zum Hauptinhalt

Meinung: Rinderwahnsinn: Bayern ist nicht Bullerbü

Wer hätte gedacht, in welch hohem Ansehen die bäuerliche Familie bei uns noch steht? Jedenfalls ist ganz Deutschland zurzeit überrascht und bestürzt, dass die neuesten BSE-Fälle in bäuerlichen Familienbetrieben entdeckt wurden, noch dazu in Bayern, wo wir so gern Urlaub machen.

Wer hätte gedacht, in welch hohem Ansehen die bäuerliche Familie bei uns noch steht? Jedenfalls ist ganz Deutschland zurzeit überrascht und bestürzt, dass die neuesten BSE-Fälle in bäuerlichen Familienbetrieben entdeckt wurden, noch dazu in Bayern, wo wir so gern Urlaub machen. Jo, mei. Was hatte man denn erwartet? Dass der liebe Bauer mit der lieben Bäuerin und den lieben Mägdelein die lieben Kühe mit liebem Gras füttert? Doch leider, leider: Bayern ist nicht Bullerbü.

Solche Bauernhöfe stehen unter hohem Konkurrenzdruck. Oft wird das Vieh in engen Ställen gehalten, und auf den Fensterbrettern stehen die Medikamente. Da das bäuerliche Ethos nicht zuletzt durch den von der EU geförderten Agrar-Sozialismus ohnehin stark gelitten hat, wird den Tieren oft auch Kraftfutter gegeben, in dem sich wiederum Tiermehl befindet. Der bayerische Bauer, dessen Rind positiv getestet wurde, bestreitet natürlich, Tiermehl jemals auch nur von weitem gesehen zu haben. Nur, was soll er sonst tun in seiner Existenzangst?

Dass der Bauer möglicherweise aus Not lügt, kann man ihm fast nicht verdenken, jedenfalls braucht man sich nicht darüber zu wundern. Erstaunlicher ist schon, mit welch hohem poetischen Aufwand andernorts an Illusionen zum Thema BSE gearbeitet wird. Erst wollte man glauben, dass es in Deutschland keines gibt. Dann redete man sich ein, in Bayern sei es besonders unwahrscheinlich. Dann wollte man wissen, dass so etwas nur in Agrarfabriken vorkommen könne. Dann sollte ein eingehendes Gespräch mit dem ganz persönlichen Metzger irgendwelche Sicherheit bringen. Und der neueste Illusionismus besagt: Bei Muskelfleisch kann nichts passieren. Weiß das Prion das?

Professor Franz Kretschmar vom Neuropathologischen Institut der Universität Göttingen sagt dazu Folgendes: Höher als die Gefahr etwa durch eine Beinscheibe ist das Risiko durch ein knochenloses Stück Filet aus der Nähe des Rückenmarks. "Da würde ich meine Finger von lassen."

Es hilft alles nichts, all die kitschigen Illusionen täuschen nur darüber hinweg, dass man derzeit am besten gar kein Rindfleisch isst, dass man, wenn schon, nur auf biologischen Landbau setzten kann - und nicht etwa auf familiären, bayerischen oder sonstwie gutgemeinten. Und dass die alte Regel gilt: "Was nichts kostet, ist auch nichts."

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false