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Fashion Week: Interview mit Heinz Gindullis: "Vor 20 Jahren war Mode im Club nicht relevant"

Heinz Gindullis ist der Besitzer des Cookies. Im Interview erzählt er von den letzten 20 Jahren, die er nun schon in der Berliner Club- und Modeszene unterwegs ist. Seitdem hat sich vieles verändert.

Warum schließt das Cookies?

Seit 20 Jahren hatte es sieben Locations. Die erste war winzig, die hätte in die jetzige 30 Mal reingepasst. Ich war sieben Jahre an diesem Ort. Jetzt habe ich Lust auf Neues. Mein vegetarisches Restaurant Cookies Cream bleibt hier bestehen und ich will ab Oktober hier etwas Neues aufmachen. Es wird kein Club werden – aber was genau, verrate ich nicht.

Es ist wahrscheinlich sinnvoll, den Standort zu halten.

Es ist sehr schwierig geworden, etwas zu finden. Die Mietpreise sind in den letzten Jahren explodiert. Ich kenne viele, die lange nach Räumen für einen Club gesucht haben, die sind echt schockiert.

Der erste Club war im Keller eines Wohnhauses.

Die Auguststraße hat sich so verändert, ’94 standen viele Wohnungen noch leer. Die Leute, die da lebten, waren Lebenskünstler, die hatten weder Klos noch Zentralheizung, aber sie wollten in Mitte wohnen und feiern.

Heute will niemand mehr einen Club in seiner Nachbarschaft haben, oder?

Die wollen ausgehen, aber bitte nicht bei mir in der Nachbarschaft. Im Prenzlauer Berg gibt es keinen Club mehr.

Ist für viele Modeleute das Cookies der Heimathafen?

Schon. Ich war mit Labelfinder auch tätig in der Mode. Die Idee war einfach, dass man die Läden um dich herum findet, die eine Marke führen. Ich habe zwei, drei Shows produziert und war als Caterer an der ersten Schau von Hugo Boss im Postbahnhof beteiligt.

Die Schau, wo das Essen auf riesigen Eisblöcken serviert wurde.

Ja, das ist allen in Erinnerung geblieben. Das war einer meiner größten Aufträge, damit habe ich ein Netzwerk aufgebaut. Ich habe auch 2001 die Eröffnung des Adidasladens in der Münzstraße gemacht. Dadurch bin ich in die Mode reingerutscht, wir machen zur Fashion Week ja auch immer Partys.

Macht ihr auch diese Woche etwas?

Wir haben fünf Aufträge für Catering und der Club macht jeden Tag auf.

Hat die Entwicklung des Cookies mit der der Mode zu tun?

Vor fast 20 Jahren habe ich mit dem Club angefangen, da war Mode nicht relevant. Jeder hat das angezogen, was er gerade im Secondhandladen gekauft hat.

Gab es richtige Looks?

Nein. Das gibt es jetzt vor allem bei den Jüngeren, das ist so eine Welle. So die jungen Leute aus Kreuzberg-Neukölln. Partys, die wie in München sind, haben gerade viel mehr Erfolg. Aber damals ist jeder mit seiner Tageskleidung in die Clubs gegangen, vor allem in die elektronischen Clubs in Mitte. In West-Berlin war das schon anders.

Hat sich das geändert?

Ab 2000 haben sich die Mädels für den Ausgehabend schick gemacht. Das Cookies hatte lange den Ruf, dass man sich nicht fein machen darf. Es ist in den letzten Jahren viel wichtiger geworden, was für Schuhe und Kleider man anhat und welche Marken. Nicht bei allen, aber es gibt Gruppen, die schwören auf ihre Marken-Turnschuhe.

In Berlin geht es nicht um Luxus, sondern den richtigen Turnschuh?

Ja, meistens limitierte Editionen. Vor vier, fünf Jahren hatte ich ein krasses Erlebnis. Da habe ich mit einer Amerikanerin die Garderobe nach ihrer Jacke durchsucht. Es hingen zu 90 Prozent Jacken von H&M da, das war mir fast ein bisschen peinlich.

Das liegt aber nicht daran, dass man sich hier nichts anderes leisten kann.

Nein. Es ist auch nicht wichtig, ob du Klamotten aus der letzten Saison anhast. Wenn du in London oder den USA auch nur eine Handtasche aus der letzten Saison hast – vergiss es. Hier interessiert es keinen, ob du Chanel oder H&M trägst. Es geht immer noch darum, was du bist und was du machst.

Das klingt auf jeden Fall gut.

Ich finde schon, aber vielleicht ist das in der Modebranche ein bisschen anders. Aber in der Clubszene ist es auf jeden Fall so, auch in anderen Clubs

Es geht also nicht so sehr ums Repräsentieren, sondern man geht einfach aus?

Das ist das, was Berlin berühmt gemacht hat.

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