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Protest gegen Margaret Thatcher.

© AFP

Tod von Margaret Thatcher: "Ding Dong, die Hex' ist tot"

Margaret Thatchers Härte war auch eine Waffe in einem von Männern dominierten Umfeld. Der immer noch frische Hass auf Thatcher ist auch Ausdruck dieser Frauenfeindlichkeit.

„Ding Dong, die Hex’ ist tot.“ Die BBC hat erklärt, dass sie das Lied aus dem Musical „Der Zauberer von Oz“ nicht mehr spielen wird, weil der Song gerade als „Thatcher-Hass-Lied“ Furore macht. Gleichzeitig wurde der Londoner Polizist Jeremy Scott fristlos entlassen, weil er per Twitter die Nachricht verschickt hatte, er hoffe, der Tod Thatchers sei „schmerzhaft und entwürdigend“ gewesen. Und der Beitrag des Komikers und Schauspielers Eddie Izzard zu den Feierlichkeiten anlässlich ihres Todes lautete: „Ich pisse auf ein Staatsbegräbnis.“

Margaret Thatcher hatte schon immer viele Gegner. Das ist angesichts dessen, wie sie Politik gemacht hat, kaum überraschend. Sie hat, nicht unabsichtlich, polarisiert und ist Konflikten selten aus dem Weg gegangen. Sie und ihre Politik haben die Gesellschaft gespalten. Erstaunlich ist, dass ihre damalige Härte noch heute, 23 Jahre nach ihrem erzwungenen Abtritt, viele so ungefiltert provoziert, als sei der gesellschaftliche und historische Kontext seitdem unverändert (siehe auch die Kolumne unten). Am 12. Oktober 1984, zum Beispiel, zündete die IRA kurz vor dem Parteitag der Konservativen in einem Hotel in Brighton eine Bombe. Fünf Menschen starben, Thatcher entkam nur knapp dem Tod. So waren die Zeiten damals auch. Würde man auch Helmut Schmidt heute noch an der politischen Härte messen, die er in den Tagen des RAF-Terrors an den Tag gelegt hat?

Margaret Thatchers Gegner waren vor allem Männer. Auch das ist kaum überraschend, schließlich war sie die erste Frau an der Spitze des Landes. Sie war, auch international, von Männern umgeben, von denen wenige sie mochten und viele sie offenbar nicht ernst nahmen. Als sie Helmut Kohl einmal an dessen Urlaubsort treffen wollte, sagte er ihr ab. Später sah sie ihn dann in einem Café allein vor einem großen Stück Torte sitzen. Davon, heißt es, hat sich die Beziehung nie wieder erholt. Und noch heute, nach ihrem Tod, lässt sich ein sonst so vorsichtiger ehemaliger deutscher Außenminister zu einer Bemerkung hinreißen, die seine Herablassung kaum verbirgt: „Man kann nicht sagen, dass sie außenpolitisch irgendwie erfolgreich gewesen wäre“, sagte Hans-Dietrich Genscher. Das ist allein angesichts der Tatsache, dass kaum jemand im Westen so früh die Werbetrommel für den sowjetischen Reformpolitiker Michail Gorbatschow geschlagen hat wie Thatcher in den 80er Jahren, absurd.

Aber darum geht es eben nicht nur. Margaret Thatcher war keine Quotenfrau, Feminismus und Frauenförderung lagen ihr fern. Eine Frau war sie gleichwohl, die sich mit Härte gegen ein männliches Umfeld durchsetzen musste. Deshalb wäre es zu leicht, allein ihr und ihrer Politik die Verantwortung für diese erstaunliche Aggression zuzuschreiben. Die Hexe ist die gefährliche Frau an sich und das ist der frauenfeindliche Subtext des Hasses, der der verstorbenen Premierministerin noch immer entgegenschlägt.

Damals war eine Spitzenpolitikerin eine Ausnahme, an die sich viele erst lange gewöhnen mussten. Heute ist der Kontext ein anderer, und deshalb kann sich eine Angela Merkel auch anders präsentieren als Thatcher. Zu denken, dass Merkels Teflon weicher wäre als Thatchers Eisen, ist naiv. Es ist nur ein anderes Material, eines jedoch, das der Politikerin Thatcher damals noch nicht zur Verfügung stand.

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