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Sylvia Schenk: „Meine Biografie kann ich nicht wegwerfen“

Die neue Transparency-Vorsitzende will mit der Oranisation auf eine neue Stufe.

Vielleicht hat Sylvia Schenk jetzt die Aufgabe gefunden, die sie am besten ausfüllen kann. Sie hat sozusagen ein Amt des moralischen Gewissens übernommen, als sie am Wochenende zur Vorsitzenden der deutschen Sektion von Transparency International gewählt worden ist.

Dafür hatte sie schon in den Jahren zuvor viel geübt: Denn so wie sie sich jetzt gegen Korruption engagiert, so hatte die 55 Jahre alte Juristin auch schon im Sport gegen die bösen Auswüchse gekämpft. Doping wurde eines ihrer Lieblingsthemen, und vielleicht ist sie deshalb im Wettbewerb der Sportfunktionäre untereinander auch nicht so weit gekommen, wie sie es gewollt und gekonnt hätte.

Sie galt schon als Kandidatin für die Führung im Dachverband des deutschen Sports, doch als Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer musste sie erleben, wie viel im Sport gekungelt wird und dass in Verbänden ein ertragreicher Sport oft wichtiger ist als ein sauberer. Für höhere Aufgaben schien die Olympiateilnehmerin von 1972 im 800-Meter-Lauf jedenfalls zu klug und nicht gerissen genug zu sein und verlor an Unterstützung. „Ich verstehe mich nun nicht mehr als Frau des Sports“, hat sie bei ihrer Wahl am Wochenende in Berlin gesagt, „aber ich kann meine Biografie auch nicht wegwerfen.“

Mit dem Sport macht sie jetzt das, was sie mit der Kirche oder den Gewerkschaften, vor allem aber mit der Politik und der Wirtschaft auch tut: sie kritisch von außen zu betrachten. „Wir sind mit Transparency in einer historischen Situation“, sagt sie, „es gibt einen Generationswechsel, die Männer der ersten Stunde haben sich zurückgezogen“. Bei seinem Ziel, Korruption zu bekämpfen und vorzubeugen, setzt der Verein auf öffentliche Veranstaltungen, Seminare und Einzelgespräche. Nach seinem Wachstum müsse er nun strukturell auf eine neue Stufe gehoben werden, seine Konzepte umsetzen und sich inhaltlich ausdehnen, sagt Schenk. „In der Wirtschaft hat der Mittelstand noch gar nicht richtig mitbekommen, dass Korruption auch sein Problem ist. Die denken immer nur an Siemens und glauben, jeden einzelnen ihrer Mitarbeiter gut genug zu kennen.“

Schenk, die früher Richterin war, ehe sie für die SPD in Frankfurt am Main Stadträtin für Recht, Sport, Frauen und Wohnen wurde, wird weiterhin als Rechtsanwältin arbeiten, aber ihr Hauptengagement gilt Transparency. „Hier werde ich viel bewegen können“, sagt sie. Noch mehr womöglich als im Sport. Friedhard Teuffel

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