zum Hauptinhalt
Der Volkswagen-Konzern musste kürzlich den Verkauf von Dieselfahrzeugen in den USA stoppen, weil er die Abgaswerte der Fahrzeuge offenbar manipuliert hatte.

© dpa

Volkswagen in den USA: Der Abgasskandal trifft die deutsche Wirtschaft insgesamt

Nach dem schwelenden Machtkampf an der Konzernspitze bedeutet die Volkswagen-Affäre einen weiteren Schlag ins Kontor des Autobauers. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sarah Kramer

Volkswagen hat ein Problem. Offenbar ist an den Manipulationsvorwürfen der US-Umweltbehörde Epa um geschönte Abgaswerte in Dieselfahrzeugen so viel dran, dass der Wolfsburger Konzern sie nicht mehr aus der Welt schaffen kann. So blieb Unternehmenschef Martin Winterkorn am Sonntag nur noch der Schritt nach vorn. „Ich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlichkeit enttäuscht haben“, erklärte er.

Der Skandal kommt für Volkswagen zur Unzeit. Auch wenn bislang nur bekannt ist, dass nahezu 500.000 Volkswagen-Fahrzeuge der Modelle Jetta, Beetle, Golf und Passat sowie des Audi A3 bei Abgasuntersuchungen manipuliert worden sein sollen: Für den Automobilkonzern dürfte die Sache teuer werden, sehr teuer. Und das in vielerlei Hinsicht.

Je nachdem, in welchem Maße die US-Tochter des Unternehmens gegen den „Clean Air Act“ verstoßen und abhängig davon, wie viele Fahrzeuge sie mithilfe einer Software als „sauber“ deklariert hat, dürfte eine Geldstrafe von Hunderten Millionen Dollar, vielleicht auch mehreren Milliarden fällig werden.

VW hatte mit „sauberer“ Diesel-Technologie um potenzielle Käufer geworben

Zurecht. Denn offenbar hat Volkswagen mit geschönten Diesel-Emissionen ein Gesetz unterwandert, das die automobilaffinen Amerikaner seit 1990 durch verschärfte Normen in Sachen Luftverschmutzung, Umwelt- und Klimaschutz stärker als bislang in die Pflicht nimmt. Auch mit Blick auf die Kunden wäre eine hohe Strafe für Volkswagen gerechtfertigt. Denn VW hatte gerade in den USA jahrelang mit seiner „sauberen“ Diesel-Technologie um potenzielle Käufer geworben.

Probleme am gravierendsten in China

Für Volkswagen ist die Angelegenheit ein weiterer, riesengroßer Schlag ins Kontor. Nach dem wochenlang schwelenden Machtkampf an der Konzernspitze zwischen Unternehmenschef Winterkorn und dem mittlerweile abgetretenen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hätte das Unternehmen ein wenig ruhiges Fahrwasser gut vertragen können.

Denn den Wolfsburger Konzern plagen schon seit mehreren Monaten Absatzsorgen rund um den Globus. Nicht nur in Russland und Brasilien verkaufen sich Fahrzeuge von VW und des Tochterunternehmens Audi derzeit deutlich schlechter als noch in den vergangenen Jahren. Am gravierendsten aber sind die Probleme in China: In der Volksrepublik und ihrer stagnierenden Wirtschaft bereitet vor allem der Verkauf der Premiummarke Audi dem Unternehmen große Schwierigkeiten.

Am Ende geht es für Volkswagen aber nicht allein ums Geld. Die Vorwürfe haben das Image des Großkonzerns bereits beschädigt, sie werfen allerdings auch Schmutz auf die Automobilbranche und deutsche Produkte insgesamt: Was bisher für Qualität und Sicherheit stand, hat durch die Abgasaffäre bei VW an Glanz verloren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false