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Die Pariser Marke Octobre Editions setzt auf den Tennispullover.

© Octobre

Der Tennispullover: Ganz großes Tennis

Zum Sportmachen trägt man ihn schon lange nicht mehr - den Strickpullover - aber in der Mode poppt er immer wieder auf.

Sport und Mode befinden sich in einer unlösbaren Symbiose. Heute macht man in Kleidung, die sportlich aussieht, gar keinen Sport mehr. Besonders gut ist das am Tennispullover zu beobachten, der in diesem Frühjahr in vielen Kollektionen auftaucht. Meist ist er cremefarben mit einem V-Ausschnitt, der mit farbigen Streifen abgesetzt ist. Dazu kommt oft ein gestricktes Zopfmuster.

Niemand würde heute auf die Idee kommen, in so einem Pullover Tennis zu spielen. Beim Guru der Männermode, Sir Hardy Amies, der seine Stilbibel in den 1960er Jahren schrieb, klang das noch ganz anderes: „Tennis ist ein Sport von Geistesgegenwart, eleganter Bewegung und präzisem Spiel.“ Was für ihn bedeutete, nur weiß und möglichst lange Hosen sind auf dem Platz erlaubt „um nicht die Reinheit des Vorgangs zu beschmutzen“. Unter den Pullover sollte man auch noch ein weißes Hemd tragen.

Da war nichts mit Funktionstextilien – Tennis und guter Geschmack gehörten für Amies unabdingbar zusammen. Dafür wies er gern noch mal darauf hin, dass damals in vielen Vereinen sowieso nur weiße Kleidung erlaubt war. Davon kann heute auch im Profisport nicht mehr die Rede sein, spätestens mit dem wilden Auftreten des US-amerikanischen Spielers Andre Agassai in den 1980ern änderten sich die Regeln.

Dafür ist der Tennispullover zu einem klassischen Wiedergänger der Mode geworden. Schon in den 1920er Jahren, als Tennis zu einer populären Sportart wurde, trug ihn die bessere Gesellschaft als modischen Ausdruck von Lässigkeit jenseits des Platzes. Seitdem taucht er in regelmäßigen Abständen auf, bei Marken wie Ralph Lauren hat er einen Stammplatz. Jetzt passt er gut zum aalglatten College-Stil, was ihn allerdings anfällig macht, ein wenig spießig auszusehen – vor allem, wenn man ihn sich um die Schultern legt. Das hätte bestimmt auch Sir Hardy Amies so gesehen.

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