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So sieht das aus. Diese Schuhe kaufte unsere Autorin.

© Thönnissen

Laufbekleidung für Frauen: Einhorn auf der Hose, Pastell- und Beerenfarben? Nein!

Warum muss Sportbekleidung für Frauen eigentlich immer so pastellig sein? Ein Leidensbericht nach einem Einkaufserlebnis.

Am Wochenende habe ich mir neue Laufschuhe gekauft. Bei denen geht es klar um Funktion, ich will Schuhe, mit denen ich gut und schnell laufen kann. Wie die aussehen, ist mir eigentlich egal. Nur eine kleine Einschränkung habe ich schon: Bitte keine Pastell- oder Beerenfarben. Dafür gehe ich ganz klassisch in den Fachhandel, wo Menschen, die mindestens schon einen Halbmarathon hinter sich gebracht haben, einem genau auf die Füße und die alten Laufschuhe gucken und dann zielsicher beraten. Die Schuhe, die sie für mich aussuchen, kann ich auf einer am Boden aufgemalten Strecke ausprobieren.
Auf meinen Einwand: Bitte keine Frauenfarben! reagiert der Verkäufer mit einem milden Lächeln, geht zur Wand mit den Schuhen, greift nach einem Herrenschuh und sagt: „Die gibt es auch für Männer.“ Er hält mir einen lindgrünen Schuh unter die Nase, der aber ist eben die Ausnahme, die die Regel „Schwarz geht immer“ bestätigt.

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Eine Wahl habe ich dann nicht. Die Schuhe die am besten passen, sind mintfarben mit aprikotfarbenen Tupfern. „Lachsfarben“, verbessert mich der Verkäufer, als ob das aus dem Pastellton eine neutrale Farbe machen würde.

Gerade bei Funktionsbekleidung für Frauen gibt es eine eigene Designsprache, die nichts mit Funktionalität zu tun hat. Es gibt Leggings, deren Muster aussehen, als hätte sich ein Einhorn darauf erbrochen, das zu viel Süßigkeiten gefressen hat. Ich besitze zum Beispiel eine dreiviertellange Laufhose, die ich mir online bestellt habe. Ich dachte: „Super, schlicht, oben herum schwarz, unterhalb des Knies mit grauen Stoffbahnen abgesetzt, das kann ich verkraften.“

„Komm, da machen wir einfach Design für Frauen draus. Die denken, das muss so sein“

Erst als ich sie anzog, bemerkte ich, dass nicht nur die Stoffbahnen unterschiedlich breit sind, sondern dass auch die Grautöne leicht varieren. Das mag theoretisch eine nette Idee sein, aber am Bein sieht es aus, als hätte ich ein orthopädisches Problem und obendrein keinen Geschmack.

Ich stelle mir vor, wie die Designer dieser Hose zusammensaßen mit den grauen Stoffen in der Hand, die irgendwie noch verarbeitet werden mussten, und sagten: „Komm, da machen wir einfach Design für Frauen draus. Die denken, das muss so sein.“ Bei Männern würde man sich das nicht trauen. Die Begründung soll uns Frauen versöhnen: Weil die nicht so modemutig sind. Wenn ich Sport mache, will ich aber gar nicht aussehen wie eine Hello-Kitty-Mutation. Bei den Männern würde ich immer etwas in Schwarz, Grau oder Dunkelblau finden, nur leider klappt das bei eng anliegender Kleidung noch viel weniger mit den Schnitten.

Ich probiere die Schuhe dann am nächsten Tag gleich aus. Es kommen mir fast ausschließlich Frauen in Beerenfarben entgegen und in Rosa, in Mint und, ja, auch in Lachsfarben. Ihre Leggings sind in bizzare Farbfelder unterteilt. Vielleicht ist das als Mimikry gedacht, weil man dann die Beine darunter nicht mehr wahrnehmen soll. Dabei sehen die eigentlich immer am besten in dunklen Tönen aus. Ich laufe dann noch ein bisschen schneller und trete ordentlich in Matsch, damit wenigstens der Lachs verschwindet.

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