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Immer mehr Menschen wenden sich gegen Mohammed Mursi und gehen auf die Straße - auch das Militär hat ihm jetzt ein Ultimatum gestellt.

© Reuters

Proteste in Ägypten: Zu viel Islam gewagt

Wer wie Mursi oder Erdogan versucht, per Staatsgewalt aus seinen Landsleuten bessere Muslime zu machen, wird eines Tages die Quittung bekommen, findet unser Autor. Für Mursi könnte das schon sehr bald der Fall sein.

Im Umkreis von Präsident Mohammed Mursi scheint man langsam zu realisieren, was die Stunde geschlagen hat. Millionen Menschen haben dem Regime der Muslimbrüder die rote Karte gezeigt. Millionen sehen keine Besserung in ihrem Alltag und sind es leid, sich mit frommen Vorschriften bis in ihr Privatleben hinein bevormunden zu lassen. Wie in der Türkei zeigt sich auch in Ägypten, dass der politische Islam mit seinem religiösen Gestaltungsanspruch eine Polarisierung der Gesellschaft erzeugt, die das gesamte Staatswesen zerreißen kann. Staatschef Mursi war sogar bereit, nur um die Scharia als zentrale Quelle des Rechts in der neuen Verfassung Ägyptens zu verankern, die politische Kooperation mit der Demokratiebewegung aufzukündigen, die treibenden Kräfte der Revolution gegen Hosni Mubarak von der Mitgestaltung des neuen Grundgesetzes auszuschließen und die Minderheit der Christen nachhaltig vor den Kopf zu stoßen. Der Staat jedoch ist keine religiös getönte Moralanstalt und kann es niemals sein. Und wer, wie der Türke Erdogan und der Ägypter Mursi, per Staatsgewalt aus seinen Landsleuten bessere Muslime machen will, wird eines Tages die Quittung bekommen. Für Muslimbruder Mursi könnte dies bereits diese Woche der Fall sein.

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