatsächlich war die Stimmung trotz der schwierigen Lage des deutschen Textilhandels bei Ausstellern wie Besuchern prächtig.

Das lag nicht nur am kompakteren Konzept, sondern vor allem an der stimmungsvollen Kulisse. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Atmosphäre für den Erfolg einer Modemesse mindestens ebenso wichtig ist wie die Produkte selbst.

Für den Standort Berlin war aber nicht nur die Reanimation der Panorama wichtig, sondern auch, dass mit der Neonyt noch eine zweite Veranstaltung im Flughafen Tempelhof stattfand. Die Messe für nachhaltige Kleidung hatte eine Zäsur eigentlich nicht nötig gehabt, sie war aufgrund der anhaltenden Sensibilität für Umweltthemen schon zuvor höchst erfolgreich gewesen. Umgezogen war sie nur, weil in ihrem bisherigen Domizil diesmal die Modenschauen der Mercedes-Benz Fashion Week stattfanden. Der Ortswechsel bot der Neonyt die Gelegenheit, weiter zu wachsen. Doch selbst einer der riesigen Hangars reichte nicht für die mehr als 200 Aussteller, einige mussten mit einer Leichtbauhalle auf dem Rollfeld vorliebnehmen.

Durch die Kohabitation der beiden Veranstaltungen am ebenso verkehrsgünstigen wie prestigeträchtigen Ort bekam der Messestandort Berlin plötzlich etwas, das viele Besucher seit Jahren vermisst hatten: ein Zentrum. Auch die Aussteller profitierten davon. Weil die große Mehrheit der Einkäufer beide Messen besuchte, hofften sie auf viele potenzielle Neukunden. So brachte Panorama-Chef Wichmann prompt einen schon länger gehegten Plan wieder ins Gespräch: Alle Modemessen sollten doch künftig gemeinsam in Tempelhof stattfinden.

Nicht mitspielen mag da bisher die Berliner Messegesellschaft Premium Group, deren Veranstaltungen Premium und Seek an ihren traditionellen Standorten am Gleisdreieck und in der Arena Treptow ebenfalls großen Zuspruch fanden. Dort setzt man weiter darauf, die bewährten Konzepte gezielt zu justieren und verzichtet auf die Chancen und Risiken, die der Umzug nach Tempelhof bringen würde. Jan Schröder

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