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Was bleibt? Viele Millenials machen sich Sorgen um ihre Altersvorsorge.

© dpa-tmn/Christin Klose

Vom Generationenvertrag zum Generationenkonflikt: Die Rente ist für junge Menschen ein Reinfall

„Sexy und solide zugleich“ soll die Union Markus Söder zufolge sein. Solide wäre es, endlich die Rente zu reformieren. Eine Kolumne.

Eine Kolumne von Corinna Cerruti

Söder oder Laschet, Laschet oder Söder? Die CDU streitet aufgebracht darum, wer Kanzlerkandidat werden darf. Das Wahlprogramm bleibt dabei weiter ein Geheimnis. Laut Söder soll die Union „sexy und solide zugleich“ sein. Ob sie wirklich sexy sein muss, sei dahingestellt. Aber wie wär’s mit solide?

Ein Thema für höchste Solidität wäre die Altersvorsorge. Junge Menschen wissen schon jetzt: Die Rente ist ein Reinfall. Gerade die Millennials, heute um die 30, sind mit der Erkenntnis aufgewachsen, dass ihnen wenig von ihren Rentenbeiträgen bleiben wird. Der Generationenvertrag, das wurde ihnen klar, funktioniert immer weniger, eher mutiert er zum Generationenkonflikt.

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Eine umfassende Rentenreform, die auch Jüngeren eine Zukunft verspricht, gibt es nicht. Was bleibt, ist ein mulmiges Gefühl. Die Millennials und noch Jüngere werden noch Jahrzehnte arbeiten, und sie werden deutlich älter werden als vorangegangene Generationen. Werden ihre langen Jahre des Ruhestands Jahre der Armut?

Eine langfristige Perspektive bleibt aus

Laut einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge ist das Vertrauen in die Altersvorsorge zum zweiten Mal in Folge gesunken. Die Befragten sollten unter anderem die Sicherheit und Verlässlichkeit der gesetzlichen Rente auf einer Skala von null als schlechtesten Wert bis zehn als besten Wert einschätzen. Im Jahr 2019 kam sie auf einen Wert von 3,9. Im Vorjahr war es noch 4,2 und 2017 sogar 5,7.

Knapp zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass sie im Alter ihren Lebensstandard senken müssen. Die enorme Schuldenlast in der Coronakrise dürfte weitere Sorgen um den Ruhestand bereiten. Ganz offensichtlich schwillt da etwas heran, was viel zu lange verdrängt wurde. Einer aktuellen Studie der Generali Deutschland zufolge fühlen sich rund 75 Prozent der 18- bis 32-Jährigen schlecht von der Politik über das Thema Rente informiert. Bei den 30- bis 34-Jährigen sagen das sogar 81 Prozent.

Das ist kein Wunder. Die Kernwählerschaft von CDU und SPD liegt in den höheren Altersgruppen. Wenn sich die Politik um die Rente sorgte, dann um die nächsten Jahre. Rentenniveau bis 2025 halten, Beiträge bis dahin deckeln. Und danach? Eine langfristige Perspektive, eine solide Vorstellung für die heute 30-Jährigen bleibt leider seit Jahren aus.

Grüne und SPD wollen Riester abschaffen

Ein Blick in die vorhandenen Wahlprogramme zeigt nun erste Anzeichen des Erwachens. Grüne und SPD wollen Riester wieder abschaffen. Endlich! Das Bürokratiemonster versteht kein Mensch, es kostet zu viel, und die Rendite ist mäßig. Stattdessen wollen die Grünen einen öffentlich verwalteten Bürgerfonds gründen, ähnlich dem Aktienfonds, den die FDP vorgeschlagen hat und der an das schwedische Modell angelehnt sein soll: eine Investition, keine Lösung nur für das Hier und Jetzt.

Von diesem Modell würden junge Menschen profitieren, die in ferner Zukunft in Rente gehen. Die SPD möchte zudem Beamt:innen und Selbstständige in die Gesetzliche holen, eine wiederkehrende Debatte, der die CDU konstant ein klares Nein entgegenbrachte.

Die Babyboomer werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Das Beitragssystem wird damit immer teurer. Das belastet vor allem die heute jungen Menschen. Die sind aber in der Unterzahl und als Wahlvolk weniger stimmgewaltig. Also wird’s am Ende wohl ein „Weiter so“ geben, egal ob mit Laschet oder Söder.

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